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Detlev Sakautzky
Maritime Erzählungen
Wahrheit und Dichtung
Band 3
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2018
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Copyright (2018) Engelsdorfer Verlag Leipzig
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Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhalt
Die Entzündung klingt nicht ab
Alltag in der verbleibenden Zeit
GEFÄHRLICHE VEREISUNG
Auf den Fangplätzen Westgrönlands, insbesondere auf der Fyllasbank, wurden im Februar große Mengen Kabeljau in guter Qualität gefangen. Die Bank liegt 25 Seemeilen westlich von Nukaret und erstreckt sich 50 Seemeilen bis zum Godthaabsfjord. Die Wassertiefen betragen vierzig bis hundert Meter. Westlich der Bank fällt der Meeresgrund stark ab. Auf der Bank und den schrägen, zur Tiefsee fallenden Hängen, konzentrierten sich große Kabeljauschwärme. Gefangen wurde aber auch Rotbarsch und Schwarzer Heilbutt.
Der Meeresgrund besteht aus Sand und Muscheln. Häufig hakte das Fanggeschirr an großen Steinbrocken, die verstreut am Meeresgrund liegen. Nicht selten brachen die Kurrleinen, nachdem sich die Seitenscherbretter an den felsigen und großen Steinen verhakt hatten. Totalverluste des Fanggeschirrs waren nicht selten. Kapitän Franz Lukas kannte den Fangplatz. Er hatte eine Arbeitskarte angefertigt, in der er die Hindernisse am Meeresgrund, Fischkonzentrationen zu bestimmten Zeiten und die Wassertiefen eingetragen hatte. Lukas setzte das Fanggeschirr unweit der Bank aus. Der Aussetzkurs war Südost und führte direkt von der Tiefsee zur Bank.
Fangplätze vor Westgrönland
Fischschwarm am Hang der Fyllasbank
Die Kurrleinen wurden zügig gefiert. Sobald der Echograph den steigenden steinigen Hang mit Kabeljauschwärmen anzeigte, ließ Lukas das Schleppnetz hieven. Das durch die Scherbretter offen gehaltene Netz wurde in den Fischschwarm gezogen. So wurden große Mengen Kabeljau gefangen.
Kapitän Lukas war erfahren in dieser Fangmethode und hatte in der Vergangenheit mit seinem Trawler, der „Beatrix“, große Mengen an Kabeljau gefangen.
Es gab aber auch verlustreiche Tage. Der Bruch einer Kurrleine oder eines Verbindungselementes, der Verlust eines Seitenscherbrettes, ein total zerrissenes Netz, sobald das Fanggeschirr sich an einem Hindernis verhakt hatte, einen zerrissenen Steert und geringe Fänge drückten die positive Stimmung der Decksleute und des Kapitäns.
„Viel Arbeit und keine Fangprämie“, fluchte der Bestmann. In der Regel wurden achtzehn Stunden ununterbrochen an Deck gearbeitet.
Zweiter Steuermann beim Öffnen des Steertes
Das Einholen und Aussetzen des Fanggeschirrs, Schlachten, Lebern und Waschen des Kabeljaus, vereisen der bearbeiteten Fische in den Hocken der Eisräume, die Reparatur der beschädigten Teile des Fanggeschirrs, Ruder und Wachdienst im Brückenraum – all das musste getan werden und wiederholte sich täglich für jedermann. In der verbleibenden Zeit waren die Männer in ihren Kammern, ruhten sich aus, tranken Kaffe und rauchten, lasen Bücher und schliefen fest, bis sie wieder für die weitere Arbeit an Deck geweckt wurden. Dann waren sie wieder den kalten Temperaturen, Wind, Sturm und Seegang ausgesetzt. Die Kleidung, wie Wattejacke und -hose, Strickpullover, Lungenschützer, Pelzmütze, Seestiefel und Ölhemd, Gummi- und Schlachthandschuhe schützten vor der arktischen Kälte und Nässe, behinderte aber die körperliche Beweglichkeit bei allen anfallenden Tätigkeiten an Deck. Sehr niedrige Lufttemperaturen bis Minus zwanzig Grad Celsius, Seerauch, Nieselregen, Spritzwasser, Starkwind und oft hoher Seegang erschwerten zusätzlich die Arbeit der Decksleute. Der Atem fror, die Augenbrauen und der Bart wurden weiß.
Es gefror alles, was feucht war. Sobald das Schleppnetz nach dem Einholen an Deck lag, wurde es knüppelhart. Die gefangenen Fische wurden steif. Die Bearbeitung, wie das Schlachten und Lebern des Kabeljaus war besonders für die Auszubildenden körperlich sehr anstrengend. Der Rücken und die Arme schmerzten. Das wiederholte Bücken, Greifen und Entweiden der Fische führte zu Sehnenscheidenentzündungen in den Armen bei einigen Decksleuten.
*
Der Funker