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Amanda Kelly
Thailand Liebe
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Inhaltsverzeichnis
Auf große Reise gehen
Am 6. Januars ging´s los. Erst nach Frankfurt, dann in die Thai Airways Maschine Richtung Bangkok. Zwischenlandung sollte es keine geben. Gary unterhielt sich mit ein paar Leuten und trank viel Whisky, den es an Bord umsonst gab. Danach schlief er bis zur Landung. Sandy und er fuhren mit dem Taxi ins Zentrum von Bangkok und nahmen sich ein schönes Zimmer in einem Mittelklasse-Hotel. Die Leuchtkraft der Sonne, gekoppelt mit der angenehmen Wärme erlaubte es sodann, in die Badetextilien zu schlüpfen und an den Pool zu gehen. Sie setzten sich an einem Tisch aus weißem Plastik mit dazu gehörigen weißen Plastikstühlen und bestellten Getränke. Eine junge, fremde Frau kam an ihren Tisch. Es sprudelte nur so aus ihr heraus: „Ich heiße Caroline und komme aus der Schweiz. Ich bin allein hier und weiß nicht, was ich machen soll. Ich soll mich in einer Woche mit einem Freund aus Norwegen auf der Insel Koh Chang treffen. Kennt ihr die zufällig?“ „Ich hab schon mal von Koh Chang gehört. Die Insel ist Naturschutzgebiet. Ich glaube, sie liegt im Nordosten“, meinte Gary. Sandy stand auf: „Ich geh zur Rezeption und hol eine Landkarte.“ Zusammen studierten sie die Karte und sahen, dass Gary Recht hatte. Koh Chang lag im Nordosten des Golfs von Thailand. Zwischen Bangkok und Koh Chang war noch eine Insel namens Koh Samet. „Ich würde schon gern was Neues ausprobieren. Im Nordosten war ich noch nie“, sagte Gary. „Vergiss nicht, dass ich nach Koh Samui wollte“, erwiderte Sandy. „Das können wir später noch. Erst in den Norden, dann in den Süden, okay?“ schlug er vor. „Na gut, macht eigentlich schon Sinn“, gab sie nach. Die Schweizerin freute sich, dass Gary und Sandy sie mitnehmen würden. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen.
Per Taxi kamen sie zum zentralen Busbahnhof. Einem der Minibusfahrer waren die drei gerade recht, weil er nun genug Leute zusammen hatte, die nach Pattaya fahren wollten. Kaum aus Bangkok heraus, fuhr er wahnsinnig schnell auf einer Landstraße, die an der Küste entlang lief. Die Passagiere hatten Angst, er könnte einen Unfall bauen. Nur traute sich niemand, ihn darauf anzusprechen, weil er gerade wieder in halsbrecherischer Weise eine Kurve nahm. Jede Ablenkung schien viel zu gefährlich. Alle waren lieber ganz still. Pattaya, das berühmte Sündenbabel, ließen sie links liegen und setzten sofort über auf die Insel Koh Samet. Eine kleine, überschaubare Insel. Sie fanden zwei Zimmer in einem Rundbungalow. Der Preis war annehmbar. Sie wunderten sich nur über die vielen Mücken. Ständig mussten sie sich mit Mückenschutz einreiben.
Es wurde schon dunkel, als Sandy ein Reklame-Plakat über Koh Chang betrachtete. Koh Chang wurde als Naturinsel angepriesen. Richtung Strand, neben dem Bungalow befand sich eine kleine Bar mit Strohdach. Von dort aus wurde plötzlich alles von sehr lauter Musik durchflutet. Sandy hörte zum ersten Mal „No Coke“ und konnte nicht still stehen, fing an zu tanzen, wo sie stand. „Hip-hop record in a dance-house style“ - „cocaine will blow your brain“ - “and ecstasy will mush your life” - dazwischen die tiefen Akkorde auf dem Keyboard. Der Sound ging unter die Haut. Nach dem Lied lief sie zur Bar, weil sie wissen wollte, wer das war. Caroline saß auf dem Barhocker. Eine Neonröhre, die rosarot aufleuchtete, zierte den Baumstamm einer Palme. „Die Thais sind doch total crazy. Die Lampe an der Palme...!“ ging Sandy lachend auf Caroline zu. Dann lächelte sie die Thekenkraft bewundernd an. Caroline fragte nur: „Wo ist Gary?“ „Es geht ihm nicht gut. Er wollte sich hinlegen“, antwortete Sandy und fragte zurück: „Weißt du von wem das Lied eben war?“ Caroline zuckte mit den Schultern und verzog ihren Mund. Das Mädchen hinter der Bar verkündete jedoch stolz: “Music? dr. alban! Good music, ha?“ Sie versprach, es später noch einmal aufzulegen.
