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Christiane Benedikte Naubert
Der Bund des armen Konrads.
Getreue Schilderung
einiger
merkwürdigen Auftritte
aus den Zeiten
der Bauernkriege
des sechszehnten Jahrhunderts.
Neu herausgegeben,
mit Fußnoten und einem Nachwort versehen
von Sylvia Kolbe
Transkription von Evelyn Hess
im Engelsdorfer Verlag Leipzig
2016
Bibliografische Information durch Die Deutsche Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Lucas Cranach d. Ä. Ungleiches Paar/Bauer und Dirne ca.1525/1530; Hessisches Landesmuseum
Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung. 1795
Copyright der vorliegenden Ausgabe (2016) Engelsdorfer Verlag
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten.
Alle Rechte beim Autor.
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
Wer war Christiane Benedikte Naubert?
Wer war Christiane Benedikte Naubert?
„Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erschien eine Kette geschichtlicher Romane, welche statt eines Verfassernamens die Bezeichnung „Vom Verfasser des Walther von Montbarry“, „…der Thekla von Thurn“, „…des Werner Graf Bernburg“ trug. Im Jahre 1797 beschwerte sich ein mit B. N. zeichnender Schriftsteller, daß man seine Werke, unter denen er einige aus dieser Kette nannte, Cramer, Heinse und Milbiller zuschreibe.1) Milbiller erklärte denn auch bald darauf, er habe ebensowenig den Walther von Montbarry wie irgend einen anderen Roman verfaßt.2) Dann wurde die Frage der Urheberschaft nicht mehr erörtert, bis zwanzig Jahre später Professor Schütz diese Romane Benedicte Naubert zuwies und die ersten Nachrichten über diese Schriftstellerin gab3), worauf ihr nächster Roman, „Rosalba“, unter ihrem Namen erschien.4) Sie selbst schrieb an Schindel5), sie habe ihre Verborgenheit ohne eigene Schuld verloren. Man sieht, daß sie nicht etwa, wie so viele andere Schriftstellerinnen jener Zeit, nur den Schein der Anonymität herzustellen suchte: sie hat sich zweiunddreißig Jahre hindurch nicht zur Urheberschaft ihrer sehr beliebten Romane bekannt und Bescheidenheit muß daher wirklich der innerste Grundzug ihres Charakters gewesen sein.
Daß Benedicte Naubert ihre Anonymität überhaupt ein Lebensalter hindurch bewahren konnte, hängt mit ihrer stillen, abseits der literarischen Mittelpunkte liegenden Existenz zusammen. Leider erschwert diese Zurückgezogenheit die Untersuchung ihrer künstlerischen Arbeit und noch mehr die ihrer Lebensverhältnisse. Schon zwei Jahre nach ihrem Tode werden ihr mehrere Romane zugeschrieben6), die nicht von ihr stammen7), so daß es ein Jahrhundert später geradezu unmöglich erscheint, ihre umfangreiche Tätigkeit lückenlos darzustellen, um so mehr, als bisher so gut wie keine Lebensdokumente von ihr auffindbar waren.
Christiane Benedicte Eugenie wurde am 13. September 17568 in Leipzig als Tochter des berühmten Professors der Medizin Dr. Johann Ernst Hebenstreit geboren. Wahrscheinlich verdankte sie ihm die Tüchtigkeit und Kraft ihres Wesens, vielleicht auch die Lebhaftigkeit ihrer Phantasie sowie das Interesse für fremde Gegenden und abenteuerliche Ereignisse. Denn daß er kein Alltagsmensch war, bezeugt sein mehrjähriger Aufenthalt in Afrika, wohin er durch August II. von Sachsen geschickt worden war, um wilde Tiere für die Dresdener Menagerie einzukaufen. Sein Tod spricht für seinen Charakter; er wurde ein Opfer seiner Berufstreue, indem ihn das Lazarettfieber hinwegraffte9), das er sich bei anstrengender Arbeit im Siebenjährigen Kriege geholt hatte. Die Mutter Benedictens, Christiane Eugenie, war die Tochter des Dr. Benjamin Gottlieb Bossek, eines Leipziger Ratsherrn; sie soll die Erziehung ihrer Kinder auf treffliche Weise geleitet haben. Benedicte wuchs unter drei Brüdern heran, von denen der älteste, ihr Stiefbruder, den stärksten Einfluß auf ihre geistige Entwicklung ausübte. Die männlichen Keime im Wesen Benedictens, welche in ihrer Schriftstellerei auffallen, verstärkten sich durch seine Einwirkung. Sie erhielt einen Unterricht, wie er sonst nur Knaben zuteil wurde10, indem ihr Stiefbruder, der Theologieprofessor Hebenstreit, sie in die alten Sprachen, Philosophie und Geschichte einführte. Ihr lebhafter Geist begnügte sich aber damit nicht, sondern sie studierte selbständig auch noch Französisch, Englisch und Italienisch; Mythologie, Geschichte des Mittelalters und moderne Sprachen waren ihre Lieblingsfächer.11) Ihr Bedürfnis nach künstlerischer Betätigung war sehr lebhaft; sie erreichte in der Kunststickerei die höchste Stufe der Geschicklichkeit und soll auch eine ausgezeichnete Klavier- und Harfenspielerin gewesen sein. Auf diese Weise bildeten Tatsachen und Gefühle in schönem Gleichmaß den Stoff ihres Geistes, und welche auch die Mängel ihrer Dichtung sein mögen, dieses – in der Zeit der Empfindsamkeit so seltene – Gleichmaß ging ihr nie verloren und wurde oft zur Quelle schöner