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Frank Esser
Der Racheengel - Ein Aachen Krimi
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Seit seinem zweiten Mord war er der Racheengel. Die Presse hatte ihn so genannt, weil er an den Tatorten eine Visitenkarte mit einem schwarzen Engel und Fragmenten eines bekannten Bibelzitates hinterlassen hatte. Sie behaupteten, dass es sich bei dem Mörder um einen Psychopathen handelte, der glaubte, im Namen Gottes zu töten.
Ein wenig hatte er sich darüber geärgert, dass er nicht selbst auf diesen Namen gekommen war. Dabei wäre es doch so naheliegend gewesen, die Visitenkarten mit dieser Signatur zu versehen. Nicht nur wegen des Engels, der seine Karten zierte. Sondern aufgrund seines eigentlichen Motivs für die Morde: Rache!
Rache war per Definition des Lexikons eine dem modernen Rechtsempfinden nicht mehr entsprechende Extremform der Vergeltung für nach subjektivem Empfinden oder tatsächlich widerfahrenes Unrecht! Ihrer Intention entsprechend ist Rache eine Zufügung von Schaden an der Person, die das Unrecht begangen hat. Das klang zwar ein wenig altbacken, aber es traf den Nagel auf den Kopf. Und er hatte sich für die extreme Form der Vergeltung entschieden: für Mord! Und so war er der Racheengel geworden. In Fleisch und Blut.
Der schwarze Engel hatte eine ganz besondere Bedeutung für ihn. Er war ein Symbol. Er liebte seine Schönheit und sein Antlitz. Er symbolisierte zugleich Trauer und Melancholie. Und er stand für einen geliebten Menschen, den er verloren hatte!
Eine mythisch-religiöse Bedeutung hatte das Symbol des Engels und das Bibelzitat dagegen nicht. Er war alles andere als ein religiöser Mensch. Er hörte auch keine Stimmen, die ihm die Morde auftrugen, wie er mancherorts gelesen hatte. Ganz im Gegenteil. Er hatte ein sehr persönliches Motiv für seine Taten. Die von ihm ausgewählten Männer hatten allesamt den Tod verdient. Die Reporter gaben sich zwar alle Mühe, um in ihren Artikeln eine plausible Erklärung für die Morde oder für die Bedeutung der Visitenkarte zu finden. Aber sie lagen naturgemäß alle falsch. Erst wenn er sein Werk vollendet hatte, würde die Öffentlichkeit erfahren, dass seine Opfer ein dunkles Geheimnis teilten, das sie um jeden Preis zu verbergen versuchten. Alleine dieses Wissen verschaffte ihm Genugtuung. Und deswegen war es auch egal, ob die Polizei ihn am Ende fassen würde.
Zum wiederholten Mal blickte er auf seine Armbanduhr, während er auf dem Rücksitz des alten Opel Astra lag und auf sein nächstes Opfer wartete. Dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig zeigte das Display seiner Digitaluhr an. Während sich die meisten