Marie Louise Fischer

Hilf mir, liebes Hausgespenst


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      Marie Louise Fischer

      Hilf mir, liebes Hausgespenst

      SAGA Egmont

      Hilf mir, liebes Hausgespenst

      Hilf mir, liebes Hausgespenst (Band 2)

      Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany (www.ava-international.de)

      Originally published 1976 by F. Schneider, Germany

      Copyright © 1976, 2017 Marie Louise Fischer og Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711719640

      1. e-bogsudgave, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Denne bog er beskyttet af lov om ophavsret. Kopiering til andet end personlig brug må kun ske efter aftale med Lindhardt og Ringhof samt forfatter.

       lindhardtogringhof.dk

      Lindhardt og Ringhof Forlag A/S, et selskab i Egmont

      Monika kann den Mund nicht halten

      Jedesmal, wenn Monika Schmidt morgens erwachte, hätte sie am liebsten vor Freude einen lauten Juchzer ausgestoßen. Und heute tat sie es auch wirklich.

      Als sie und ihre Familie noch in München wohnten, war das anders gewesen. Da war sie oft auch bei dem schönsten Wetter nur schwer aus den Federn gekommen. Aber seit sie in dem schönen alten Haus am Seerosenteich lebten, sah die Welt ganz anders aus. Zu dem Haus gehörte ein Stall, eine Weide, und bald sollte auch ein Pferd dazukommen, der alte gute Bodo aus der Reitschule. Wenn Monika nur daran dachte, dann hüpfte ihr das Herz vor Glück.

      Sie sprang aus dem Bett, rannte mit bloßen Füßen zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Vor ihr lag die große Wiese, dahinter Weiden, Felder und ein kleiner Wald, der die Sicht auf den Ort Geretsried verdeckte, wo sie die moderne Mittelpunktschule besuchte. Dahinter, gar nicht so weit entfernt, erhoben sich die mächtigen Berge der Alpen, auf deren höchsten Gipfeln noch der Schnee vom vergangenen Winter in der Sonne leuchtete.

      Monika öffnete das Fenster – die Tür zum Balkon hielt sie ständig geschlossen, da er wackelig vom Alter war –, breitete weit die Arme aus, gähnte laut, dehnte und reckte sich.

      Heute war der letzte Schultag vor Pfingsten, ihre Freundin Gaby Schuster aus dem nahen München sollte über die Ferien zu Besuch kommen. Gleich morgen wollten sie beginnen, den Stall für Bodos Einzug herzurichten – alles zusammen Grund genug, vor Freude zu singen, wie Monika es jetzt tat.

      Sie sang, mehr laut als schön: „Der Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald, grad wie es ihm gefällt …“, schlüpfte singend in ihre Pantoffeln, lief zu dem nebenan gelegenen Bad und klopfte an die Tür.

      „Ja, ja, ich bin gleich soweit!“ kam die unwillige Antwort ihrer Schwester Liane von drinnen; Liane war fünfzehn Jahre alt, sehr hübsch und sehr eitel, weshalb sie sehr viel Zeit vor dem Spiegel verbrachte.

      Monika unterbrach ihren Gesang. „Beeil dich, du bist schön genug!“

      Singend machte sie ihr Bett, räumte ein bißchen im Zimmer auf, zog sich das Nachthemd über den Kopf und ihren Bademantel an. Als sie bei „.… bis daß der Kuckuck Kuckuck schreit, er schreit die ganze Nacht“ angekommen war, machte sie den zweiten Versuch ins Bad zu kommen.

      Diesmal hatte sie Glück, Liane machte ihr auf.

      „Schreihals!“

      „Bummelliese!“

      Nach dieser nicht sehr freundschaftlichen, aber schwesterlichen Begrüßung trennten sich ihre Wege, und Monika nahm das Bad für sich in Beschlag. Sie brauchte sich nicht zu beeilen, denn ihr Schulweg war kurz, während Liane und Bruder Peter mit der S-Bahn von der Station Wächterhof durch die Trabantenstadt Ottobrunn nach München hineinfahren mußten. Die Mutter, mit der Liane und Monika das Bad teilten, war schon längst unten, und der Vater, der ohnehin das andere Bad benutzte, stand später auf.

