K.R.G. Hoffmann

AUFRECHT IN BERLIN


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      Anerkennung

      Drei öffentliche Lesungen hatte es aus dem Manuskript gegeben. Unter den Zuhörern saß Wolfgang Peter ARLT, genuiner Berliner und ungefähr gleich alt wie die Romanhauptfigur.

      Der Blickwinkel, aus dem heraus das Milieu des politischen Berlin gezeichnet wurde, überzeugte ihn, diesem Buch den Start zu sponsern.

      Nach einem Unfall, junger Berufs-Invalide, hatte man ihn in die Gruppe der über 65-jährigen Ostberliner befördert.

      Dermaßen „aufgestiegen“, durfte er die Privilegien der Altersrentner nutzen und zwischen den zwei Welten des geteilten Berlin pendeln.

      Was ihm in dieser Zeit an systemrelevanten Schikanen und Egoismen widerfuhr, lässt ihm heute noch den Kamm schwellen……

       AUFRECHT IN BERLIN

       Metamorphosen eines Mannes 1943-2020

       K.R.G. HOFFMANN

      © 2020 K.R.G. HOFFMANN

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Umschlaggestaltung:

      Juliane Wernhard

      Fotografen:

      Andreas Imhof, Rheinberg, „Goldelse“ a. d. Siegessäule Berlin, 2015

      Nancy Marisa Arlt/Ponnath, Berlin, Coverfoto-RS, 2020

      Lektorat:

      Erika Kühn

      Verlag & Druck:

      tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      Paperback: ISBN 978-3-7482-6297-8

      Hardcover: ISBN 978-3-7482-6235-0

      e-Book: ISBN 978-3-7482-6236-7

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Inhalt

      Anerkennung

      Formate im Herbst

      - Voraus, der Leichenschmaus

      Wurzeln – und wie es mit Roland begann

      - Götterdämmerung

      - Als der Pulverdampf verflogen war

      Neue Orientierungen

      Steppke in der Stadt zweier Welten

      Öffnung neuer Horizonte

      - Tausend-und-eine-Nacht

      Gewachsene Flügel, gebrochen und abgeschnitten

      Justierung neuer Perspektiven

      - Weites Land – Leningrad ist nicht Moskau

      -'64, Alltagssplitter; Reiseerlaubnis Richtung Süd-Ost

      - Phönix aus der Asche

      - Auf die Knie gezwungen

      - Idee mit Rückfahrtkarte - gescheiterte Flucht

      - Horrorknast CSSR, Ceske-Budeowice

      - MfS Berlin-Hohenschönhausen

      Aus der Zelle raus – rein in die „DDR“

      - „Freiheit“, erster - vor dem Schlaf letzter Gedanke

      Flucht über den 'Checkpoint-Charlie' Berlin

      Ankunft

      Die erreichte Freiheit – eine Metamorphose

      Frontstadt - funkelnder Solitär pulsierender Freiheit

      - Trittfassen auf tiefem Geläuf

      Brennende Herzen – Kampfszenen im „Kalten Krieg“

      - Gegebenes Wort verpflichtet!

      - Die Zeit der Tunnelbauten in Berlin war vorbei

      - Heiße Sache, damals im August 1968

      - Ein ganz heikles Fluchtprojekt

      - Carte Blanche für Roland

      - Unverhofft kommt oft – die schnellste Flucht

      - Gemeiner Verrat – eine tragische Geschichte

      - Weiter immer weiter, Eltern mit ihren Babys

      Schneid braucht auch Gottvertrauen

      - Studien-Exkursion – Thailand, Kriegspartei + Etappe

      - Student sein, wenn die Hiebe fallen…..

      - Blut ist dicker als Wasser

      Der Ausstieg

      - Politische Vorstellungen

      Die Mauer ist weg! „Wir sind ein Volk!“

      - Das Ringen - Berlin wird, was es war

      - Rolands erfreulichster politischer Irrtum

      - Der 'Kalte Krieg' war Geschichte, aber….

      Epilog

      Anno 2020 – Lebende Akteure und Zeitzeugen

      Das Einzige, was Menschen Ewigkeit verleiht, ist nicht die Geschichte,

       sondern eine Geschichte, die man erzählt.

       Aus dem Gilgameschepos – entstanden zwischen 2.100 und 600 v. Chr.

       Formate im Herbst

      Herbst 2013 in Berlin an einem Tag des sich in die Länge ziehenden Altweibersommers in einem Reinickendorfer Gartenrestaurant. Das Geschirr der letzten Mittagsgäste ist abgeräumt und alles neu eingedeckt. In etwa drei Stunden ist mit dem Eintreffen gutbürgerlicher Abendgesellschaften zu rechnen. Jetzt ist „Happy hour time“. Alles ruhig - das Personal steht privatissime zu Diensten. Zwei Tischreihen von meinem Platz entfernt sitzt ein Mann an der Stirnseite eines Tisches, der von 5 leeren Gartenstühlen umstanden ist. Diese Komposition lässt darauf schließen - Man(n) erwartet Gäste. Der Mann scheint das Alleinsein in der nachmittäglichen, wärmenden Sonne zu genießen. Bequem im Gartenstuhl mit Armlehne sitzend, hat er vor sich auf dem Tisch eine Karaffe mit Weißwein stehen. Scheint auch noch nicht lange da zu sein, denn aus der Karaffe fehlt nicht mehr als eines Glases Menge.

      Zwischen den ersten drei Fingern seiner linken Hand bewegt er spielerisch die Zigarrenspitze, die quasi das Mundstück für eine Zigarre im Korona-Format bildet. Das Erscheinungsbild dieses Mannes lässt vermuten, es könne sich bei der Zigarre um eine „Havanna“ handeln. Die könnte ein Longfiller sein. Das sind ineinander gedrehte Blätter, entgegen Füllungen aus kleingeschnipseltem oder gerupftem Tabak - Shortfiller genannt. Der Beobachtete schaut gedankenversunken auf den langen Brand seiner Zigarre. Erst als dieser gute zwei Zentimeter lang ist, für Longfiller charakteristisch, streift er die Asche ab. Eine Zigarrenspitze macht noch keinen Snob, meinte „Zigarrenpapst“ Davidoff. Er schrieb: "Leute, die eine „Havanna“ mit Spitze rauchen, trinken womöglich Champagner mit Strohhalm. Wie auch immer, unverfälscht und voll genießen – dann ist alles richtig!“

      Später werde ich erfahren, der Mann raucht seit gut vierzig Jahren Zigarren nur in Spitze. So rauchend, wird er sagen, das ließe ihn gleichzeitig schreiben, oder auf der Computertastatur tippen, telefonieren oder am Lenkrad sitzend Auto fahren. Die universelle Handhabung der Zigarrenspitze förderte seinen Konsum und ließ ihn bis zu sieben Koronas täglich schmauchen. Voll genießend, so habe ich den Alleinsitzenden vor Augen. Ohne zu inhalieren, lässt er den Rauch im Mund zirkulieren und bläst hernach abgekühlte blaue Wölkchen in die laue Herbstluft.

      Der Beobachtete schaut zu mir herüber – unsere Blicke treffen