Silvio Panosetti

Das Orchester


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      Silvio Panosetti

      Das Orchester

      Ein Bericht

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Dieser Bericht hätte vor einigen Jahren nur unter größten Schwierigkeiten veröffentlicht werden können. Es gab damals nämlich eine breite Öffentlichkeit, die eine ganz andere Sicht der Dinge vertrat, ein Phänomen, das aus dem kulturellen Leben eines großen Teils unserer Gesellschaft nicht wegzudenken war. Bis heute ist es allerdings ungeklärt, ob es sich dabei letztlich nicht um eine Täuschung gehandelt hat. Doch die hier zur Sprache kommende Sache hat sich so oder so zu einem Mythos verfestigt. Ob das seine Richtigkeit hat, lässt sich allerdings nicht beantworten.

      Jetzt kann es sein, dass einige Leute versuchen werden, mich als Verfasser dieses Berichts der Komplizenschaft eines gewissen Martin Rivaldis zu bezichtigen. Darauf darf ich mit gutem Gewissen antworten, dass diese Annahme falsch ist, denn ich interessiere mich für den besagten Mann nur im Zusammenhang mit den im folgenden Bericht geschilderten Geschehnissen.

      Natürlich musste ich, um genauere Informationen auch von dieser Seite zu erhalten, mit Rivaldi persönlich in Kontakt treten. Ich fühle mich mit ihm – oder mit dem, was er früher vertrat – nicht solidarisch und bin ausschließlich an der Darstellung von Ereignissen interessiert, wie sie mir eben von betroffenen und in die Geschehnisse verwickelten Personen geschildert wurden.

      Wo Martin Rivaldi heute lebt und was er tut, soll mit dem Thema hier nichts zu tun haben. Dies gehört zu einer Vereinbarung, die ich mit ihm treffen musste. Er hat sich sowieso nur ungern dem Sog der damaligen Geschehnisse ausgesetzt.

      Meine anfänglichen Befürchtungen, bei meinen Recherchen auf Widerstand zu stoßen, haben sich nicht bestätigt. Sicher war es nicht immer einfach, sich durchzufragen, vor allem wenn es um private Zusammenhänge ging. Ansonsten bin ich jedoch niemandem begegnet, der etwas gegen den hier vorgestellten Bericht gehabt hätte. Man kam mir in der Regel mit freundlichem Wohlwollen entgegen und half mir gerne.

      Einige Leute habe ich getroffen, die die Hoffnung hegen, durch meinen Bericht konnte in Vergessenheit Geratenes wieder zum Leben erweckt werden. Mir liegt es jedoch fern, eine fest verankerte Legende, die dies ohnehin nicht nötig hat, zu nähren. Ich bin ein Berichtender, im Netz von verschiedensten Aussagen positioniert, die ich möglichst exakt wieder zu geben versuche.

      Ich will damit beginnen, einige Namen aufzuzählen, die zusammen einen weiteren Namen ergeben, der noch weitaus mehr mit einer bestimmten Magie behaftet ist.

      Diese Namen sind: Jules von Spree, Karl-Friedrich Papst, Dieter Hübsch und Kasimir Manera, vier Musiker, die als DAS ORCHESTER international berühmt wurden.

       (Auf die Tatsache, dass vier Musiker in der Regeln ein Quartett bilden und ganz sicher kein Orchester, komme ich später zurück.)

      Fünfzehn Jahre lang beherrschte DAS ORCHESTER alle großen Bühnen, sei es in Berlin, Mailand, Paris, London, New York, Tokio oder wo auch immer auf der Welt. Ihre Konzerte waren ausverkauft, die Sonne des Ruhmes prangte mit unverminderter Intensität über den begabten Köpfen dieser vier Musiker.

      Wer kennt DAS ORCHESTER also nicht! Und wer kennt nicht die berühmtesten Kompositionen dieser Musiker, wie zum Beispiel: Der Schattenflieger, oder Der Liebe Sprung will wärmend sein, oder das lustige Kuckuckseier brüten schnell, ganz zu schweigen von ihrem Der Verstand in der Nebelwand.

      Wenn man damaligen Musikkritikern glauben darf, so fanden sie fast alle übereinstimmend: »Das musikalische Ereignis des Jahrhunderts.« Und das Publikum bezeugte durch ihre oft grenzenlose Bewunderung einstimmig dieselbe Meinung.

      Nun möchte ich aber nicht vorgreifen, sondern systematisch dort einhaken, wo alles angefangen hat. Den Anfang einer Sache zu bestimmen ist ja nicht immer einfach, doch in unserem Fall wird er garantiert in den jungen Jahren der Musiker Jules von Spree, Karl-Friedrich Papst, Dieter Hübsch und Kasimir Manera zu finden sein.

      So weiß der ehemalige Nachbar der Familie Papst zu berichten, dass Karl-Friedrich seine ersten Kontrabassspielversuche als kaum sechsjähriger an einem mit Draht bespannten Gartenzaun unternommen haben soll.

      Solcherlei Angaben sind natürlich schwer nachzuprüfen, und ich hege nicht die Absicht, Zeit mit solch plakativen, aber wenig aussagekräftigen Episoden zu verlieren. Ich betone dies bloß, weil der ehemalige Nachbar der Familie Papst inzwischen über neunzig Jahre alt ist und fast eine halbe Stunde brauchte, um sich überhaupt an Karl-Friedrich zu erinnern. Er ist aber eher eine Ausnahme und leidet offenbar altersbedingt an einem schlechten Gedächtnis.

      Und was gibt es aus der Jugend der anderen drei Musiker zu berichten?

      Dass der Kesselpaukist Kasimir Manera irgendwelche leeren Benzinfässer bearbeitet haben soll, ist mir nie zu Ohren gekommen. Lassen wir also diese in manchen Biografien für zwingend erachteten Schilderungen, um uns ernsteren Dingen zuzuwenden.

      Jules von Spree am Klavier oder Flügel, Karl-Friedrich Papst am Kontrabass, Dieter Hübsch an der Posaune und Kasimir Manera an den Kesselpauken – DAS ORCHESTER in seiner legendären Besetzung.

      »Bis auf das Klavier sind dies alles typische Instrumente,