Nikolai Ostrowski

Wie der Stahl gehärtet wurde


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      Nikolai Ostrowski

      Wie der Stahl gehärtet wurde

      Wie der Stahl gehärtet wurde

      Nikolai Ostrowski

      Impressum

      Texte: © Copyright by Nikolai Ostrowski

      Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

      Verlag: Das historische Buch, 2022

      Mail: [email protected]

      Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

      Berlin

      Inhalt

       ERSTER TEIL

       ERSTES KAPITEL

       ZWEITES KAPITEL

       DRITTES KAPITEL

       VIERTES KAPITEL

       FÜNFTES KAPITEL

       SECHSTES KAPITEL

       SIEBENTES KAPITEL

       ACHTES KAPITEL

       NEUNTES KAPITEL

       ZWEITER TEIL

       ERSTES KAPITEL

       ZWEITES KAPITEL

       DRITTES KAPITEL

       VIERTES KAPITEL

       FÜNFTES KAPITEL

       SECHSTES KAPITEL

       SIEBENTES KAPITEL

       ACHTES KAPITEL

       NEUNTES KAPITEL

      Alles in Ostrowski ist Flamme der Aktion und des Kampfes - und diese Flamme wuchs und dehnte sich aus, je enger Nacht und Tod ihn umringten. Er strömte von unermüdlichem Lebensmut und Optimismus über. Und diese Freude verband ihn mit allen kämpfenden und vorwärts schreitenden Völkern der Erde.

      ROMAIN ROLLAND

      »Wer von euch war vor den Feiertagen bei mir zu Hause, seine Aufgaben herzusagen? Der soll aufstehen!«

      Der schwammige Mann im Priesterrock, mit dem schweren Kreuz am Hals, blickte drohend auf die Schüler.

      Seine bösen Äuglein durchbohrten geradezu die sechs Kinder, die sich von den Bänken erhoben hatten - es waren vier Jungen und zwei Mädchen. Ängstlich schauten sie zu ihm empor. »Ihr könnt euch setzen«, bedeutete der Pope den Mädchen.

      Mit einem Seufzer der Erleichterung setzten sie sich rasch.

      Die Äuglein Vater Wassilis blieben jetzt an den übrigen vier kleinen Gestalten haften.

      »Na, kommt mal her, meine Täubchen!« Vater Wassili erhob sich, schob den Stuhl zurück und trat dicht an die sich eng aneinanderdrängenden Kinder heran. »Wer von euch Taugenichtsen raucht?«

      Leise erwiderten alle vier: »Wir rauchen nicht, Väterchen.«

      Das feiste Gesicht des Popen lief dunkelrot an. »Ihr Halunken raucht nicht - und wer hat mir Machorka in den Teig gestreut? Ihr raucht nicht? Na, das werden wir ja gleich sehen. Kehrt die Taschen um! Na, wird's bald? Was habe ich gesagt? Die Taschen heraus!«

      Drei der Kinder begannen sogleich den Inhalt ihrer Taschen auf den Tisch auszuschütten.

      Sorgfältig prüfte der Pope die Taschennähte. Er spähte nach Tabakspuren, doch er fand nichts. Darauf knöpfte er sich den vierten vor, einen schwarzäugigen Jungen in grauem Hemd und blauer Hose, die an den Knien geflickt war.

      »Und du, was stehst du wie ein Ölgötze da?«

      Der schwarzäugige Junge sah ihn hasserfüllt an und antwortete dumpf:

      »Ich habe keine Taschen!« Er strich mit den Händen über die zugenähten Stellen.

      »Ach so, keine Taschen! Du meinst also, ich wüsste nicht, wer zu so einer Gemeinheit fähig ist - den Teig zu verderben? Du meinst wohl, dass man dich auch jetzt noch in der Schule lassen wird? Nein, mein Täubchen, das wird dir nicht geschenkt! Das letzte Mal hat mich nur deine Mutter durch Bitten bewogen, es noch einmal zu versuchen; aber jetzt ist Schluss! Mach, dass du rauskommst!« Er packte den Jungen derb am Ohr, stieß ihn in den Gang hinaus und warf die Tür hinter ihm zu.

      Die Klasse schwieg und duckte sich scheu. Niemand begriff, weshalb Pawel Kortschagin aus der Schule gejagt wurde. Nur Serjosha Brusshak, Pawels bester Freund, hatte gesehen, wie Pawel dem Popen eine Handvoll Machorka in den Osterteig gestreut hatte, dort in der Küche, wo die sechs Schüler auf den Popen warteten. Sie waren in seine Wohnung gekommen, um ihre Aufgaben nachträglich herzusagen.

      Pawel hockte sich draußen auf die letzte Stufe der Vortreppe nieder. Er überlegte, was er zu Hause der Mutter sagen sollte, seiner Mutter, die immer so besorgt war und die sich vom frühen Morgen bis spät in die Nacht als Köchin beim Steuerinspektor abrackerte.

      Pawel würgten die Tränen.

      Was soll ich jetzt bloß machen? Und alles wegen dieses verdammten Popen. Warum, zum Kuckuck, habe ich ihm nur das Zeug hineingestreut? Serjosha ist ja der Anstifter gewesen. »Los«, hat er gesagt, »streuen wir diesem Ekel Machorka in den Teig!« Und da haben wir es gleich so gemacht. Serjosha -dem passiert nichts, aber mich wird man sicher rausschmeißen …

      Die Feindschaft zwischen Pawel und Vater Wassili war schon alten Datums. Pawel hatte sich eines Tages mit Mischa Lewtschukow gerauft und musste deshalb nachsitzen. Damit er jedoch im leeren Klassenzimmer keine Dummheiten machte, brachte ihn der Lehrer zu den älteren Schülern in die zweite Klasse. Pawel setzte sich auf die letzte Bank.

      Der Lehrer, ein dürres Männlein in schwarzem Rock, erzählte von der Erde und den Gestirnen. Pawel vernahm staunend, mit weit offenem Mund, dass die Erde schon seit vielen Millionen Jahren existierte und dass die Sterne auch so etwas Ähnliches wie die Erde seien. Er war von dem Gehörten derart überrascht, dass er sogar aufstehen und dem Lehrer sagen wollte: In der Bibel steht es aber ganz anders. Er fürchtete jedoch, dass es wieder etwas setzen könnte.

      In Religion hatte Pawel vom Popen immer gute Noten bekommen. Alle Choräle, das Neue und das Alte Testament konnte er