Julie Bloom

Die große Liebe für ein gefallenes Mädchen


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      Die große Liebe für ein gefallenes Mädchen

      JULIE BLOOM

      Copyright © 2020 Julia Lorenzi

      Alle Rechte vorbehalten.

      ISBN:

      Historischer Liebesroman

      Diese Geschichte, sowie alle darin vorkommenden Charaktere, sind frei erfunden und meiner Fantasie entsprungen. Erstaunlicherweise erwachten sie, während des Schreibens dieses Buches, zu eigenem Leben in meinem Kopf, sodass ich mit unter selbst überrascht war, was als Nächstes geschah.

      Dieser Roman ist an keinerlei geschichtliche Ereignisse gebunden und spielt Anfang des 19. Jahrhunderts in London.

      DANKSAGUNG

      Nachdem ich bereits drei historische Liebesromane geschrieben und veröffentlicht habe, möchte ich mich nun bei allen LeserInnen von Herzen bedanken, und viel Vergnügen mit meiner neuesten Geschichte wünschen!

      Außerdem danke ich meiner Familie, die mich dafür für viele Stunden entbehrt hat und mich dabei unterstützt, tun zu können, was mir Spaß und Freude bereitet!

      1. kapitel

      London, 1802

      Marc Skilliard stand vor dem Bordell. Normalerweise besuchte er derartige Etablissements nicht. Doch diesmal wurde er von einem der wichtigsten Geschäftspartner seiner Firma, zu dem voraussichtlich bedeutendsten Geschäftsabschluss seiner bisherigen beruflichen Laufbahn, ausgerechnet hierher bestellt.

      Marc war bereits seit mehr als zehn Jahren für diese Firma tätig und besaß einen überaus ausgeprägten Ehrgeiz, es ganz nach oben schaffen zu wollen. Stets war er aber auf Fairness und Gerechtigkeit bedacht. Er war davon überzeugt, dass man auch mit ehrlichen Mitteln, großem Fleiß und Anstrengung, Erfolg haben konnte.

      Der Sitz der Firma, die eine der wichtigsten Werkstoffanbieter in ganz England war, befand sich in Manchester. Dort lebte Marc auch und verbrachte die meiste Zeit. Seine Familie stammte ursprünglich aus einem kleinen Bauerndorf in der Nähe von Sheffield. Schon früh hatte er aber gewusst, dass ihm ein bescheidenes Leben auf dem Lande nicht genügen würde. Also war er mit achtzehn Jahren in die Großstadt gezogen und hatte sich zunächst mit kleineren Jobs durchgeschlagen. Bis er schließlich eines Tages und durch einen glücklichen Zufall, seinem jetzigen Chef begegnet war, der in ihm das Potenzial zu einem erfolgreichen Geschäftsmann erkannt, und ihn daraufhin ausgebildet hatte.

      Und hier stand er nun. Auf dem Gipfel seiner bisherigen Karriere und musste den wichtigsten Abschluss seines Lebens, ausgerechnet in einem Freudenhaus über die Bühne bringen. Marc dachte sich in diesem Moment, dass das Leben manchmal wirklich ironisch sein konnte, und man tatsächlich nie genau wusste, was als Nächstes kommen würde.

      Etwas widerwillig, aber dennoch voller Motivation betrat er das Bordell.

      Die Luft war stickig und es miefte nach unerklärlichen Gerüchen, die Marc gar nicht näher beschreiben wollte. Er konnte es kaum erwarten, diese widerwärtige Spelunke wieder verlassen zu dürfen. Er trug seinen besten grauen Anzug, und wollte ihn nicht mit irgendwelchen klebrigen Flüssigkeiten verderben.

      Recht angewidert bahnte er sich einen Weg durch den schummrig beleuchteten Raum, um zu seinen Verhandlungspartnern zu gelangen. An kleinen, runden Tischen saßen bereits sehr angeheiterte Männer jeden Alters. Teilweise sogar recht gepflegt aussehend. Es waren aber auch sehr unappetitliche Gestalten unter ihnen, sodass Marc regelrecht Mitleid mit den jungen Damen bekam, die sich um diese Männer kümmern mussten. Einige davon betatschten gerade leichte Mädchen am Hinterteil oder sonst wo. Marc war regelrecht erstaunt darüber, wie angeekelt er von alledem hier war. Er liebte Frauen. Es gab kaum etwas Schöneres als eine heiße Liebesnacht mit einer wunderschönen Dame. Auch wenn es nicht so viele waren, die er selbst zählen konnte.

