Glenn Stirling

Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand


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ist denn mit dir los, Gert? Hast du etwas Ungutes verschluckt?“

      Dann lachte sie.

      „Nun sieh ihn dir doch an, Paps, er guckt ja richtig bös!“

      „Was ihr Frauen nur immer an uns Männern seht. Dummes Zeug“, knurrte

      Peschke und widmete sich seinem Sherry.

      „Inge, ich glaube, ich muss einmal mit dir allein etwas besprechen. Es ist ziemlich wichtig“, sagte Wolf.

      Peschke brummte etwas, stand auf und nahm sein Glas.

      „Nein, das wollte ich damit nicht sagen!“, rief Dr. Wolf, aber Peschke zuckte nur die Schultern und brummelte: „Bleibt ruhig hier, ich muss sowieso zu den Gästen, sonst hab’ ich eine Woche lang keine ruhige Minute vor Mama ...“

      *

      ALS SICH DIE TÜR HINTER ihm schloss, fragte Inge:

      „Gert, was ist denn nur passiert? Noch nicht mal ’nen Kuss hast du mir gegeben.“

      „Inge, warst du heute mit dem Mercedes in der Viktoriastraße?“

      „Nein“, erwiderte sie erstaunt. „Warum?“

      „Du bist auch nicht dort entlanggefahren?“

      „Nein! Warum fragst du nur?“

      Ich war vorhin, bevor ich hier ins Haus kam, auf dem Wagenplatz. Der Mercedes steht in der Werkstatt. Hinten ist die Stoßstange verbogen.“

      „Na und, das ist sie seit einem halben Jahr. Paps sagt, deshalb führe der Wagen noch lange, und der neue sei ja in vierzehn Tagen da. Warum sollen wir noch groß Geld an den alten wenden. Mercedes nimmt ihn so in Zahlung wie er ist, das ist doch abgemacht.“

      „Der Wagen hat auch rote Polster, Inge.“

      Sie lachte, sah ihn dann ein wenig besorgt von der Seite an und fragte:

      „Ist dir nicht gut, Gert? Oder hast du getrunken?“

      „Inge, es ist mir todernst, was ich sage. Der Wagen ist grau, hat rote Polster, eine beschädigte hintere Stoßstange. Inge, und wie sah die Bluse aus, die du heute morgen getragen hast?“

      „Bluse? Ich hatte ein blaues Kleid an. Aber hör mal, das ist ja wie ein Verhör! Was willst du denn überhaupt mit dieser Fragerei von mir?“

      „Und du bist bestimmt nicht durch die Viktoriastraße in die Ferenburger Straße gefahren? So um Viertel nach zehn?“

      „Ich verstehe diese Fragen nicht, Gert. Aber warte mal, ich überlege. Hmm, Viktoriastraße, das ist doch dort, wo die Gewerbeschule ist? Ja, es könnte stimmen, ja, und die Zeit könnte auch stimmen. Aber was ist denn nur? Wieso fragst du mich ... Gert!“

      Sie wurde plötzlich ernst.

      „Gert, was ist los? Du fragst doch nicht aus Spaß?“

      „Aus Spaß? Nichts läge mir ferner. Hör zu! Heute Morgen gegen 10.15 Uhr kam aus der Viktoriastraße ein Mercedes 220 S, mausgrau, rote Polster, beschädigte hintere Stoßstange, Fahrerin blaues Kleid oder Bluse, hellblondes Haar. Der Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit aus der Viktoriastraße heraus, obgleich es eine Stoppstraße ist ...“

      „Ja, ich entsinne mich. Das Gaspedal hing. Aber ich konnte den Wagen noch gut herumbekommen, und nachher löste sich das Pedal auch wieder. Dumme Situation ...“

      „Inge, und der Lastwagen?“

      „Welcher Lastwagen?“

      „Als du aus der Viktoriastraße gerast bist, kam ein Lastwagen auf der Ferenburger Straße an. Ein Lastwagen mit Anhänger, beide beladen mit Kies. Der Wagen gehört der Firma Ritter. Er müsste dir aufgefallen sein, schon weil es eine Konkurrenzfirma ist.“

      „Pah! Konkurrenz? Ritter ist für uns keine Konkurrenz.“

      Dr. Wolf sah sie eindringlich an.

