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M. D. REDWOOD
NACHT ÜBER DUNKELHEIT
Ein Junge in dunklen Wassern
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
3. Kapitel: Leidige Diskussionen
4. Kapitel: Hochzeit, Krönung, Streit
11. Kapitel: Der Dorfschulmeister
1. Kapitel: Drachenchaos
Nacht über Dunkelheit
Ein Junge in dunklen Wassern
M. D. Redwood
Impressum
Texte: © Copyright by Marc Daniel Redwood
Umschlag: © Copyright by Michael Faulhaber
Verlag: Michael Faulhaber
Hauptstraße 19
76829 Leinsweiler
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Die Karawane von Reitern folgte der breiten Straße entlang des Stroms nach Südosten. Das Pflaster war mit dem ersten Herbstlaub übersät. Eine Brise spielte mit den roten und gelben Blättern am Boden. Das Laub dämpfte das Klappern der Hufe deutlich, was den Männern aber nicht ungelegen kam, da sie durch das Auental ritten. Einem Ort, in dem man besser den Geräuschen der Umgebung lauschte, statt selbst Welche zu machen. Die weitläufige Ebene mit ihren Hügeln und Wäldern zwischen den Weißen Bergen, sowie dem Hochland von Horizont im Osten und dem Gebirge um die Hauptstadt Großbergen im Westen war vom Großen Strom über Jahrtausende quer durch die Landschaft gegraben worden. Der Fluss dominierte mit seinen weiten Meanderschleifen und Inseln noch immer die Region. Sie bot zahlreichen Kreaturen Unterschlupf von denen viele sehr gefährlich waren. Die meisten Dämonen hausten jenseits des Stroms, wie auf den sogenannten Isles of terrified swamps, der Heimat des Basher-Klans. Großherzog Siegmund hatte die Dämonen bereits vor Jahren vom Westufer vertrieben. Dennoch war die Reise riskant, denn eine Sippe von Drachen streifte durch diese Gegend. Sie nutzten, seit Beginn der Aufzeichnungen im Großherzogtum, den Landstrich als Jagdrevier. Dabei wanderten die Drachen vom Flachland am Südende der Ebene bis hinauf zu den Eisbergen, wo die Festung Starkenberg lag und der Schwarze Magier seinen Sitz hatte. Das Auental war daher liebevoll Land der Angst getauft worden, sehr zum Gefallen des Schwarzen Magiers. Auf jeden Fall war es ein passender Begriff. Denn die Bewohner hatten die Angewohnheit stets einen leicht nervösen Blick über die Schulter zu werfen, wenn jemand nur eine Tür zuschlug. Warum die Menschen dort blieben war einfach: das Land war sehr fruchtbar und geschützt von den harten Wintern ringsum.
Die Brise offenbarte die leichten Rüstungen der Reiter unter ihren dunkelroten Gewändern mit dem Wappen von Starkenberg darauf. Ein schwarz-grauer Doppelstreifen zweiteilte das goldfarben gekrönte Rundbogenschild. Der Doppelstreifen versinnbildlichte eine Schwertklinge. Die obere Hälfte nahm etwa zwei Drittel ein und bildete das Wappentier Starkenbergs auf rotem Grund ab. Es war ein grüner Drache auf zwei Beinen, der Feuer spuckte. Die untere Hälfte zeigte ein dunkelgraues Hufeisen auf blauem Grund. Im Rundbogen machte bei den meisten ein rotes, sanduhrförmiges Zeichen, ihre Zugehörigkeit zur Achten Armee des Großherzogtums deutlich.
Das Regiment umfasste etwa zweihundert Reiter, an deren Spitze ritt ein großer, schwarzhaariger Mann in einem dunkelroten Umhang, mit gelbem Innenfutter. Darunter trug er eine tintenblaue Weste auf seinem weißen Leinenhemd. Seine Hosen waren so tiefschwarz wie sein Hengst und dessen Sattel. Sowohl der breite Gürtel mit Goldschnalle, als auch seine Reiterstiefel waren aus robustem, schwarzen Leder gefertigt. Großherzog Siegmund war über zwei Meter groß, mit breiten Schultern und dicken Muskeln, die auch für zwei Männer mehr als ausreichend gewesen wären. Das schwarze Haar war im Vollhelm kaum zu erkennen, dafür aber die Hakennase, da Siegmund das Visier offen hatte. Er ritt in leichter Montur, das Kettenhemd unter der Weste und mit einem langen Zweihänder-Schwert auf dem Rücken. Am linken Arm hatte der Siebenundzwanzigjährige ein breites Dreiecksschild, dass zwar sein Wappen zeigte, ansonsten aber von den Schildern seiner Männer deutlich abwich. Zum einen war es etwas größer, zum anderen die Oberfläche aus purem Silber gefertigt. Lediglich das Wappen war aus Gold und verschiedenen Goldlegierungen darauf geschmiedet. Das polierte Schild glänzte wie ein Spiegel in der Abendsonne, die noch über den Bäumen des Waldes stand.
Dicke Buchen und Eichen dominierten den Forst, dazwischen wuchsen einige Linden, Ulmen und viele Esskastanien. Zum Fluss hin machten sich die Erlen breit. Im Schatten des üppigen Blattwerks gediehen Moose und Farne. Das Unterholz war so dicht bewachsen, dass man nur wenige Stämme weit in den Wald hineinsehen konnte. Der Geruch warmen Wassers lag in der Luft und zwischen den Geräuschen der Pferde gluckste der Strom leise vor sich hin.
Plötzlich raschelte es im Unterholz zur Rechten des Zuges. Siegmund ließ Schwerter ziehen, indem er wortlos sein Eigenes zog. Die Reiter stoppten und sammelten sich um ein weißes Fuhrwerk, das sich mitten in der Karawane aufhielt. Es war ein gut verstärkter Reisewagen mit einem Tonnendach aus Holz. Über die Latten spannte sich eine genietete Lederhaut, um das Dach wetterfest zu machen. Das Holzgerüst des Zweiachsers war jedoch nicht mit Leder bespannt, sondern von außen und innen mit Dielen beplankt. Das Fuhrwerk sollte einem Angriff standhalten können, denn seine Fracht war wertvoll. Aus diesem Grund war auch der Wagenbock an der Seite hoch beplankt, bevor er in einem Handlauf für den Fuhrmann endete. Sehr große, rote Holzspeichenräder