Doreen Brigadon

Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück


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      Inhaltsverzeichnis

       Die Hausdame

       Der Arbeitsbeginn

       Fritzi

       Alex

       Auflösung der Geheimnisse?

       Der Vertrag und die Pferde

       Die arrangierte Hochzeit

       Die Hochzeit

       Theresa-Maria

       Ein Nachfolger?

       Nachtrag:

      Halte nicht am alten Glück fest, wenn das neue schon da ist.

      Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück.

      „Pressen!“, sagte die Hebamme noch einmal. „Ja, so ist es gut. Weiter so.“

      Die Frau presste so gut sie konnte. Sie hatte schon seit fünf Stunden die Wehen. Zuerst hatte sie nicht pressen dürfen, da der Muttermund noch nicht offen war, und dann hatten die Wehen nachgelassen. Daher hatte man sie an einen Wehentropf anhängen müssen, damit sie wieder Wehen bekam. Der Muttermund war schon offen, doch es wollte trotzdem noch nicht weitergehen. Dann setzten die Wehen durch den Tropf aber viel zu stark ein. Somit musste man das Mittel wieder reduzieren. Aber kurz vorher wurden die Wehen wieder zu schwach. Dadurch musste sie leider mehr pressen und der Arzt half mit Druck am Bauch nach. Es war keine leichte Geburt. Dann merkte sie, dass das Kind kam.

      „Noch einmal kräftig pressen!“, sagte die Hebamme.

      Dann spürte sie ein Brennen und die Frau schrie auf, da war sie auch schon da die Erlösung. Es wurde für eine kurze Zeit still im Kreißsaal.

      „Na komm! Atme! Du kannst es!“

      Die Frau geriet in Panik. ‚Nein! Nur das nicht!‘, dachte sie, bevor das Baby anfing zu schreien.

      „Na, es geht ja. Ein gesunder, kräftiger Junge!“, sagte die Hebamme.

      Die Frau ließ sich entspannt zurückfallen und Tränen standen in ihren Augen. „Wie spät ist es und welchen Tag haben wir?“

      „Es ist immer noch Donnerstag, der 5. Juli. Ihr Sohn ist genau um 23:55 Uhr auf die Welt gekommen.“ Mit diesen Worten legte die Hebamme ihn ihr auf die Brust.

      „Hallo, Sohnemann. Jetzt wird alles gut. Wir haben es geschafft. Besser, du hast es geschafft, noch pünktlich zu kommen.“

      Der Arzt und die Hebamme verstanden nichts. Aber das mussten sie auch nicht.

      Anna Berger verabschiedete sich von ihren Kindern.

      „Es tut mir leid. Aber ihr müsst hier im Internat bleiben. Ich habe den Job nur bekommen, weil ich unabhängig bin. Aber ich werde euch jeden Sonntag besuchen.“

      „Aber wieso musst du arbeiten, Mama?“, fragte der Junge, der mit seinen braunen, kurzen Haaren, seinem Vater sehr ähnlich sah, „Wir haben doch genug Geld von Papa, oder nicht?“

      „Doch, aber ich will mein Geld selbst verdienen. Und das Geld soll für euch bleiben. Ein großer Teil ist gut angelegt und ihr bekommt es mit 25 Jahren ausbezahlt. Einen Notgroschen haben wir auch. Und damit gehe ich auch den Mitgiftjägern aus dem Weg. Denn ihr habt es selbst mitbekommen, was nach Papas Tod los war.“

      Sie nickten.

      „Wie die Männer mich umschwärmt haben. Und euch so zuckersüß umschmeichelt haben. Und dann habt ihr per Zufall mitbekommen, wie sie hinter meinem Rücken gesprochen haben. Ich bin froh, dass ihr es mir erzählt habt. Denn dadurch wusste ich, wie sie zu mir standen. Deswegen sind wir auch heimlich verschwunden. Und keiner weiß, wo wir sind. Außer meinem Anwalt, der alles verwaltet. So, und jetzt muss ich euch verlassen. Seid brav. Ihr habt ja meine Nummer für den Notfall, und ich rufe euch am Abend immer an, wenn ich kann. Sofern es meine Zeit erlaubt. Ich hab euch lieb. Und sobald es möglich ist, werde ich euch zu mir holen. Aber es kann noch eine Weile dauern. Ich kann es ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, denn dann verliere ich den Job. Und wir wollen doch einen Neuanfang.“

      Sie drückte jeden noch einmal fest. Anna Berger, eine gut gebaute Frau von Mitte 30, die Haare streng zurückgekämmt und zu einem Knoten gesteckt. Die Haare aufgehellt, wollte sie schon damit die ersten grauen Härchen verstecken? Sie stand auf und sah ihre Kinder fröhlich an. Ihr war aber gar nicht danach. Sie hatte es ihnen schon so oft erklärt. Nur, wie sollten das Kinder im Alter von zehn und acht Jahren verstehen?