Zwei Mädels allein an der Bar. Zwei Amerikaner kamen vorbei und spendierten den beiden Whisky-Cola. Ohne etwas zu sagen, verzogen sie sich hinter den Bungalow. Caroline und Sandy sofort hinterher, weil sie ahnten, was sie vorhatten. So rauchten sie alle zusammen. Nach ein paar Zügen waren sie dicht bis zur Halskrause. Sie lachten über nichts und wieder nichts. Ein Wort genügte und es ging schon wieder los. Einer der Männer fiel vor Lachen auf den Boden und schien dann plötzlich zu schlafen. Sein Freund und die beiden Frauen nahmen ihn hoch und brachten ihn in sein Zimmer. Sandy wollte nach Gary schauen. Zu ihrer Überraschung lag er schweißgebadet im Bett. Sie lief ins Bad, machte einen Waschlappen mit kaltem Wasser nass und legte ihn auf seine Stirn. Da der Waschlappen sofort wieder warm wurde, wiederholte sie die Prozedur. Caroline lief nach nebenan in ihr Zimmer, um das Fieberthermometer zu holen. Sein Fieber ging rauf und runter. Sie ging wieder rüber und holte ihr Buch über Tropenkrankheiten. „Gary hat wahrscheinlich Dengue Fieber. Ich hab Antibiotika dabei“, meinte sie. Vorsichtshalber verabreichte sie ihm nur eine halbe Tablette. Nach einer Weile ging es Gary tatsächlich besser. Sein Schlaf wurde ruhig. Die ganze Zeit hatte er kein Wort gesprochen. Nur leises Jammern war über seine Lippen gekommen.
Am nächsten Morgen wachte Sandy mit hohem Fieber auf. Gary war nicht da. Caroline kam auch nicht vorbei. Der Vermieter schaute nach dem rechten und kam ins Zimmer. Er sah gleich, was los war und holte Tabletten. Er streckte ihr seine offene Hand hin. Die war beladen mit Pillen in verschiedenen Formen und Farben. „Vertrauen, vertrauen, alles gut“, bat er sie, alle einzunehmen. Sie sah sich den Haufen Pillen kurz an und winkte dankend ab. Als Gary heim kam und erzählte, er hätte einen Ausflug mit Caroline gemacht, war sie sehr verärgert. „Ich pflege dich die ganze Nacht und du lässt mich allein, nachdem ich mich mit dem Fieber angesteckt habe!“ schimpfte sie ihn aus. „Und was ist mit dir? Du hast dich an der Bar amüsiert, während es mir schlecht ging!“ konterte Gary. „Ich war doch dann mit Caroline bei dir. Vielleicht kannst du dich nicht mehr erinnern in deinem Fieberwahn. Du gehst einfach weg ohne eine Nachricht zu hinterlassen“, argumentierte Sandy. „Ja, was hätte ich denn tun sollen. Du hast geschlafen“, war alles, was ihm dazu noch einfiel.
Caroline benahm sich sehr eigenartig, als sie zusammen beim Abendessen waren. Sie hatte nur noch Augen für Gary, Sandy existierte für sie gar nicht. Trotzdem fanden alle drei, dass es hier zu viele Mücken gibt und beschlossen, weiter zu fahren, um Fuß auf Koh Chang zu setzen. Ihr Markenprodukt gegen Mücken aus der Heimat war sowieso bereits aufgebraucht. Am nächsten Tag kamen sie per Boot-Transfer zurück nach Pattaya und schnappten sich einen Minibus nach Trat, der Hafenstadt, von der aus man nach Koh Chang übersetzt. Es dauerte mehrere Stunden, bis sie ankamen. Diesmal hatten sie einen normalen Fahrer.
Auf nach Koh Chang