Alexander Naumann

Pauline hat keine Lust


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      Inhalt

      Eine rutschige Geschichte

      Der Berggeiger

      Eine elektrische Geschichte

      Bardomir macht Musik

      Pauline hat keine Lust

      Der Schatz im Bergsteinsee

      Ruhe!

      Das freche Echo

      Eine verstimmte Geschichte

      Jacqueline zieht aus

      Musiktipps

      Eine rutschige Geschichte

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       „Anton! Beeil dich, Frühstück ist fertig!“ Antons Mutter wurde ungeduldig. „Ja-ha, ich komme gleich, nur noch einmal spielen“, rief Anton. Wenn er Gitarre übte, war er nicht zu bremsen. Seine Gitarre stand immer neben seinem Bett, und wenn er morgens aufwachte, dann zupfte er erst mal ein paar Akkorde auf ihr. Seinen Bruder Tim nervte das jedes Mal aufs Neue. Er lag nämlich über ihm im Stockbett. Aber das Mosern seines Bruders störte Anton wenig. Er wollte üben - für das Musikschulkonzert nächsten Monat. „Anton! Komm jetzt!“ „Na dann“ sagte Anton zu seinem Instrument „bis heute Nachmittag.“ Er stellte die Gitarre an ihren Platz und lief die Treppe hinab in die Küche.

      Antons Schulweg war kurz und er konnte ihn fast mit geschlossenen Augen gehen, so gut kannte er ihn. Die Straße entlang, einmal links und dann war er da. Diesmal aber kam ihm ein Stein in die Quere.

       „Auu! Mein Finger!“ Anton war unglücklich gestürzt und hatte sich dabei den Zeigefinger der linken Hand umgebogen. Es tat höllisch weh. „Oh Mann! Mein Musikschulauftritt“ – das war das Erste, was er dachte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lief er zurück nach Hause. Seine Mutter fuhr sofort mit ihm zum Arzt. Der untersuchte ihn ausführlich, dann teilte er ihm die schlechte Nachricht mit: „Dein Finger ist gebrochen, du bekommst einen Gips“. Anton erschrak. „Wie lange muss ich den denn tragen?“ „Mindestens vier Wochen, wenn nicht noch länger“ meinte der Arzt. Anton ließ den Kopf hängen. Gitarre üben konnte er jetzt erst mal vergessen. Und das Konzert auch. Anton war den Tränen nahe.

      Zuhause angekommen setzte er sich traurig aufs Bett. Sein gebrochener Finger war komplett eingegipst. Hand und Unterarm auch. Immer wieder schielte er zu seiner Gitarre, die an der Wand lehnte und darauf wartete, gespielt zu werden. Vorsichtig nahm er sie und versuchte, mit seinem Gipsarm einen Akkord zu greifen. Es klang furchtbar.

      „Erstmal was trinken“ dachte Anton und griff sich mit der gesunden Hand die Wasserflasche, die auf dem Boden stand. Er nahm einen Schluck, und auf einmal hatte er eine Idee. Man konnte doch auch mit einem Flaschenhals auf der Gitarre spielen, das hatte er mal im Fernsehen gesehen. Mit seiner eingegipsten Hand konnte er die Wasserflasche halten, auch wenn es etwas mühsam war. Langsam legte er den Flaschenhals auf das Griffbrett und rutschte damit über die Saiten. Es klang ein bisschen so, als würde ein Auto losfahren. Gar nicht schlecht für den Anfang, fand Anton.

      „Was machst du denn da für Gruselmusik?“ Antons Bruder Tim war aus der Schule gekommen. „Das klingt ja furchtbar!“ „Ich spiele Rutsch-Gitarre“ antwortete Anton trotzig, „das muss so klingen, und wenn es dir nicht passt, dann kannst du ja rausgehen.“ Jetzt war üben angesagt. Und das tat er den ganzen restlichen Tag, bis es Abend war.

      Am nächsten Tag kam Antons Schulfreundin Anna zu Besuch. Natürlich spielte er ihr gleich eine Geistermusik auf seiner Rutsch-Gitarre vor. Anna war begeistert. „Mensch Anton! Das ist genau das, was wir brauchen!“ „Wer braucht was?“ fragte Anton etwas verdattert. „Na, die Theatergruppe in der Schule, in der ich mitmache. Wir spielen ‚Das kleine Gespenst‘ und ich bin der Uhu Schuhu. Und wir brauchen noch gruselige Musik. In drei Wochen ist Premiere. Soll ich mal fragen, ob du mitmachen kannst?“ Anton strahlte. „Das wär toll!“ Und tatsächlich: alle in der Theatergruppe waren damit einverstanden, Anton mit seiner Gespenstergitarre an den Bühnenrand zu setzen. Er wurde vom Fleck weg engagiert. Jetzt hieß es wieder: üben, üben, üben. Und es lohnte sich: Die Aufführung war ein voller Erfolg, es gab sogar so viel Applaus, dass Anton eine Zugabe spielen musste. „Na?“, zwinkerte ihm Anna hinter der Bühne zu, nachdem sich alle verbeugt hatten, „für was so ein gebrochener Finger doch gut sein kann.“

