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Wilma Burk
Kuriose Begebenheiten
Neun Kurzgeschichten
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Inhaltsverzeichnis
Endlich einmal abschalten und ausruhen
Es gab bestimmt was Besseres zu lesen!
Im Banne eisigen Lichts
In dämmeriger Dunkelheit barsten Mauern mit höllischem Lärm, zersplitterten Glas und Holz krachend. Und Benni hockte hilflos mittendrin in dem Chaos. Er hielt sich die Ohren zu und schaute wie von Ängsten gehetzt um sich. Wo war er? Was war geschehen? Wie kam er hierher? Warum saß er hier ganz allein? Wo waren die andern? Hatten sie ihn im Stich gelassen?
In der Ferne flammte ein Licht auf, grell und kalt. Und darin …? Was war das darin? Angestrengt versuchte er, es zu erkennen … Eine Gestalt! Es war eine dunkle Gestalt vom eisig grellen Licht umflutet. Diese unheimliche Erscheinung kam doch nicht etwa näher? Noch war sie fern. Doch ohne Zweifel, sie bewegte sich auf ihn zu.
Wie gebannt starrte er darauf, während sich ihm die Nackenhaare sträubten. Schritt für Schritt kam es heran, das Unheimliche. Eisige Kälte kroch ihm in die Glieder. Ging die von dem Licht aus?
Fröstelnd und zitternd zog er seine Schultern zusammen. Dabei konnte er seinen Blick nicht von dem dunklen Wesen wenden, das unaufhaltsam auf ihn zukam. Als es nah genug heran war, erkannte er eisgraue Augen, die ihn mit gierig kaltem Blick fixierten und nicht mehr losließen.
Benni wollte fliehen, sich verkriechen. Doch da war nichts mehr, was ihm hätte Schutz bieten können. Je näher die unheimliche Erscheinung kam, umso mehr dehnte sich das kalte Licht aus. Bald erhellte es die ganze trostlos verwüstete Umgebung. Kein Stein stand mehr auf dem andern. Und Benni saß hier mutterselenallein, wie vogelfrei. Vom Grauen gepackt, ohnmächtig etwas zu tun, blickte er dem fremden Wesen entgegen, das Schritt für Schritt herankam. Achtlos stieg es über die Ruinen, so dass unter seinen Füßen noch der letzte Stein mit lautem Getöse zerbarst.
Als die ersten grellen Strahlen Benni erreichten, schmerzten und blendeten sie ihn. Die Kälte, die das Licht ausströmte, wurde zunehmend unerträglicher, je mehr es ihn umgab. Er zitterte, hielt es kaum noch aus. Er schloss die Augen, wollte nicht mehr sehen, wie das Ungeheuer näher kam. Doch nun musste er mit anhören, wie es sich ihm mit Getöse und Gepolter näherte. War es schon so nah? Entsetzt riss er die Augen wieder auf und erblickte, nicht mehr weit von sich entfernt, eine widerliche Fratze, woraus die eisgrauen Augen jetzt mit ungezügelter Gier und Mordlust auf ihn blickten. Er musste weg, schnell weg! Er wollte aufspringen, davonlaufen. Es ging nicht, seine Beine gehorchten ihm nicht. Ohnmächtig zitternd vor Angst und Kälte starrte er wie gebannt in diese schrecklichen Augen. Wie lange noch und das Ungeheuer hatte ihn erreicht. -Was dann? Er wäre hilflos seiner Gewalt ausgeliefert. Das erkannte er deutlich. Und doch vermochte er nur abwehrend die Hände zu heben … Umsonst! Wie viele Schritte waren es noch, vier oder fünf? Vor Panik heftig atmend, sog er einen üblen modrigen Geruch mit ein, den die unheimliche Gestalt ausströmte. Eisige Kälte und Panik ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Das grelle Licht konnte er kaum noch aushalten. Und doch musste er in diese vor ungezähmter Gier aufleuchtenden Augen blicken. Zwei Schritte noch. Jetzt streckte das Ungeheuer seine Arme nach ihm aus. Mit langen spitze Krallen an den Händen wollte es ihn packen. Sie kamen näher und näher … gleich hatten sie ihn … Benni riss den Mund auf, wollte schreien,. Kein Laut kam heraus ... Aus, vorbei …
Eine warme, weiche Hand legte sich auf seine Schulter.