      „Inge, das sind doch jetzt Bagatellen. Der Lastwagen kam, und du hast ihn fast gerammt. Das haben viele Leute beobachtet. Der Fahrer des Lastwagens hat vermieden, dich zu überrollen, riss den Lastwagen nach rechts und prallte, weil der Reifen platzte, gegen die Hausmauer ...“

      Sie zuckte die Schultern.

      „Davon weiß ich aber nichts. Und wenn schon, er hat mich nicht berührt, und dann ist es auch nicht meine Sache.“

      „Inge, bist du des Teufels? Ich bin noch nicht fertig. In dem Lastwagen saß außer dem Fahrer noch dessen Frau. Sie war in anderen Umständen. Bei dem Unfall wurde sie leicht verletzt, aber infolge des Aufpralls setzte die Geburt vorzeitig ein. Es kamen noch Komplikationen hinzu. Die junge Frau befindet sich noch immer in Lebensgefahr. Und da sagst du, das alles sei nicht deine Sache. Weißt du, dass dich die Polizei überall sucht, vielmehr deinen Wagen?“

      Inge wurde blass.

      „Mein Gott! Aber ich weiß doch gar nichts davon. Ich habe wirklich nichts gemerkt!“

      „Das begreife, wer will. Es muss einen mörderischen Knall gegeben haben, als der Lastwagen an die Wand stieß. Und dass du den Lastwagen überhaupt nicht gesehen haben willst ...“

      Sie krallte ihre Hände in seine Schultern.

      „Gert, ich schwöre dir, ich habe nichts bemerkt. Du musst es mir glauben. Ich war so mit dem Gaspedal beschäftigt, dass ich ...“

      „Hallo, seid ihr immer noch hier?“, rief Peschke von der Tür her.

      Dann trat er näher, sah Inge erstaunt an, blickte dann auf Dr. Wolf und fragte verblüfft: „Was ist denn mit euch los?“

      Inge begann zu weinen.

      „Paps, ach Paps, es ist furchtbar.“

      Sie sank jetzt an die väterliche Brust und schluchzte hemmungslos.

      Peschke versuchte, sie in einen der Sessel zu schieben, aber sie schlang ihre Arme um seinen Hals.

      „Nun setz dich, Kind, ich will erst wissen, was los ist!“

      Dr. Wolf erzählte es ihm, denn Inge war dazu nicht imstande.

      „Eine schöne Schweinerei!“, keuchte Peschke und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. „Und ausgerechnet ein Lastwagen von Ritter. Mit dem alten Ritter wollte ich ein Geschäft machen, das mir gut und gerne hundert Mille Umsatz gebracht hätte. Nee, nee, dass einem das passieren muss. Und was nun?“

      Dr. Wolf sah auf den korpulenten Mann im Sessel herab.

      „Für mich gibt es da überhaupt keine Überlegung.“

      Peschke nickte.

      „Klar, Junge, ganz richtig. Wir müssen sofort die Stoßstange auswechseln und ...“

      „Nein!“

      Dr. Wolf sprach scharf, und Peschke sowie Inge sahen ihn überrascht an.

      „Na was denn?“, fragte Peschke schulterzuckend.

      „Ich meine“, erwiderte Dr. Wolf, „dass es hier nur einen Weg gibt: den zur Polizei.“

      Peschke sprang auf, und sein breites Gesicht wurde dunkelrot.

      „Mensch, bist du von allen guten Geistern verlassen? Zur Polizei? Das fehlte noch. Dann erfährt Ritter von der Sache, und Inge steht noch groß in der Zeitung. Das wäre ein schöner Skandal! Nee, mein Lieber, Polizei is’ nich'!“

      „Was denkst du, Inge?“, fragte Dr. Wolf ruhig.

      Sie sah ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.

      „Dann werde ich doch eingesperrt. Davor hab’ ich Angst.“

      Dr.