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Gunnar Kunz
Zeppelin 126
Kriminalroman aus der Weimarer Republik
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Inhaltsverzeichnis
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Zeppelin 126
Kriminalroman aus der Weimarer Republik
von Gunnar Kunz
Impressum:
Copyright 2020 by Gunnar Kunz, Berlin
Tel. 030 695 095 76
E-Mail über www.gunnarkunz.de
Alle Rechte vorbehalten
Einbandgestaltung: Rannug
Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden. Danke, dass Sie die Arbeit des Autors respektieren!
Die Fahrgäste
Hendrik Lilienthal, Professor für Philosophie
Diana Lilienthal, physikalische Assistentin bei Professor Planck
Maximilian Graf von Salburg-Oertzen, verarmter Adliger
Magdalena von Salburg-Oertzen, seine Frau
Ferdinand von Salburg-Oertzen, 24, Sohn des Grafen
Klarissa von Salburg-Oertzen, 19, Tochter des Grafen
Alois Kahl, Spekulant
Valentin Veidt, Sekretär von Alois Kahl
Reinhold Pfeiffer, Reporter der Vossischen Zeitung
Orren Quinn, Reporter der New York Times
José Miguel Valdés, brasilianischer Diplomat
Eduard Diehl, Legationsrat im Auswärtigen Amt
Hilmar Haase, Konstrukteur in den Zeppelinwerken
Die Besatzung
Hugo Eckener, Kommandant
Ernst Lehmann und Hans Flemming, Wachhabende
Hans von Schiller und Anton Wittemann, Navigatoren
Udo Geßler und Walter Scherz, Seitensteuermänner
Karl Sammt und Max Pruß, Höhensteuermänner
Willy Speck und Johann Ladwig, Funker
Ludwig Knorr, Ballonmeister
Frank Kennedy und Scott Mitchell, Mitglieder der amerikanischen Bauaufsicht
außerdem: Motorenwarte, Fahrmeister, Maschineningenieure
Prolog: 8. April 1915
Letzten Endes gaben weder Pflichtbewusstsein noch Wagemut den Ausschlag, sondern das unbedingte Vertrauen in deutschen Erfindergeist. Und war dieses Vertrauen nicht gerechtfertigt? Der Spähkorb zeichnete sich durch eine zweckmäßige Bauweise aus, er besaß Stabilisierungsflossen und sogar einen Blitzableiter. So zerbrechlich die Konstruktion auch wirkte, sie würde ihre Aufgabe ohne Wenn und Aber erfüllen. Wie die Soldaten in den Schützengräben. Wie die Oberste Heeresleitung.
Der Mann mit der Pelzkappe empfand keine Angst, nicht mal Unbehagen angesichts der Winde, die das Gewicht von anderthalb Tonnen würde tragen müssen, nur Stolz auf die Ingenieurkunst seines Landes. Welche andere Nation brachte ein solches Wunderwerk der Technik zustande? Kein Zweifel, das Luftschiff war ein Symbol der Überlegenheit Deutschlands. Die Franzosen da unten würden nicht wissen, wie ihnen geschah.
Ein letzter Blick in den Laufgang: Die Klappen waren geöffnet, die Bomben abwurfbereit eingehängt. Der Wachoffizier nickte ihm zu. Er nickte zurück und setzte sich in die fischförmige Gondel. Die Motoren wurden gedrosselt, damit der Feind die Annäherung so spät wie möglich hörte. Alles lief nach Plan.
Ein Ruck ging durch den Spähkorb, dann wurde er herabgelassen. Die Gondel schwankte, sobald sie frei in der Luft hing, aber nur einen Augenblick lang. Der Mann beachtete es nicht, sondern sah nach oben. Er baumelte jetzt unter dem Mutterschiff wie ein Schöpfkübel im Brunnen. Der Korb sackte abwärts. Immer weiter entfernte er sich vom Rumpf des Zeppelins, der kleiner wurde und kleiner, bis er in der Dunkelheit verschwand. Das Quietschen der Winde verlor sich in der Nacht. Wie ein Geist schwebte er nun im Raum, körperlos. Allein. Ein Mann und anderthalb Tonnen Metall, tausenddreihundert Meter über dem Erdboden, gehalten von einem dünnen Stahlseil.
Fünfzig Meter unter dem Schiff. Der Mann zog die Handschuhe aus und hauchte ein paarmal in seine Hände. Verfluchte Kälte! Trotz der doppelten Unterwäsche und des aufgetragenen Frostschutzmittels bissen die nächtlichen Minusgrade in seine Haut. Er griff in seine Fliegerjacke und holte eine Zigarette hervor. Wenigstens konnte er hier unten gefahrlos rauchen. Mit klammen Fingern entzündete er die Zigarette, inhalierte und zog sich die Handschuhe wieder an. Er versuchte, über sich etwas zu erkennen, aber das Luftschiff hatte seine Positionslichter gelöscht und war in der mondlosen Nacht nahezu unsichtbar.
Hundert Meter. Dunkle Schleier trieben an ihm vorüber, als der Spähkorb durch die Wolken sank. Der Mann schaltete kurz das Licht über der Kartenablage ein, um einen Blick auf den Kompass zu werfen und sich noch einmal mit den geografischen Gegebenheiten unter ihm vertraut zu machen. Bevor er die Wolkendecke durchstieß, schaltete er das Licht wieder aus.
Hundertfünfzig Meter. Die Schleier um ihn herum wurden dünner und verflüchtigten sich. Ein leichter Westwind zupfte an der Gondel. Ideale Bedingungen: Dunkelheit, eine geschlossene Wolkendecke und ein Wind, der sie von selbst in die Heimat zurückbrachte, sollte das Schiff wider Erwarten angeschossen werden.
Die Augenlider des Mannes zuckten, erst das rechte, dann das linke, dann beide zugleich. Verflucht, es ging wieder los! Bloß ein nervöser Tic, gar nicht weiter beachten. Er drückte seine Zigarette aus und sah nach unten. Ostende und Dünkirchen lagen hinter ihnen; irgendwo dort in der Finsternis musste sich Calais verbergen. Natürlich hatten die Franzosen ihre Stadt verdunkelt, aber so etwas funktionierte nie hundertprozentig. Der Mann kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen, was das Zittern der Lider verstärkte. War da nicht etwas? Tatsächlich, ein einzelner Lichtpunkt, der sich bewegte; ein Autoscheinwerfer