      Der Berggeiger

      Rudi Kraxler ist bekannt in den Bergen rund um den Schluchtensee. Er ist dort fast schon so etwas wie eine Berühmtheit. Denn Rudi ist wohl der einzige Berggeiger der Welt. Er begleitet so manchen Wanderer ein Stückchen auf seinem Weg und spielt ihm die schönsten Melodien auf der Geige vor. Zum Beispiel: „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Oder: „Im Frühtau zu Berge“. Oder: „Auf unsrer Wiese gehet was“. Das ist schon eine kleine Attraktion, und viele Menschen kommen extra wegen Rudis Musik zum Schluchtensee. Die meisten Wanderer geben ihm ein kleines Trinkgeld als Dankeschön. Aber es gibt auch welche, die gehen einfach weiter und tun so, als hätten sie Rudi gar nicht gehört. Und dann gibt es welche, die schimpfen und beschweren sich über die Lärmbelästigung. So einer war der Brackmüller Schorsch. Der hatte eigentlich gar keine Lust gehabt aufs Bergsteigen, aber sein Arzt hatte ihm viel Bewegung empfohlen, das sei gut für sein Herz. Also stapfte der Brackmüller Schorsch missmutig schnaubend den Weg hinauf zum Jodler Horn.

      Die Sonne schien. Bah! Der Schorsch ärgerte sich. Lästig, diese grellen Sonnenstrahlen! Am Wegesrand plätscherte ein kleiner Gebirgsbach. Eine Zumutung! Wasser kommt aus dem Wasserhahn, da braucht man keinen Bach dazu! Und dann hörte er Rudis Geige. Das auch noch! Geigenmusik hatte ihm gerade noch gefehlt. „Aufhören!“ schnauzte er Rudi an. „Sofort aufhören!“

      Aber Rudi war nicht irgendein Berggeiger – Rudi war vor allem ein sehr kleiner und auch sehr listiger Berggeiger. Rudi setzte seine Geige ab. „Aber wieso denn?“ fragte er, „Musik beflügelt und macht auch das Bergsteigen leichter. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Ihr Hausarzt wird sich freuen“. Der Schorsch horchte auf. „Aha, soso, ja wenn das so ist. Dann kommen Sie halt mit“ grummelte er. „Alles klar“, freute sich Rudi, und weil er manchmal auch ein fauler Geiger war, hüpfte er dem Schorsch auf die Schultern und setzte sich in dessen Rucksack. Der Schorsch wollte schon wieder schimpfen über das zusätzliche Gewicht auf dem Buckel, da beschwichtigte ihn Rudi: „Rückentraining! Ist ganz wichtig, hilft gegen Kreuzschmerzen.“ „Ah so, ja wenn das so ist“, brummelte der Schorsch und setzte sich langsam und keuchend in Bewegung, während Rudi zu geigen anfing.

      Nach einer Weile kamen sie an einer Berghütte vorbei. Rudi bestellte sich aus dem Rucksack heraus eine Maß Apfelschorle und einen Schweinsbraten mit Knödeln. Während der Schorsch weiterschlurfte, saß Rudi im Rucksack und verspeiste gutgelaunt sein Essen. „Ich hätt‘ auch Hunger“, meldete sich der Schorsch. „Also, Schweinsbraten ist ganz ungesund und zu viel Trinken soll man ja auch nicht, weil man sonst zu schwer wird.“ Das leuchtete dem Schorsch nicht so recht ein, aber zum Streiten war er schon zu erschöpft. Er ging einfach weiter. Als Rudi mit dem Essen fertig war, fing er an, Holzstücke vom Boden auf zu klauben und in den Rucksack zu stecken. „Was machst du da?“ wollte der Schorsch wissen. „Ich sammle Feuerholz, falls mal wieder der Winter kommt“, antwortete Rudi. „Der Winter?“ Schorsch wunderte sich. Sein Rucksack wurde immer schwerer. „Moment mal!“ rief Rudi da. „Bitte kurz stehen bleiben! Stehenbleiben muss man unbedingt üben, dann wird der Gleichgewichtssinn besser. Und ich muss ein Foto von dieser tollen Aussicht machen! Und noch eins. Nein, das war nichts. Noch eins.“

      Es dauerte ungefähr drei Stunden, bis Rudi fertig war mit Fotografieren. Der Schorsch war solange stehengeblieben. „Jetzt aber schnell“ spornte ihn Rudi an. „Damit du noch die Gondel ins Tal erwischst.“ Zur Gipfelstation war es nicht mehr weit, und als sie ankamen, erwischte der Schorsch gerade noch die letzte Gondel. Schnell setzte er sich hinein. Rudi verabschiedete sich: „Ich wünsche eine gute Heimfahrt, und grüß mir den Erwin!“ „Erwin? Wer ist Erwin?“ Aber da