      Marc war stets derart mit seinen Zielen und seiner Karriere beschäftigt gewesen, dass er das Thema Frauen immer wieder auf später verschoben hatte. Er hatte außerdem das Gefühl, seine ganze Energie in die Entwicklung seiner persönlichen, beruflichen Laufbahn gesteckt zu haben. Natürlich war auch er ein Mann und hatte Bedürfnisse. Abgesehen davon war Marc überdurchschnittlich gut aussehend und bei den Damen äußerst begehrt. In wenigen, seltenen Fällen hatte er sich von reiferen Frauen und lüsternen Witwen verführen lassen. Einige jüngere, erfahrene Mädchen waren auch darunter gewesen. So richtig verliebt hatte er sich aber erst ein einziges Mal. Ihr Name war Lucia. Sie war die Tochter eines italienischen Informanten, der für einige Jahre mit seiner Familie nach Manchester gezogen war, um vom Aufbau der Werkstofffirma zu profitieren. Bei einem Geschäftsessen eines Abends, hatte Marc Lucia kennengelernt. Sie waren auf Anhieb ineinander verliebt gewesen, und Lucias Vater hatte die Verbindung der beiden freudig willkommen geheißen. Damals war Marc fünfundzwanzig Jahre alt gewesen, Lucia noch deutlich jünger. Drei Jahre lang hatte er mit ihr eine leidenschaftliche Beziehung geführt. Doch die Handelsbeziehung ihres Vaters mit Marcs Firma verschlechterte sich zunehmend, und Lucias Vater hatte sie immer seltener zu ihren verabredeten Treffen erscheinen lassen. Und bei den wenigen Rendezvous, die es noch gegeben hatte, war Marc nicht entgangen, dass Lucia sich innerlich immer weiter von ihm entfernt hatte. Gegen Ende hatte es kaum mehr eine Verbindung zwischen ihnen gegeben. Eines Tages hatte Lucias Vater dann verkündet, dass sie zurück nach Italien gehen würden. Marc hatte Lucia nie mehr wiedergesehen.

      Nach einer Weile des eigenartigen Kummers hatte er sich davon erholt, und beschlossen, das Thema Frau fürs Leben finden, in die ferne Zukunft zu verschieben. Marc war sehr romantisch und idealistisch veranlagt, und hatte stets an die wahre Liebe und eine treue Bindung fürs Leben geglaubt. Seit Lucia war diese Weltanschauung zwar etwas ins Wanken geraten, dennoch konnte er sich nach wie vor für belanglose und gefühllose Abenteuer kaum begeistern.

      Marc betrat nun einen separaten Raum, der eigens für dieses geschäftliche Treffen, in diesem fragwürdigen Rahmen, gemietet worden war. Wenigstens war es hier herinnen ein weniger ruhiger, als da draußen, wo laute Musik spielte und spärlich bekleidete Dirnen sich dazu rekelten und verbogen.

      Marc wurde von seinen Verhandlungspartnern freudig begrüßt und gebeten, an ihrer ziemlich großen, ovalen Tafel Platz zu nehmen. Offenbar war dies hier tatsächlich ein spezielles Separee, eigens für private Geschäftstreffen vorgesehen.

      Etwas unwohl setzte sich Marc in einen der rot gepolsterten Sessel und begann, Papiere und Unterlagen aus seiner Aktentasche zu holen. Dabei musterte er die anderen fünf Herren aus dieser Runde genauer. Der Boss, Mr. Kellington, war schon um einiges älter als er, und hatte beinahe eine Glatze auf dem Kopf. Ein paar grau-schwarz melierte Haarsträhnen befanden sich noch an den Seiten seines Hauptes und standen ihm etwas unkontrolliert ab. Zudem war er recht beleibt und hatte eine rote, knubbelige Nase im Gesicht. Er trug einen schwarzen Anzug, der über seinem Bauch aufzuplatzen drohte. Die anderen Herren waren allesamt gut gekleidet, aber einer langweiliger und unattraktiver als der andere. Marc schien hier wohl mit am Jüngsten zu sein, mit seinen vierunddreißig Jahren, und definitiv der gut aussehendste. Einen Grünschnabel gab es unter ihnen. Er wurde ihm als Philipp vorgestellt und war wohl nicht viel älter als Anfang zwanzig. Philipp wirkte sehr nervös und hatte einen feuchten Händedruck bei der Begrüßung aufgewiesen.

      „Mr. Skilliard, wie schön, dass Sie nun auch hier in unserer Runde sind. Bitte, bestellen Sie sich, was Sie wollen, das geht alles auf mich heute“, schwang Mr. Kellington nun seine erste Rede.

      Plötzlich bemerkte Marc eine beinahe nackte Kellnerin hinter sich und erschrak ein wenig. Sie trug lediglich kleine, rote Kreise aus Leder an ihren Brustspitzen, an denen schwarze Quasten hinunter hingen. Irritiert bemühte sich Marc, der Frau ins Gesicht zu sehen, und nicht auf das, was sich ihm auf Augenhöhe bot. Auch wenn es ihn in keiner Weise ansprach, war es trotzdem schwierig, nicht hinzusehen.

      Er bestellte sich ein simples, alkoholfreies Getränk, denn er wollte einen kühlen Kopf für die Verhandlungen bewahren. Daraufhin wurde er von der jungen Dame beinahe spöttisch angegrinst, bevor sie den Raum verließ.

      Marc wandte sich nun wieder den Geschäftsmännern zu und versuchte sich zu konzentrieren.

      „Mr. Kellington, Sie möchten uns gerne ein Angebot