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Eckhard Lange
Alles über Gott und die Welt
ein Versuch
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Inhaltsverzeichnis
1.
Was für ein Titel, nicht wahr? Schließlich kann jeder trefflich über Gott und die Welt räsonieren, denn was heißt das anderes, als sich über alles Mögliche und Unmögliche auszulassen. Hier aber kommt es auf das „und“ an. Es geht also um eine Beziehung, ob in Liebe oder Haß, das muß sich stets erst entscheiden. Über Gott „an sich“ lässt sich im Grunde ja wenig sagen, er entzieht sich unserer Vorstellung, vor allem aber unserer Wahrnehmung – es sei denn, wir hätten eine ganz besondere Erleuchtung, so eine Begegnung der dritten Art.
Nun ja, solche Erleuchtungen gibt es tatsächlich, das kann kaum bestritten werden, die heiligen Schriften vieler Religionen berichten davon ebenso wie manche skurrile Legende. Und auch die Psychiater wissen ein Lied davon zu singen, aber sie reden eher von krankhaften Wahnvorstellungen, von psychotischen Störungen oder doch überreizter Fantasie. Wie dem auch sei – eine wirkliche Offenbarung existiert nur für den, der sie erlebt. Andere daran teilhaben zu lassen, wird schwerlich gelingen.
Kommen wir also zurück zu unserem „und“: Unsere Welt, die große (das Universum) und die kleine (der Planet Erde) lässt sich ja auf sehr unterschiedliche Weise betrachten. Ihre Entstehung, ihre Entwicklung, ihr mögliches Ende können Wissenschaftler heute bis in viele Einzelheiten hinein beschreiben, aber ihr Sinn, ihre Bedeutung (und Deutung!) bleiben dabei – zu Recht – außen vor. Und doch treiben uns da allerlei Fragen um:
Existiert diese Welt nur an sich, „einfach so“ – oder ist sie gewollt, erdacht, geplant? Und wenn ja - von wem? Ist das Leben, unser Leben, ohne jeden Zweck, nur ein Produkt chemischer und physikalischer Prozesse – oder ist es sinnhaft, mit einer Aufgabe, einem Ziel verbunden?
Wir können noch elementarer fragen: Ist die bunte Blume in meinem Vorgarten, ist der schilpende Spatz im Gesträuch, der Findling am Wegrand, ja, jedes einzelne Sandkorn am Strand nichts anderes als eine Zusammenballung diverser Atome – oder ist jedes Lebewesen, jedes Ding zugleich durchdrungen von einem tieferen Sinn, Ausfluß einer geheimnisvollen Kraft, die allem Sein innewohnt, ist es „beseelt,“ so wie es unsere steinzeitlichen Vorfahren empfanden, bewunderten und auch fürchteten?
Wie der Mensch auch gefragt hat, stets ging es um dieses „und,“ ging es um eine Relation zwischen dem bloßen Sein unserer Welt und einem „Anderen“ – ob animistisch gesehen oder mystisch, ob man an allerlei himmlische Mächte glaubte, die für bestimmte Dinge und Aufgaben Sorge trugen, oder an einen transzendenten Schöpfergott. Kurz, es ging um Religion. Sie steht für die andere Seite des „und“ Fangen wir also einfach ganz vorne an – da, wo die zweite Seite hinter diesem „und“ erstmals die Bühne betritt.
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde,“ so beginnt die Bibel. Ein Satz wie ein Fanfarenstoß oder ein Paukenschlag, nachdrücklich, eindeutig, ohne Wenn und Aber.
„Am Anfang war der Urknall,“ hält der Naturwissenschaftler dagegen, denn dies besagt das Standardmodell zur Entstehung des Universums nach der (fast) einhelligen (derzeitigen) Auffassung der Astrophysiker.
Und nun? Unüberbrückbarer Gegensatz? Unterschiedliche Sichtweise? Wissen gegen Glauben? Was soll der Laie – der theologische ebenso wie der naturwissenschaftliche – dazu sagen? Wenn er blutiger Laie bleibt – wenig. Am besten gar nichts. Man kann wie gesagt ungestraft „über Gott und die Welt“ reden, aber nicht über den Kosmos, seine Entstehung, seine Strukturen, und auch nicht über einen Gott, der mehr ist als jener alte Mann mit langem Bart. Da sollte man schon ein bißchen vorher recherchieren. Versuchen wir also, uns zunächst ein wenig schlau zu machen.
2.
Beginnen wir mit dem Urknall, dem big bang, wie die englisch sprechenden Forscher jenen allerersten Moment in der Geschichte unseres Universums etwas flapsig genannt haben. Denn geknallt hat damals gar nichts, aber spektakulär war dieser Anfang schon: Eigentlich war da überhaupt nichts greifbares, nur eine Art winziges Nichts: ein einziger, winziger Punkt, kleiner als ein Stecknadelkopf, denn dessen Ausdehnung, dessen Durchmesser war - „null.“
Aber in diesem Nichts war schon alles drin, was heute unseren Kosmos ausmacht. Und noch mehr: Das, was wir heute Antimaterie nennen, also überhaupt nicht sehen und nicht messen können und was doch da sein muß, rein rechnerisch jedenfalls, damit unser Kosmos überhaupt bestehen kann. Sagen die Astrophysiker, die es ja wissen müssen.
Am Anfang war also alles bereits vorhanden, nur eben zusammengeballt in diesem einen Punkt, so eng, daß seine Dichte (und damit auch Temperatur) „unendlich“ war. Beides ist physikalisch im Grunde gar nicht möglich, jedenfalls nicht wissenschaftlich erfassbar. Der Fachmann (und natürlich auch die Fachfrau) spricht von einer Singularität, also einem Zustand, für den die Gesetze unserer Physik (noch) nicht gelten.
Aber dieses masse- und materielose Nichts begann sich plötzlich auszudehnen und dabei auch an Hitze zu verlieren, zunächst flitzten da nur Lichtteilchen – Photonen – die noch immateriell sind, reine Energie also, ohne Ausdehnung, ohne Gewicht, mit mehr als Lichtgeschwindigkeit durch die eben entstandene Raumzeit umher, doch innerhalb des ersten millionsten Bruchteils der allerersten Sekunde verwandelten sie sich in etwas, was eine Masse hat, die berühmten „Quarks,“ die kleinstmöglichen Elementarteilchen des Kosmos. Warum?
Weil irgendetwas ihre Geschwindigkeit abgebremst hatte, und das waren – einem gewissen Herrn Higgs ist diese Erkenntnis zu danken – ganz bestimmte Teilchen, „Higgs-Teilchen“ sozusagen. Es mußte sie geben, aber niemand konnte sie nachweisen. Deswegen stöhnte einmal ein Physiker in einem Buchmanuskript verzweifelt über dieses „gottverdammten Teilchen.“ Sein Verleger aber machte daraus das „Gottesteilchen“ – das klang wesentlich besser, so als ob man damit den Schöpfer höchstpersönlich dingfest machen könnte. Und man konnte es tatsächlich. Im Juli 2012 gelang es im Forschungszentrum CERN, es für einen Sekundenbruchteil sichtbar zu machen. Das Modell des Kosmos lag also richtig. Aber zurück zum big bang:
Noch ist gerade einmal eine Sekunde vergangen, da umarmen sich einige Quarks, und das Produkt dieser ersten Liebesbeziehung im Kosmos sind – je nachdem – Protonen und Neutronen. Und nach rund 10 Sekunden haben sie dann schon Atomkerne gebildet, die dann – viel später – ordentliche Atome zusammenbauen, angefangen mit den einfachsten,