Er fuhr hoch und schlug die Hand weg.
„He! Was ist mit dir los? Hast du schlecht geträumt?“ Die Mutter machte einen Schritt vom Bett zurück.
Verwirrt und verängstigt schaute sich Benni um. Dann erfasste er es: Es war nur ein Traum gewesen.
„Komm, steh auf! Es ist Zeit für die Schule“, drängte die Mutter und ging aus seinem Zimmer.
Benni aber, noch im Traum verfangen, legte sich wieder hin. Er streckte vorsichtig seine Beine und hob sie an. Es ging, er konnte sich bewegen. Es war also wirklich nur ein Traum gewesen. Doch noch sah er diese schreckliche Gestalt und Fratze mit den eisgrauen Augen vor sich, noch zog er das Deckbett höher, weil er meinte, die Kälte des Lichts zu spüren. Vielleicht lauerte das unheimliche Wesen sogar dort in der dunklen Ecke?
Schnell sprang er auf und lief daran vorbei ins Bad.
Aber noch, als er zurückkam, schaute er zuerst vorsichtig um die Tür zu der Ecke hin. „Nichts, natürlich nichts!“, murmelte er vor sich hin und schalt sich einen Dummkopf. Und doch verließ er eilig sein Zimmer, als er angezogen war.
Selbst als er zur Schule ging, pfiff er leise vor sich hin, als müsse er sich Mut machen. Misstrauisch ging er an jeder dunklen Ecke vorbei. Erst als er mit seinen Freunden zusammentraf, vergaß er es. Auch im Unterricht dachte er nicht mehr daran.
*
Es war ein trüber, dunkler Tag. Die Lehrerin schaltete die Deckenleuchte ein, eine Lampe mit drei Glühbirnen und einer Glasglocke darüber. Doch schon nach kurzer Zeit erlosch eine der Glühbirnen. Jetzt war es mühsam für die Kinder, in den Büchern zu lesen. So liefen sie eilig zur Pause aus dem Klassenzimmer und hinunter in den Schulhof. Nur Benni konnte nicht mitlaufen. Ihn hielt die Lehrerin zurück und beauftragte ihn, zum Hausmeister zu gehen, damit er die Glühbirne noch möglichst bis zur nächsten Stunde auswechseln konnte.
So musste er an seinen fröhlich lärmenden Freunden vorbeilaufen, hin zu der Wohnung des Hausmeisters im Souterrain des Schulhauses. Er sprang die wenigen Stufen hinunter und klingelte. Die Tür öffnete sich … Benni wich zurück. Vor ihm stand der Hausmeister in seinem grauen Kittel, doch mit eisgrauen Augen blickte er ihn an. Sofort war bei ihm alles wieder da, das ganze Grauen der letzten Nacht. Unbewusst machte er einen Schritt zurück und brachte keinen Ton heraus.
„Was ist?“, fragte der Hausmeister unwirsch.
Da erst fand Benni zurück, brachte seinen Auftrag vor und wollte sofort weglaufen.
Doch „Halt!“, rief der Hausmeister und ließ ihn nicht gehen.
Benni musste mit ihm in das Klassenzimmer zurückkehren und die Leiter halten, während er oben die Deckenlampe aufschraubte. „Da sind ja noch drei alte Glühbirnen drin, wie es die jetzt nicht mehr gibt“, stellte er fest und erklärte: „Ich wechsle sie gleich gegen drei neue Halogenbirnen aus, die leuchten heller.“ Danach schraubte