Walter Brendel

Das Leben der Wanderhuren


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      Walter Brendel

      Das Leben der Wanderhuren

      Eine Betrachtung über Huren und Mätressen und die Haltung der Kirche

      Impressum

      Texte: © Copyright by Walter Brendel

      Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

      Verlag:

      Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

      Gunter Pirntke

      Mühlsdorfer Weg 25

      01257 Dresden

      [email protected]

      Inhalt

       Impressum

       Einleitung

       Leben im Mittelalter

       Frauen im Mittelalter

       Bäuerinnen

       Städterinnen und berufstätige Frauen

       Kleidung der Frauen

       Zwischen Körperpflege und Prostitution in der Badestube

       Sexualität im Mittelalter

       Die Prostitution im Mittelalter

       Beruf: Hure

       Die Soldatendirnen

       Die Prostitution in Badehäusern

       Die freie städtische Prostitution

       Die Wanderhuren

       Prostitution und Kirche

       Definition zur Prostitution

       Der Arbeitsplatz der Huren

       Die Frauenhäuser

       Huren und Mätressen

       Zusammenfassung

       Quellen

      Es handelt sich hier um keinen Roman, es ist auch keiner neuer Teil aus dem Romanzyklus der Wanderhure von Iny Lorentz. Aber dieser Roman ist die literarische Vorlage, denn wir wollen hier die historischen Hintergründe aufzeigen, welche das Leben der Wanderhure im Mittelalter ausmachte.

      Gab es denn wirklich Wanderhuren oder sind sie ein Produkt der literarischen Freiheit des Autorenehepaars des Wanderhuren-Zyklusses? Um es vorwegzunehmen, es gab sie, denn die Huren sind so alt, wie die Sexualität selbst. Nicht umsonst spricht man vom „Ältesten Gewerbe“. Die Huren selbst wurden natürlich auch wieder in Kategorien aufgeteilt, wobei die der Wanderhuren einen relativ hohen Anteil hatten. Vom „willigen Mägden“ die zuerst dem Hausherrn und dann den heranwachsenden Söhnen die Freuden der Liebe nahe brachten und die nicht selten als Wanderhuren endeten, über frustrierte Ehefrauen (die es auch heute noch gibt und die ordentlichen Hausfrauen-Sex versprechen) bis hin zur gehobenen Mätresse reicht die Palette.

      Bei einem Hamburger Prozess des Jahres 1483 unterschied man drei Kategorien des Hurentums: Straßen-, Mühlen- und Bäderprostitution. (Die Mühlen z.B. waren im Mittelalter die heimlichen Orte, die erotische Abenteuer versprachen.)

      Hurentum bzw. Prostitution ist in praktisch in jeder Kultur zu finden. Die gesellschaftliche Bewertung der Prostitution ist von kulturellen, ethischen und religiösen Werten abhängig und unterliegt einem starken Wandel.

      Schon im Altertum, so zum Beispiel in Babylon und bei den Phöniziern in Tyros, existierte vor mehr als 3000 Jahren die so genannte Tempelprostitution.

      Frauen vollzogen dort sexuelle Handlungen gegen „Geschenke“ an den Tempel oder Opfergaben für die Gottheit. Dies stand jedoch immer in einem kultischen Zusammen-hang und galt als den Göttern wohlgefällig. Im Gilgamesch-Epos 6. Tafel Verse 5 bis 79 sieht Albert Schott eine Kritik an den Auswüchsen der kultischen Prostitution.

      Die Prostitution in der Antike unterscheidet sich trotz vieler Gemeinsamkeiten von der Prostitution in anderen Epochen. Im antiken Griechenland ist besonders die Einteilung in eine Unterschichtenprostitution und eine in der heutigen Wissenschaft recht umstrittene Oberschichtenprostitution von Hetären zu erkennen. Für Rom indes ist auffällig, dass es so gut wie keine hochpreisige Prostitution gab. Anders als viele an-dere Kulturen lehnten weder Griechen noch Römer männliche Prostitution ab, auch wenn sie nicht immer gern gesehen war. Prostituierte waren besonders häufig Sklaven, Sklavinnen und Freigelassene. Für das antike Griechenland ist vor allem die Situation in Athen relativ gut überliefert, sonst ist die Quellenlage recht dürftig. In römischer Zeit ist vor allem die frühe Kaiserzeit umfangreich durch historische Quellen zu rekonstruieren.

      Im Alten Testament wird Prostitution sowohl als kultische als auch als Erwerbsprostitution erwähnt, zum Beispiel Spr 6,26 EU. Die Prostitutionsverbote Lev 19,29 EU und Dtn 23,18 EU beziehen sich nur auf kultische Prostitution. Es wird als naheliegend angesehen, dass ein Witwer die Dienste von Prostituierten in Anspruch nimmt. Dies wird von Tamar, der Schwiegertochter Judas', ausgenutzt, die sich prostituiert, damit Juda die ihr vorenthaltene Leviratsehe an ihr vollzieht (Gen 38,12–30 EU).

      Der dabei gezeugte Sohn Perez und seine Mutter Tamar werden im Neuen Testament als Vorfahren Jesu in seinem Stammbaum genannt (Mt 1,3 EU). Neben Tamar findet sich mit Rahab noch eine weitere Frau im Stammbaum Jesu, die üblicherweise als Prostituierte gedeutet wird (Jos 2 EU; Mt 1,5 EU).

Image

      Mann und griechische Hetäre vor dem Geschlechtsverkehr; Rotfigurige Oinochoe des Schuwalow-Malers, um 430/420 v. Chr.

      Im Neuen Testament wird berichtet, dass Jesus mit Prostituierten sowie mit allen gesellschaftlichen Außenseitern einen respektvollen Umgang pflegte (Lk 7,36–50 EU). In den Paulusbriefen wird Prostitution verworfen (1 Kor 6,15f EU).

      Die Aufstellung kann man beliebig fortsetzen, aber unser historischer Zeitrahmen ist ja das Mittelalter, wo auch Marie Schärer - Protagonistin des Buches „Die Wanderhure“ angesiedelt war.

      Leben im Mittelalter

      Die Epoche unseres Buches ist geprägt vom Spätmittelalter: Das Spätmittelalter, etwa 1250 bis 1500 wird durch Bürgertum, die allmählich aufkeimende Wissenschaft und dem Ausbruch etlicher Seuchen, wie etwa der Pest, gekennzeichnet.

      Auch die Gesellschaft kann grob in drei Stände