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Bo R. Holmberg
Er sagte ja!
Deutsch von
Marianne Vittinghoff
Saga
Für Elin
März
Diese Liebe, die anfing im März,
ist blutiger Ernst und kein Scherz.
Tag und Nacht gehörst du mir,
und genauso gehöre ich dir.
Herr Bert, er war ein Ritter kühn,
und nahm sich eine junge Dirn,
die schöne Linnea.
Als ich ihn das dritte Mal fragte, sagte er endlich ja. Nicht zu mir direkt. Desirée hat für mich gefragt. Ich blieb im Gang stehen. Draußen war es matschig, aber die Jungs kickten trotzdem mit dem Ball. Da ist Desirée rausgegangen. Ich konnte vom Fenster aus sehen, wie sie auf ihn zuging. Ich habe gesehen, wie er vor ihr weiter herumhüpfte, und ich habe gesehen, wie er nickte. Da habe ich Bescheid gewußt. Schon bevor Desirée zurückgekommen ist, habe ich es gewußt. Hätte sie dann gesagt, daß die Antwort nein sei, wäre ich wohl auf der Stelle tot umgefallen. Das mußte ich also nicht tun. Er hat ja gesagt.
Ich glaube, daß ich noch nie so froh gewesen bin.
Ja, ja, ja – er hat ja gesagt.
Desirée hat niemanden, aber ich glaube, daß sie auch jemanden haben möchte. Einmal ging sie mit Tobias, aber das war eher ein Witz. Er fragte, ob sie mit ihm gehen wollte, das heißt, mich hat er gefragt. Er hat jede gefragt, aber keine hat ja gesagt, also habe ich es auch nicht so ernst genommen. Man nimmt Tobias irgendwie nicht ernst, wenigstens nicht, wenn er mit jemandem gehen will. Er ist sonst ganz okay. Wir sind oft zusammen, aber das liegt daran, daß er sich wie wir Mädchen auch für Pferde interessiert.
„Tobias möchte mit dir gehen“, sagte ich im Vorbeigehen zu Desirée.
Aber sie nahm ihn ernst. Sie nimmt alles ernst. Sie stand lange da und überlegte, und schließlich sagte sie ja. Unter zwei Bedingungen:
1 Es darf nicht lange dauern.
2 Drücken ist nicht erlaubt.
Mit der letzten Bedingung meinte sie Tanzen. Und da vor allem den Tanzkurs. Tobias ist das, was ich einen begeisterten Tänzer nennen würde.
Er tanzt mit allen. Mit allen meine ich alle – auch die Mädchen aus der Vierten. Er kann gut tanzen. Boogie kann er auch, und er traut sich. Er traut sich überhaupt eine ganze Menge. Er drückt sich nicht in der Ecke herum und fürchtet sich.
Aber sich eng an Tobias drücken beim Tanzen möchte man doch nicht. Das wollte Desirée auch nicht.
Eine Woche gingen sie miteinander – und das kann man ja nicht gerade lange nennen. Tobias ist der einzige, mit dem Desirée einverstanden gewesen ist, also ist sie doch kaum mit jemandem gegangen. Und jetzt hatte sie auch niemanden.
Aber ich!
Wir standen im Gang, während der nasse Schnee vor den Fenstern herumwirbelte, und ich umarmte sie.
Wunschschnee, Schneewunsch, unser Schnee
Marsch im März
in Schnee und Matsch ...
Er hatte Ja gesagt.
Er heißt Stefan
S steht für Stolz und Schön.
T steht für Treu und Toll.
E steht für Ewige Liebe.
F steht für Feierlich Fein.
A steht für Alles, was gut ist.
N steht für das, was ich Noch Nicht weiß.
Stefan Forslund heißt er. S.F.
Suomi Finnland (Mamas Vorschlag)
Schwedische Filmindustrie (Papas Vorschlag)
Science Fiction (Desirée)
Schwedische Ferienhäuser (Ulrika)
Schwedische Frischkartoffel (Mathilda)
Meine Vorschläge:
Seltene Freude
Schimmernde Ferne
Süßer Fall (Total mein Fall!)
Aber eigentlich heißt er Stefan Herbert Forslund, aber Herbert gefällt ihm nicht. Den Namen hat er von seinem Großvater, der schon gestorben ist.
Herr Bert, er war ein Ritter kühn,
und nahm sich eine junge Dirn,
die schöne Linnea.
Linnea bin ich.
Linda Linnea Lindström.
Ihr hört, wie das klingt: Li, Li, Li.
Das nennt sich Alliteration, sagt Papa. Das ist nicht ganz ein Reim, aber fast. Jedes Wort fängt mit dem gleichen Laut oder Buchstaben an.
Stefan: Stattlich, stolz ...
So ist er:
Er ist gut in der Schule. In Mathe liegt er immer ganz vorne und in Englisch über dem Durchschnitt.
Er ist 1 Meter neunundfünfzig groß.
Er hat ziemlich helles Haar mit einem oft recht widerspenstigen Pony. Er hat hellblaue Augen. Ernste Augen kann man vielleicht sagen. Und offen, damit meine ich Augen, spiegelblank wie eine Bucht im Sommer.
Er spielt Libero.
Er spielt Flöte.
Er gehört Mir.
Ich bin einssechsundsechzig. Von wegen klein! Mama meint, daß ich bestimmt einsfünfundsiebzig werde. Das hat sie in einer Zeitschrift gelesen. Naja, nicht, daß gerade ich genauso groß werde. Aber in der Zeitschrift stand, daß Mädchen, die mit zwölf um die einssechsundsechzig sind, ungefähr so groß werden, wenn sie erwachsen sind.
„Wenn du ausgewachsen bist“, sagt Mama.
„Mannequin-Größe“, meint Papa.
Zu groß, finde ich. Aber in Umea habe ich einmal eine Frau gesehen, die bestimmt einsneunzig war. Und das ist groß! Aber sie ging aufrecht, trug ihre Größe mit Stolz, sozusagen. Sie sah aus wie afrikanische Frauen im Fernsehen, die Wasserkrüge auf den Köpfen tragen. So stolz hat diese Frau in Umea ausgesehen. Aber ich hoffe doch, daß ich nicht größer als einsfünfundsiebzig werde. Das reicht allemal.
Schon jetzt habe ich Probleme. Alle Jungs in der Klasse sind kleiner, die meisten Mädchen auch. Desirée ist einszweiundsechzig, Ulrika nur einsneunundvierzig.
„Bist du vielleicht groß! Donnerwetter!“ sagte Patrik Bergström zu mir, als er mich beim letzten Schulball aufforderte.
Ich hätte am liebsten die Beine vom Knie ab gekappt, als er das sagte. Ich wünschte, mir wäre etwas Passendes eingefallen wie: „Du bist doch hier der Knirps, oder!“ Aber nichts dergleichen fiel mir ein.
Und weil ich nun mal so groß bin, ziehe ich immer die Schultern ein.
„Lauf doch gerade“, sagt Mama mindestens einmal am Tag.
Ich bin größer als sie.
Stefan ist sieben Zentimeter kleiner als ich. Sieben Zentimeter, das ist soviel wie ein halber Bleistift, ein Lippenstift, ein Salzstreuer oder eine Kinokarte.
Ich bin eine Kinokarte größer als Stefan.
Wachs weiter, wachs weiter! Einsfünfundachtzig sollst du werden. Dann stimmt der Unterschied.
Ein bißchen lasch ist er