Sir Arthur Conan Doyle

Der Hund der Baskervilles


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      SIR ARTHUR CONAN DOYLE

      Der Hund der Baskervilles

      Der dritte Sherlock-Holmes-Roman

      Leipziger Ausgabe

      Vollständig neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen von

      Susanne Luber

      neu gefasst und mit Anmerkungen versehen von

      Gerd Haffmans

      HAFFMANS VERLAG

      BEI ZWEITAUSENDEINS

      Die englische Originalausgabe The Hound of the Baskervilles erschien zuerst von 1901 bis 1902 im Strand Magazine, London, die Buchausgabe folgte 1902 bei Georges Newnes, London, und McClure, Phillips & Co., New York.

      Die deutsche Erstausgabe erschien in der Übersetzung von Heinrich Darnoc im Verlag Richard Lutz, Stuttgart 1903.

      Weiteres in der Editorischen Notitz am Schluss des Bandes.

      1. Auflage, Winter 2021.

      Alle Rechte vorbehalten. Alle Rechte an dieser Neuedition & Neuübersetzung vorbehalten.

      Copyright © 2021 by Haffmans Verlag bei Zweitausendeins Versand-Dienst GmbH, Bahnhofstr. 30, 82340 Feldafing.

      Gestaltung & Produktion: Zweitausendeins.

      Umschlagsillustration: Christiane Nebel.

      ISBN 978-3-96318-137-5

      Inhalt

      1. Kapitel: Mr Sherlock Holmes

      2. Kapitel: Der Fluch der Baskervilles

      3. Kapitel: Das Problem

      4. Kapitel: Sir Henry Baskerville

      5. Kapitel: Drei gerissene Fäden

      6. Kapitel: Baskerville Hall

      7. Kapitel: Die Stapletons von Merripit House

      8. Kapitel: Dr Watsons erster Bericht

      9. Kapitel: Das Licht im Moor (Dr Watsons zweiter Bericht)

      10. Kapitel: Auszug aus Dr Watsons Tagebuch

      11. Kapitel: Der Mann auf dem Black Tor

      12. Kapitel: Tod auf dem Moor

      13. Kapitel: Die Netze werden ausgelegt

      14. Kapitel: Der Hund der Baskervilles

      15. Kapitel: Ein Rückblick

      ANHANG

      Anmerkungen

      Editorische Notiz

      Kompendium

      Bemerkungen zu Sherlock Holmes von Joachim Kalka

       Eine Einführung in den Kriminalroman

       Who’s Who

       Kleine ACD-Chronik

      1. Kapitel

      Mr Sherlock Holmes

      Mr Sherlock Holmes, der am Morgen normalerweise spät aufstand, sofern er nicht, was durchaus vorkam, die ganze Nacht wach blieb, saß am Frühstückstisch. Ich stand auf dem Kaminvorleger und nahm den Stock zur Hand, den unser Besucher am Abend zuvor hier vergessen hatte. Es war ein schönes, kräftiges Stück Holz mit kugelförmigem Knauf, ein Stock von der Sorte, die man als Penang Lawyer bezeichnet. Direkt unterhalb des Knaufes saß ein fast zollbreites silbernes Band. »Für James Mortimer, M. R. C. S. von seinen Freunden im C. C. H.« war darauf eingraviert, ergänzt durch das Datum »1884«. Es war der typische Stock eines altväterlichen Hausarztes – solide, würdevoll und vertrauenerweckend.

      »Nun, Watson, was machen Sie daraus?«

      Holmes kehrte mir den Rücken zu, und ich hatte durch nichts auf meine Beschäftigung schließen lassen.

      »Woher wussten Sie, was ich gerade tue? Ich glaube wirklich, Sie haben Augen am Hinterkopf.«

      »Jedenfalls habe ich eine blankpolierte silberne Kaffeekanne vor mir stehen«, antwortete er. »Aber sagen Sie, Watson, was lesen Sie aus dem Stock unseres Besuchers? Da wir ihn unglücklicherweise verfehlt haben und sein Anliegen nicht kennen, ist dieses zufällige Fundstück von gewisser Bedeutung. Lassen Sie hören, wie Sie sich den Mann vorstellen, nach seinem Stock zu urteilen.«

      »Ich meine«, antwortete ich, indem ich mich nach besten Kräften bemühte, die Methoden meines Gefährten anzuwenden, »Dr Mortimer dürfte ein älterer Arzt mit gut gehender Praxis sein und überdies ein angesehener Mann, wenn ihm seine Freunde so ein Zeichen ihrer Wertschätzung schenken.«

      »Gut«, sagte Holmes. »Ausgezeichnet!«

      »Ferner denke ich, die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass er ein Landarzt ist, der einen guten Teil seiner Krankenbesuche zu Fuß macht.«

      »Weshalb?«

      »Weil dieser Stock, der ursprünglich sehr edel war, jetzt so abgeschabt ist, dass ich ihn mir kaum in der Hand eines Londoner Arztes vorstellen kann. Die dicke eiserne Spitze ist stark abgenutzt, was zeigt, dass sein Besitzer tüchtige Märsche damit unternommen hat.«

      »Sehr einleuchtend«, sagte Holmes.

      »Und dann, die Inschrift ›Freunde im C. C. H.‹ Ich möchte annehmen, das ›H‹ bezieht sich auf ›Hetzjagd‹ und gemeint ist eine ländliche Jagdgesellschaft. Vielleicht hat er deren Mitgliedern ärztlichen Beistand geleistet, wofür sie sich mit diesem Präsent bedankt haben.«

      »Wirklich, Watson, Sie übertreffen sich selbst«, sagte Holmes, indem er seinen Stuhl zurückschob und sich eine Zigarette anzündete. »Ich muss sagen, dass Sie in all den Geschichten, in denen Sie freundlicherweise von meinen bescheidenen Leistungen erzählen, Ihre eigenen Fähigkeiten immer unter den Scheffel gestellt haben. Sie mögen vielleicht kein brillanter Denker sein, aber Sie verhelfen anderen zur Erkenntnis. Es gibt solche Menschen, die selbst kein Genie besitzen, dafür aber die bemerkenswerte Gabe, es in anderen zum Leuchten zu bringen. Ich muss zugeben, mein Lieber, dass ich tief in Ihrer Schuld stehe.«

      Nie zuvor hatte er so viel gesagt, und ich gebe zu, dass seine Worte mich tief berührten, denn seine gleichgültige Haltung gegenüber meiner Bewunderung für ihn und gegenüber meinen Bemühungen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf seine Methoden zu lenken, hatten mich oft verletzt. Auch machte es mich nicht wenig stolz, dass ich mir seine Denkmethode gut genug angeeignet hatte, um sie in einer Art und Weise anzuwenden, die seinen Beifall fand. Er nahm mir den Stock aus der Hand und betrachtete ihn eine Weile mit bloßem Auge. Sein Interesse schien geweckt, denn er legte die Zigarette weg, trat mit dem Stock ans Fenster und nahm in noch genauer unter die Lupe.