Jules Verne

20.000 Meilen unter dem Meer - Band 1


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20.000 Meilen unter dem Meer - Band 1

       Jules Verne

      Inhaltsverzeichnis

       Erstes Capitel

       Eine schweifende Klippe

       Zweites Capitel

       Für und Wider

       Drittes Capitel

       Wie es meinem Herrn beliebt

       Viertes Capitel

       Ned-Land

       Fünftes Capitel

       Auf gut Glück!

       Sechstes Capitel

       Mit vollem Dampf

       Siebentes Capitel

       Ein Wallfisch unbekannter Art

       Achtes Capitel

       Mobilis in Mobile

       Neuntes Capitel

       Ned-Land's Zorn

       Zehntes Capitel

       Der Mann des Meeres

       Elftes Capitel

       Der Nautilus

       Zwölftes Capitel

       Alles durch Elektricität

       Dreizehntes Capitel

       Einige Zahlen

       Vierzehntes Capitel

       Der schwarze Strom

       Fünfzehntes Capitel

       Eine briefliche Einladung

       Sechzehntes Capitel

       Spaziergang im Freien

       Siebenzehntes Capitel

       Ein unterseeischer Wald

       Achtzehntes Capitel

       Viertausend Meilen unter'm Stillen Ocean

       Neunzehntes Capitel

       Vanikoro

       Zwanzigstes Capitel

       Die Torres-Straße

       Einundzwanzigstes Capitel

       Einige Tage auf dem Lande

       Zweiundzwanzigstes Capitel

       Des Kapitän Nemo Blitzstrahl

       Dreiundzwanzigstes Capitel

       Fieberträume

       Vierundzwanzigstes Capitel

       Das Korallenreich

      Erstes Capitel

      Eine schweifende Klippe

      Ein seltsames Ereigniß, ein unerklärtes, und eine unerklärbare Naturerscheinung, die sich im Jahre 1866 begab, ist ohne Zweifel noch unvergessen. Nicht allein die Bevölkerung der Hafenstädte war durch Gerüchte beunruhigt, im Binnenlande der öffentliche Geist aufgeregt, besonders die Seeleute geriethen in Bewegung. Die Kaufleute und Rheder, Schiffsherren, Patrone und Kapitäne in Europa und Amerika, Officiere der Kriegsmarine aller Länder, und dann die Staatsregierungen der beiden Welttheile widmeten der Sache im hohen Grade ihr Interesse.

      Die Thatsache ist, daß seit einiger Zeit manche Schiffe auf hoher See einem »enormen Gegenstand« begegneten, lang, spindelförmig, mitunter phosphorescirend, unendlich größer und rascher als ein Wallfisch.

      Die Angaben über diese Erscheinung, wie sie in den Schiffsbüchern verzeichnet wurden, betrafen mit ziemlicher Genauigkeit die Structur des fraglichen Gegenstandes oder Geschöpfes, die unerhörte Schnelligkeit und erstaunliche Kraft seiner Bewegungen, die besonderen Lebensäußerungen, welche ihm eigenthümlich schienen. War es ein Thier von der Wallfischgattung, so übertraf es an Umfang weit alle von der Wissenschaft bisher verzeichneten. Cuvier, Lacépède, Dumeril, Quatrefages – hätten sicher die Existenz eines solchen Ungeheuers nicht gelten lassen – sofern sie es nicht selbst gesehen, d. h. mit eigenen kundigen Augen gesehen.

      Lassen wir die ängstlichen Schätzungen, welche diesem Gegenstand zweihundert Fuß beimaßen, bei Seite, verwerfen die übertriebenen Angaben von der Breite einer Meile und der Länge dreier – und halten uns an das Durchschnittliche der wiederholt gemachten Beobachtungen, so könnte man doch behaupten, daß dieses phänomenale Wesen – sofern es existirte – alle von den Ichthyologen bisher angenommenen Dimensionen bei Weitem übertraf.

      Aber es existirte; die Thatsache an sich war nicht in Abrede zu stellen, und bei der Neigung, womit sich die Menschen dem Wunderbaren zuwenden, begreift man leicht die Bewegung, welche diese übernatürliche Erscheinung in der ganzen Welt hervorbrachte. Sie in's Reich der Fabeln zu verweisen, ging schon nicht mehr an.

      In der That begegnete am 20. Juli 1866 das Dampfboot Governor Higginson, der Calcutta and Burnach steam navigation Company gehörig, dieser schwimmenden Masse fünf Meilen östlich von den Küsten Australiens. Der Kapitän Baker glaubte anfangs auf eine unbekannte Klippe zu treffen; er war auch bereits im Begriff, die Lage derselben genau zu bestimmen, als von dem unerklärlichen Gegenstand aus zwei Wasserstrahlen hundertundfünfzig Fuß hoch zischend in die Luft emporschossen. Demnach, sofern nicht auf dieser Klippe intermittirende Quellen eines Geyser sich befanden, hatte es der Governor Higginson mit nichts Anderm zu thun, als einem bisher unbekannten Seesäugethier, welches durch seine Luftlöcher Wasserstrahlen mit Luft und Dunst gemischt, ausstieß.

      Die gleiche Thatsache wurde am 23. Juli desselben Jahres in den Gewässern des Stillen Oceans, von dem Christobal Colon der West India and Pacific steam navigation Company beobachtet. Demnach war dieses außerordentliche Seethier im Stande, mit erstaunlicher Schnelligkeit seine Stellung zu wechseln, da es vom Governor Higginson und Christobal Colon nach Verlauf von drei Tagen an zwei Punkten beobachtet wurde, welche der Karte nach über siebenhundert Seemeilen