      So ließ Monika es sich nicht nehmen, heiß und kalt zu duschen, sich gründlich abzurubbeln, mit Lotion einzureiben und die Zähne mit so viel Eifer zu putzen, daß ihr buchstäblich der Schaum vor dem Mund stand. Danach cremte sie sich auch das Gesicht ein, denn sie hatte die zarte, empfindliche Haut der Rothaarigen – weiß und rosig mit winzigen braunen Sommersprossen auf dem Nasenrücken und auf der Stirn. Sie bürstete sich ihr leuchtendes glattes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel, schnitt dem eigenen Spiegelbild eine Grimasse und lief in ihr Zimmer zurück, um sich anzuziehen.

      Zehn Minuten später überquerte sie, in Jeans, Sandalen und Pulli, die niedere, obere Diele und klapperte, ihre Schulmappe schwenkend, die schmale Treppe hinunter, die aussah, als hätte der Bauherr keinen Platz verschwenden wollen. Die Treppe führte geradewegs in die untere Diele, die nun wirklich ein imponierend großer Raum war, in den alle Türen, auch die Haustür mündeten. Seltsamerweise wirkte er dennoch nicht ungemütlich. Vielleicht lag das an der bis zur Decke reichenden, altersdunklen Holztäfelung, dem schönen Holzbohlenboden oder dem erhöhten Erker mit den Butzenscheibenfenstern.

      Jetzt war in der Mitte der Frühstückstisch gedeckt, und Peter und Liane waren schon dabei, aufzubrechen. Monika begrüßte ihren Bruder kurz und mit einem freundschaftlichen Knuff, die Mutter mit einem Kuß auf die Wange.

      „Was für ein schöner Tag!“ Monika setzte sich, nahm eine Scheibe Vollkornbrot aus dem Korb und begann sie zu bestreichen. „Eigentlich sollten wir uns Hühner halten, findet ihr nicht auch? Dann hätten wir jeden Tag frische Eier!“

      „Du hast Ideen!“ Liane stand auf.

      „Schnapsideen!“ Peter folgte ihrem Beispiel.

      „Hühner machen furchtbar viel Dreck“, erklärte die Mutter, „wenn du allerdings den Stall sauberhalten willst …“

      „Nein, danke! Ich habe mit Bodo genug zu tun!“ Herzhaft biß Monika in ihr Brot.

      Die älteren Geschwister griffen zu ihren Jacken und Schulmappen, verabschiedeten sich und verließen das Haus.

      „Entschuldige, ich will nur schnell das Kaffeewasser aufsetzen …“ Die Mutter stand auf und ging zur Küche.

      Monika wußte, daß sie, wenn sie aus dem Haus war, mit dem Vater zusammen gemütlich eine Tasse Kaffee zu trinken pflegte. „Ich habe Vati noch gar nicht gesehen!“ rief sie ihr nach.

      „Macht nichts, es ist seine Zeit!“

      Allein geblieben, blickte Monika zu dem Ölgemälde im Erker hinüber.

      Es stellte einen hübschen Jungen mit weißgepuderter Perücke und weit auseinanderstehenden klaren Augen dar. Er trug einen Anzug aus hellblauer Seide und ein Hemd mit Spitzen am Hals und an den Ärmeln.

      „Guten Morgen, Amadeus“, sagte Monika vergnügt, „gut geschlafen? ’tschuldige, ich vergaß du schläfst ja nie. Jedenfalls … vielen Dank, daß du dich heute nacht nicht gerührt hast. Übrigens … ich hab dir ja schon erzählt, heute kommt meine Frendin Gaby aus München. Die darfst du keinesfalls erschrecken. Die hat nämlich furchtbare Angst vor … vor allem vor Sachen, die sie sich nicht erklären kann.“ Beinahe hätte Monika gesagt „vor Gespenstern“. Aber da sie wußte, daß ihr Hausgespenst sich selber nicht dafür hielt und sich auch nichts darunter vorstellen konnte, hatte sie ganz schnell umgedacht.

      „Hältst du Selbstgespräche?“ fragte die Mutter, die wieder hereinkam; sie trug einen einfachen blauen Baumwollkittel und sah darin sehr jung und sehr frisch aus.

      „Wo denkst du hin. Ich rede mit Amadeus. Ich versuch’s jedenfalls, ob er da ist, weiß man ja nie.“ Fast im gleichen Augenblick fuhr ihre Hand an den Kopf. „Aua! Doch, er ist hier. Er hat mich am Haar geziept.“

      „Manchmal“,