Henryk Sienkiewicz

Die Kreuzritter


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      Henryk Sienkiewicz

      Die Kreuzritter

      Historischer Roman aus dem XV. Jahrhundert

      Nach dem Polnischen übersetzt von E. u. R. Ettlinger.

      Illustriert von A. Schwormstädt.

      Covergestaltung: Steve Lippold

      Digitalisierung: Gunter Pirntke

      ISBN: 9783955012113

      2014 andersseitig.de

      andersseitig Verlag

      Dresden

      www.andersseitig.de

      [email protected]

      (mehr unter Impressum-Kontakt)

      Inhalt

       Impressum

       Zur Einführung.

       Erster Teil

       Zweiter Teil

       Dritter Teil

       Vierter Teil

       Fünfter Teil

       Sechster Teil

       Siebenter Teil

       Achter Teil

       Neunter Teil

       Zehnter Teil

       Elfter Teil

       Der Film

      Wenn man die Werke des großen polnischen Romanciers in ihrer chronologischen Ordnung überblickt, und dabei die in den Jahren 1884 bis 1888 entstandene Roman-Trilogie »Mit Feuer und Schwert«, »Sturmflut« und »Pan Wolodyjowski« als eine geschlossene Schöpfung betrachtet, so wird man gestehen müssen, daß Sienkiewicz in Bezug auf Stoffwahl und Behandlungsart eine geradezu überraschende Verwandlungsfähigkeit besitzt. Denn nachdem er 1880 mit der chronikalischen Erzählung »Tatarische Gefangenschaft« sich zum erstenmal an geschichtliche Stoffe herangewagt und hierauf mit der genannten Trilogie einen großartigen Befähigungsnachweis geliefert hatte, machte er in dem 1890 erschienenen Roman »Ohne Dogma« einen Riesenschritt aus den wilden, kraftstrotzenden Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts mit ihren Kosaken- und Schweden-Kämpfen mitten in die nervenschwache Dekadenzepoche des ausgehenden 19. Jahrhunderts und schuf so nacheinander den besten historischen Roman und den besten psychologischen Roman aus der Gegenwart, den die Litteratur seines Volkes kennt. Größere Gegensätze, als diese beiden Werke, sind kaum denkbar. Im Jahre 1894 erschien der Roman »Die Familie Polaniecki«, dessen Abstand von dem vorhergehenden zwar nicht so groß ist, da er nur eine andere, gesündere Spielart des modernen Menschen vorführt und den Rahmen des zeitgenössischen Gesellschaftbildes erweitert zeigt, dafür aber bringt schon das nächste Jahr wieder ein neues protensartiges Kunststück und einen überraschenden Beweis von dem außerordentlichen historischen Sinn und der dichterischen Intuitionskraft Sienkiewicz'. Denn der im Zeitalter Neros spielende Roman » Quo vadis?« ist in gewissem Betracht eine geniale historische Transskription des modernen Themas in »Ohne Dogma«, indem wir hier den überfeinerten und vergrübelten Kulturmenschen der Gegenwart, dort den typischen Vertreter des dekadenten Heiden- und Römertums vor uns haben. In beiden Romanen ist die Darstellung der kompliziertesten Lebens- und Seelenvorgänge, der verfeinertsten Instinkte und Stimmungen so meisterhaft und der Inhalt, wie man fast glauben muß, so dem eigenen Lebensinhalt und Wesen des Dichters selbst verwandt, daß es schwer zu fassen ist, wie er nun abermals den Sprung rückwärts in die Darstellung primitiverer Gefühlsweisen mit solchem Glück unternehmen konnte, wie es in seinem neuesten Roman » Die Kreuzritter« der Fall ist.