      Die Betreuerin nahm die Kinder an sich und Anna ging zu ihrem Auto. Ein kleiner, blauer Polo. Mit dem fuhr sie zu dem Gut von Hubert von Wallersberg. Es war nur eine halbe Stunde entfernt, aber es schien ihr so weit weg. Weit weg von ihren Kindern. Melchior war schon zehn und versuchte, zu verstehen, war aber trotzdem noch zu klein dafür. Anna-Maria war acht. Sie verstand noch gar nichts.

      Annas Mann war vor anderthalb Jahren auf tragische Weise bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er war nicht reich gewesen. Sie hatten jedoch eine gute Lebensversicherung gehabt und hätten von dem Geld gut leben können, wenn sie sparsam damit umgegangen wären. Es gab ja auch noch die Rente. Den Rest verwaltete ihr Anwalt. Ihm konnte sie vertrauen. Er war ein sehr guter Freund ihres Mannes.

      Sie war eine gute Partie. Die Männer, die sie umschwärmten, wollten nicht sie, sondern ihr Geld. Sie hatte das Geld mit in die Ehe gebracht. Aber er hatte sie nicht wegen des Geldes geheiratet, sondern weil er sie aufrichtig geliebt hatte.

      Die anderen Männer hätten die Kinder gern in ein Internat gesteckt und mit ihr oder auch ohne sie das Geld durchgebracht. Aber nicht mit ihr. Sie fiel nicht auf deren Geschwätz herein. Sie liebte ihren Mann und so würde es auch immer bleiben. Egal, was für ein Mann auch daher kommen mochte.

      Ihr Herz war schwer, dass sie die Kinder in ein Internat schicken musste. Aber allein zu Hause lassen unter der Obhut von …? Sie hatte niemanden. Und so waren sie wenigstens in ihrer Nähe. Dort waren sie auch geschützt vor den Mitgiftjägern, die sie vielleicht umgarnen könnten und dadurch möglicherweise auch die Kinder.

      Sie hielt den Wagen an und sah sich das ganze Anwesen erstmal an. Das würde ihr neues Heim werden. Und sie hoffte es, auch bald für ihre Kinder. Dass sie es dem Hausherrn bald sagen und erklären konnte. Zwei Monate hatte sie Probezeit.

      Es sah in der Morgensonne herrlich aus. Mit der Allee, die hinter dem Tor begann und sich zu einem gekiesten Platz vor dem Haus schlängelte. Vor der Eingangstür befanden sich große Tröge, in denen die Blumen noch in voller Blüte standen. Auf der Hälfte des Weges, wo die Einfahrt eine Kurve machte, befand sich ein Brunnen mit einem gelben Rosenstrauch davor, der noch seine letzten Blüten zeigte.

      Da Anna ja noch nicht offiziell eingestellt war und auch nicht wusste, wo der Dienstboteneingang war, läutete sie am Vordereingang. Es dauerte einen Moment, bis ein Mann, anscheinend der Butler, die Tür öffnete.

      „Guten Tag. Ich bin Anna Berger und soll mich heute bei Herrn von Wallersberg melden.“

      „Guten Tag. Kommen Sie herein und warten Sie hier. Ich werde Sie bei dem Grafen anmelden.“

      Sie wartete in der großen Halle, während er in ein Zimmer links von ihr ging. Nach einer Weile kam er zurück.

      „Der Herr Graf erwartet Sie.“

      Er hielt ihr die Tür auf.

      Sie hatte heute extra ein dunkelblaues Kostüm mit einer leicht rosa Bluse angezogen. Die Haare hatte sie fest hochgesteckt. Sie wollte wie eine Hausdame aussehen und nicht wie eine Dame von der Welt. Einige Kleidungsstücke hatte sie ausmustern müssen. Nicht alles passte für eine Hausdame. Vorläufig hatte sie je zwei Koffer für sie und die Kinder mitgenommen. Das andere musste sie sich nebenbei aus dem Lager holen, wo sie den Rest der Kleidung und die wichtigen Sachen eingelagert hatte. Ihr Mann hatte von seinen Eltern ein Haus geerbt. Das hatte sie vermietet. Was sollte sie damit? Sie hatte