Bernhard Kempen

ARKADIA


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      Bernhard Kempen

      ARKADIA

      Ein Greedy-Roman aus dem Xenosys-Universum

      AndroSF 123

      Bernhard Kempen

      ARKADIA

      Ein Greedy-Roman aus dem Xenosys-Universum

      AndroSF 123

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      © dieser Ausgabe: August 2020

      p.machinery Michael Haitel

      Titelbild: Dirk Schulz

      Illustrationen: Michael Wittmann

      Karte: Maria Wohnig

      Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda

      Korrektorat: Amandara M. Schulzke, Michael Haitel

      Lektorat: Eva Brunner, Michael Haitel

      Herstellung: global:epropaganda

      Verlag: p.machinery Michael Haitel

      Norderweg 31, 25887 Winnert

      www.pmachinery.de

      für den Science Fiction Club Deutschland e. V., www.sfcd.eu

      ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 210 2

      ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 882 1

      

      1

      Ich weiß, dass ich der beste Reporter von Trash Universe bin, wenn es darum geht, unter der Gürtellinie zu recherchieren. Aber hätte ich geahnt, was auf mich zukommt, als mein Chef mich an diesem Tag in sein Büro rufen ließ, nun ja …

      Mir ist immer noch nicht klar, was ich von der Sache halten soll. Gerade habe ich den ersten Chip mit mehreren missglückten Versuchen, eine fetzige Reportage zu schreiben, in die Ecke gefeuert.

      Also noch mal von vorn und der Reihe nach. Vielleicht klappt es ja diesmal.

      Mein Chef kennt mich viel zu gut. Er weiß genau, wie er mich um den Finger wickeln kann. Und hinterher ärgere ich mich jedes Mal, dass ich wieder auf ihn hereingefallen bin.

      »Dein Bericht über die Nutten vom Mars ist bombenmäßig eingeschlagen, Adrian«, sagt Bob Bruford zur Begrüßung. »Sämtliche Medienagenturen des Universums prügeln sich gerade um die Kopierrechte und treiben gegenseitig die Preise in die Höhe. Man merkt bei jedem einzelnen Satz, dass du dich mit Leib und Seele in die Recherchen gestürzt hast.«

      Das war auch so eine Sache, mit der er mich total überrumpelt hat. Hätte ich damals geahnt … Aber lassen wir das.

      »Die drei Wochen Sonderurlaub hatte ich danach auch dringend nötig«, sage ich.

      »So liebe ich dich – immer zu Scherzen aufgelegt!«, sagt Bob mit seinem dröhnenden Lachen, das nichts Gutes ahnen lässt. »Ich hoffe, du bist jetzt wieder fit!«

      »Weiß ich nicht. Hab’s seitdem noch nicht wieder ausprobiert.«

      »Dann solltest du schon mal mit dem Training anfangen!« Er wirft mir seinen typischen durchtriebenen Blick zu. Und dann kommt’s: »Ich habe nämlich einen ganz besonderen Leckerbissen für dich, Adrian!«

      »Soll ich dir jetzt jede Woche eine Fortsetzung liefern?«

      »Keine schlechte Idee. Darauf kommen wir später vielleicht noch einmal zurück. Nein, es ist viel besser!«

      Inzwischen sollte mir eigentlich klar sein, dass ich lieber die Finger davon lassen sollte, wenn er schon so anfängt.

      »Nun sag schon, was für eine Gemeinheit du diesmal ausgeheckt hast!«, dränge ich ihn.

      »Ich habe hier ein Ticket für dich.« Bob hebt einen Fetzen Papier vom Schreibtisch auf und wedelt mir damit vor der Nase herum.