       Der Stoff zu diesem Roman, oder sagen wir besser, die geschichtlichen Bedingungen, die besonderen Situationen und das Zeitkolorit sind der Geschichte des polnischen Volkes im 15. Jahrhundert entnommen, dem Zeitalter des Königs Wladislaw II. und seiner Gemahlin, der hl. Hedwig, einer Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen. Die Epoche ist eine der glänzendsten in der Geschichte des Landes, und ihr Ruhm gipfelt in den siegreichen Kämpfen der unter Wladislaw II. vereinigten litauischen und polnischen Stämme gegen die Ritter des hohen Deutschen Ordens.

       Der Deutsche Orden, der ähnlich dem älteren Johanniter- und Templerorden in den Tagen der Kreuzzüge aus einem ursprünglichen Hospitalorden sich allmählich zu einem Ritterorden mit dem Zweck der Bekämpfung der Ungläubigen entwickelt hatte, verlegte im Jahre 1309 seinen ehemals in Venedig gelegenen Ordenshauptsitz nach Marienburg an der Nogat. War ihm die europäische Kultur für seine ausgedehnte und einschneidende Wirksamkeit schon lange Dank schuldig, so genoß nunmehr auch das preußische Ordensland längere Zeit hindurch die Früchte des kulturfördernden Wirkens der »Kreuzritter«. Sowohl als deutsche Vormacht gegen die vordringenden Stämme des Nordens und Ostens, wie als Förderer des Handels, der Kunst und Wissenschaft hat der Orden sich bleibende Verdienste erworben. Aber diese Blüte des Ritterstaates begann schon nach wenigen Jahren zu welken. Eine »unleidliche Eroberungssucht« führte zu langwierigen und erbitternden Kämpfen mit den Litauern und Polen, bis sich der Orden, nach der für ihn unglücklichen Schlacht bei Tannenburg (1410), völlig erschöpft hatte. Das Verhältnis der »Kreuzritter« und ihrer östlichen Grenznachbaren zu einander war allmählich durch eine Reihe von gegenseitig verübten Gewaltthätigkeiten, Racheakten und Verrätereien unhaltbar geworden. Dazu kam, daß der Orden, durch die unter dem Großfürsten Jagiello, dem späteren König Wladislaw II. von Polen, vollzogene Christianisierung Litauens, sich die Grundlagen seiner Existenzberechtigung entzogen sah. Seine Aufgabe war der Kampf gegen Ungläubige gewesen, die es nun nicht mehr gab. Jagiello wurde im Gegenteil ein Schützling des Papstes und konnte von jetzt ab mit vollem Recht die Einmischung des Deutschen Ordens in seine inneren Angelegenheiten als unberechtigt zurückweisen. Das war für den Orden eine heikle Situation, über die sich viele seiner Mitglieder dadurch hinwegsetzten, daß sie die Bekehrung der heidnischen Litauer nicht ernst nahmen. Nun ist es ja allerdings richtig, daß bei vielen Litauern die Bekehrung eine bloß äußerliche war, und die Gebräuche und Sitten der Heiden bei dem ohnehin zum Aberglauben neigenden Sinn des litauischen Volkes fortbestanden. Wenn jedoch auch die Deutschordensritter sich dem Urteil der russischen Schismatiker anschlossen, die aus Verdruß darüber, daß Jagiello die Ehen zwischen schismatisch-griechischen und römischen Christen verboten hatte, die Litauer Heiden nannten, und wenn sie vor allem geringschätzig fragten, was denn überhaupt Jagiello für das Christentum gethan hätte, so war dies in hohem Grade ungerecht und mußte die zwischen den Kreuzrittern und den Litauern ohnehin bestehende Feindschaft nur noch verstärken. »Nicht ganz mit Unrecht, so sagt Schrödl in Welter und Wetzes »Kirchenlexikon« (6. B. Sp. 1264, Freiburg 1889), erwiderte hierauf Jagiello, solche Vorwürfe könne man eher den Deutschen Rittern machen, denn sie hätten seit fünf Jahren für die Bekehrung der Samaiten nichts gethan und bekümmerten sich auch sonst vorzüglich nur um ihre zeitliche Herrschaft; dagegen habe er in Litauen Kathedralen und viele Parrochien