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Cindy Kent, ehemals Vikarin, jetzt Pfarrerin. Und immer eine wunderbare Freundin.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86506-772-2
© der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Copyright © 2013 Pam Rhodes. Original edition published in English under the title
Fisher of Men by Lion Hudson plc, Oxford, England
Übersetzt aus dem Englischen von Antje Balters
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfotos: fotolia © Jenifoto/© andrewmroland
Satz: Brendow Web & Print, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Inhalt
EINS
Das Erste, was Neil sah, war die Kirchturmspitze von St. Stephen's. Wenn nicht der Kirchturm gewesen wäre, der alle Dächer der Stadt überragte, hätte er noch einmal genauer auf die Karte auf seinem Schoß schauen müssen, um sich in dem Gewirr von Einbahnstraßen zurechtzufinden, das anscheinend wild entschlossen war, ihn gar nicht erst nach Dunbridge hereinzulassen. Den Haufen von Häusern und Läden – manche davon sehr alt, manche allerdings auch beängstigend neu – als »Stadt« zu bezeichnen schien mehr zu versprechen, als Dunbridge tatsächlich zu bieten hatte. Neil hatte gelesen, dass hier 6000 Menschen lebten. Als er wieder um eine Ecke bog, fragte er sich, wo wohl all diese Menschen waren.
Er merkte, wie ihm in einer Mischung aus Beklommenheit und Erwartung eng um die Brust wurde beim Anblick der großen alten Kirche, die trutzig an der Stirnseite des Marktplatzes stand und für alle Welt so aussah, als würde sie mit ebenso unverwandtem wie wohlmeinendem Blick die High Street hinunter auf ihre Herde schauen. Neil musste schlucken und spürte, wie sich auf seiner Oberlippe Schweiß bildete. Mit der einen Hand fuhr er sich einmal fest übers Gesicht und rief sich in Erinnerung, dass es absolut keinen Grund gab, sich Sorgen zu machen, denn schließlich war das hier nur ein erster Besuch. Er war hier, um herauszufinden, ob Pfarrerin Margaret Prowse ihn für einen passenden Vikar für ihre Gemeinde hielt, und auch, ob er selbst sich Dunbridge als sein neues Zuhause vorstellen konnte für die Zeit seines dreijährigen Vikariates.
War das hier nicht genau der Moment, auf den er so lange hingearbeitet hatte? In nicht einmal zwei Monaten würde er im Rahmen einer feierlichen Zeremonie zum Diakon ordiniert werden. Die Jahre der Sehnsucht, des Erkennens seiner Berufung, des Studiums und der Vorbereitung waren alle auf diesen Augenblick hinausgelaufen, in dem er sich endlich für die Gemeinde entschied, in der seinen Dienst beginnen würde. War das hier dieser Ort? Würde er Vikar Neil Fisher von der St. Stephen's Gemeinde in Dunbridge werden? In Gedanken sprach er die Worte »Vikar Neil Fisher« ein paar Mal aus und fand, dass es sich richtig gut anhörte.
Er schaute auf die Notizen neben sich auf dem Beifahrersitz. »Fahren Sie die Straße bis zur Kirche hinauf, biegen Sie rechts ab und folgen Sie dann dem Weg«, hatte Margaret ihn instruiert. »Das Pfarrhaus befindet sich dann an der ersten Abzweigung rechts. Sie können es gar nicht verfehlen!«
Er konnte es nicht leiden, wenn Leute das sagten, weil er sich noch mehr als Versager fühlte, wenn er den Beweis erbrachte, dass sie sich geirrt hatten.
Dieses Mal stimmte die Wegbeschreibung allerdings haargenau. Ein Schild an dem verwitterten Tor bestätigte, dass es sich tatsächlich um das Pfarrhaus handelte, ein großes, weitläufiges Gebäude aus der Zeit Edward des Siebten, dessen verblichener Glanz ein wenig getarnt war durch eine hohe Glyzinie auf der einen und eine leuchtend rote Jungfernrebe auf der anderen Seite. Er wusste nicht so genau, ob er auf der Einfahrt parken durfte, und kam letztlich zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich höflicher war, seinen Wagen ein Stück weiter die Straße hinauf unter der Krone einer riesigen Rosskastanie abzustellen. Neil nahm seinen Aktenkoffer, stieg aus dem Wagen und schloss ihn ab.
Als er wieder an dem alten Eingangstor zum Pfarrhaus ankam und es öffnete, quietschte es laut.
»Kommen Sie nach hinten!«, hörte er eine barsche Stimme irgendwo hoch oben über seinem Kopf. Neil schirmte mit der Hand seine Augen vor der noch tief stehenden Morgensonne ab und blinzelte nach oben.
»Gehen Sie seitlich am Haus entlang!«, sagte die Stimme wieder im Befehlston. »Die Hintertür ist nie abgeschlossen. Das ist vielleicht dumm, aber mir gefällt einfach die Vorstellung, ein offenes Haus zu haben.«
Neil konnte gegen das blendende Sonnenlicht nur den Umriss eines runden, von gepflegten Locken eingerahmten Frauengesichtes erkennen, das oben aus dem Giebelfenster schaute.
»Sie müssen Neil sein. Sie sind zu früh! Ich bin gleich unten. Setzen Sie doch schon mal Wasser auf. Ich brauch jetzt einen Kaffee …«
Und dann war der Kopf genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Es erwies sich als echte Herausforderung, auf die Rückseite des Hauses zu gelangen, denn Neil musste über zwei Fahrräder steigen und sich danach erst an einem Wohnwagen