      »Ach du Scheiße!«, sage ich. »Das sieht nach einem interstellaren Flug aus.«

      »Völlig richtig!«

      »Und was bleibt für mich übrig, nachdem du mir die Reisekosten vom Gehalt und die mehrwöchige Reisezeit vom Urlaub abgezogen hast?«

      Bob schüttelt sich vor Lachen. »Genau dieser bissige Zynismus ist es, den unsere Leser an den Reportagen von Adrian Ginjeet so lieben!«

      Ich habe nie verstanden, was ausgerechnet Bob Bruford mit seinem merkwürdigen Sinn für Humor an meiner Arbeit findet. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er immer an den falschen Stellen lacht. Aber solange er mir den Lebensunterhalt sichert, soll es mir recht sein.

      »Soll das etwa heißen, Trash übernimmt die vollen Kosten, um mich ins All zu schießen?«, frage ich misstrauisch. »An der Sache muss doch was faul sein!«

      Bob grinst auf seine unnachahmliche Weise. »Der einzige Haken ist, dass ich eine erstklassige Reportage von dir erwarte.«

      »Wenn du mir nicht sofort sagst, was du von mir erwartest, gehe ich zur Konkurrenz und schreibe einen Bericht über deine Geschäftspraktiken!«

      Er winkt nur müde ab. »Wenn ich in der Branche bekannt gebe, dass du vor diesem Auftrag den Schwanz eingezogen hast, bist du beruflich erledigt.« Dann lehnt er sich mit einem genüsslichen Grinsen zurück, um endlich die Katze aus dem Sack zu lassen: »Dein Flugziel lautet Arkadia.«

      »Waas?«, brülle ich fassungslos.

      »Ich sagte, dein Flugziel …«

      »Ich habe dich schon verstanden«, unterbreche ich ihn wütend. »Ich frage mich nur gerade, wie viel Sonderhonorar ich fordern soll, damit du die Sache abbläst.«

      »Jetzt mach bloß keinen Rückzieher, Adrian. Es hat mich einen Haufen Geld und ziemlich viel Mühe gekostet, eine Aufenthaltsgenehmigung für dich zu besorgen.«

      »Das kann ich mir vorstellen«, erwidere ich mürrisch.

      »He, was ist los mit dir? Ich dachte, ein Besuch auf Arkadia wäre der Traum jedes sensationsgeilen Medienreporters!«

      »Von wegen! Jeder weiß doch, was auf Arkadia los ist. Friede, Freude, Eierkuchen. Und das war's auch schon. Wie soll ich darüber einen Bericht schreiben?«

      »Mann, streng dich ein bisschen an! Das meiste sind doch sowieso nur Gerüchte. Fühl den Arkadiern mal so richtig auf den Zahn! In ihrem angeblichen Paradies muss doch was faul sein!«

      »Die Schlange im Paradies?«, brumme ich zögernd, während ich allmählich ins Grübeln komme. »Das wäre allerdings ein Aufhänger …«

      »Also bist du einverstanden?« Als Bob mich gebannt anstarrt, sieht er aus, als würde er jeden Augenblick vor Freude an die Decke springen. Jetzt hat er mich. Und er weiß es ganz genau.

      »Du lässt ja doch nicht locker, bis ich zugesagt habe.«

      »Völlig richtig!«

      Nachdem ich einige persönliche Angelegenheiten geregelt und meinen Wohnungscomputer für die lange Zeit der Abwesenheit instruiert habe, kann es losgehen. Meine Begeisterung hält sich nach wie vor in Grenzen, und als ich mit der Raumfähre in den Orbit geschossen werde, wo das Passagierraumschiff wartet, frage ich mich unwillkürlich, ob ich die gute alte Erde jemals wiedersehen werde. Ich habe zwar schon einige Weltraumflüge tapfer hinter mich gebracht, aber noch nie zuvor die Grenzen meines heimischen Sonnensystems verlassen. Als das Schiff irgendwo hinter der Bahn des Jupiter das Stringtriebwerk anwirft, um sich auf Überlichtgeschwindigkeit zu katapultieren, und durch die Sichtfenster nur noch