Thomas Noll

Abwesenheitsagent


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      Thomas Noll

      Abwesenheitsagent

      Short Stories

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Inhalt

       PROLOG

       Wehe, wenn sie losgelassen

       „Guten Morgen, Ihr Luschen!“

       Die Hummel – eine deutsche Religion

       Die Lederstadt

       Den Letzten beißen die Hunde...

       Denkwürdigkeiten aus Ostwestfalen

       Im Ashram

       Zwei Zeichen

       Impressum neobooks

      Inhalt

       Thomas Noll

       Abwesenheitsagent

       Short Stories

      Zum Autor:

      Thomas Noll, Jahrgang 1968, Abiturient, Bundeswehrsoldat, Student, 13 Jahre Banker im Prozess- und Qualitätsmanagement, Aus- und Weiterbildung neuer Mitarbeiter.

      Aussteiger, Sevaka (Angehöriger) in einem Yoga- und Meditationskloster, heute Texter und Autor.

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      PROLOG

      Bevor ich andere Länder kritisiere, möchte ich ein paar Takte zu meiner Heimat sagen. Soweit ich das erfahre, ist das Saarland für die meisten Deutschen irgendein Mini-Land, wahrscheinlich ländlich geprägt, niemand weiß etwas genaues… jedenfalls hört man nicht viel davon. Außer irgendwo schwimmt mal wieder ein Ölfleck „so groß wie das Saarland.“

      Wenn ich früher im Ausland gefragt wurde „Bist Du Deutscher?“ habe ich immer geantwortet: „Ja – aber Saarländer! Das ist ein Sonderfall!“

      Früher hießen wir „Saargebiet“, gehörten mal zu Frankreich, mal zu Deutschland, und waren mal eigenständig. Interessant waren wir, weil wir Kohle und Stahl hatten. Bis zu der Sache mit dem Mauerfall waren wir auch das jüngste Bundesland der Republik, weil wir erst etwas später, 1957, dazugekommen sind. Manch einer denkt, wir wären besser eigenständig geblieben und hätten wie Luxemburg (bei uns manchmal ´Luxusburg´ genannt) in Banken gemacht… wer weiß.

      Jedenfalls prägt dieses Hin- und Her unser Zusammengehörigkeitsgefühl und unseren Lokalpatriotismus enorm.

      Von unserer Mundart will ich gar nicht sprechen… eigentlich hat jedes Dorf eine eigene. Sind die Dörfer ziemlich nahe, können wir uns gut verstehen. Spricht ein Nordsaarländer mit einem Südsaarländer, wird´s schon langsam schwierig mit dem Verständnis… unser „platt“ kommt zur Hälfte aus dem Moselfränkischen (Norden) und zur anderen Hälfte aus dem rheinfränkischen (Süden, „saarbriggerisch“.) Ein Mundartforscher hat einmal herausgefunden, dass es in keinem Land so starke Dialekte wie in Deutschland gibt, und innerhalb Deutschlands nirgendwo so viele verschiedene Dialekte wie im Saarland.

      Kohle und Stahl musste transportiert werden und brachte Wohlstand, so dass das Saarland bis heute über eine exzellente Infrastruktur verfügt. Das kleine Land wird von 3 großen Autobahnen durchkreuzt, der A6, der A8 und der A1.

      Wir sind rund 1 Million Einwohner, die meisten davon wohnen auf der Achse Saarlouis – Saarbrücken - St. Ingbert – Homburg im Süden. [Wer gerade interessiert auf einer 2nd screen eine Karte des Saarlandes aufgemacht hat:] Neunkirchen grenzt direkt daran an, etwas abgelegener sind Merzig und St. Wendel. „Dort oben“, wie es bei uns heißt, wohnen nur 19% der Bevölkerung. Doch selbst, wen es nach Nohfelden/Saar verschlägt, ist in 45 Minuten in Saarbrücken.

      45 Minuten sind also im Saarland so ungefähr die größtmöglichste Entfernung. Nun muss unser armer Nohfelder aber nicht bis nach Saarbrücken fahren, um sich „etwas“ zu kaufen… in 17 Minuten ist er in St. Wendel, welches wie alle unsere Städte über sehr große Supermärkte verfügt, die üblichen Discounter mit jeweils 1, 2 Filialen; es gibt Schuh- und Bekleidungsläden, Baumärkte, 24-Stunden-Schnell-Restaurants, 24-Stunden-Tankstellen und nicht zuletzt unzählige Restaurants und Cafés – unser Erbe aus Frankreich, das savoir-vivre!

      Und da jeder Saarländer von jedem Punkt aus innerhalb weniger Minuten eine solche Stadt erreichen kann, bestens an das Autobahnnetz angeschlossen ist, ist der Saarländer in Sachen Infrastruktur sehr verwöhnt!

      Dieser Umstand könnte die Ursache dafür sein, dass meine Landsleute äußerst selten auswandern, oder wieder zurückkommen. Genau davon wird eine Geschichte handeln…

      Erfolgreiche Auswanderungen werden höchstens in die Großstädte vermeldet, in denen infrastrukturell ähnliche Verhältnisse herrschen. Nach den Stadtstaaten und Nordrhein-Westfalen hat das Saarland die größte Bevölkerungsdichte (und Nordrhein-Westfalen hat nur wegen dem Ruhrgebiet eine Höhere.) Beispiele: Bayern: 179 Einwohner pro Quadratkilometer, Niedersachsen: 164, Thüringen: 134, Saarland: 386.

      Auf der Straße können unsere Gewohnheiten zu unschönen Ereignissen führen.

      Kein Saarländer achtet auf seine Tankanzeige am Auto, weil er einfach überall in jedem Nest tanken kann, rund um die Uhr. In großen Flächenstaaten kann das ganz schön in die Hose gehen.

      Was auch in die Hose gehen kann: wir können auch mit leichteren Magen-Darm-Problemen noch mobil sein… wenn´s denn wieder soweit ist, finden wir schnell eine Rast an einer Tanke… auf dem richtigen Land in einem großen Flächenstaat nicht unbedingt… 35 Minuten raste ich die einzige Tankstelle im Umkreis von 45 Minuten in Ostwestfalen an, kam mit qualmenden Bremsen zum Stehen – und sie war geschlossen! An einem Sonntag! An einem Ausflugstag!!!

      Als ob ein Auto Sonntags keinen Sprit braucht oder man sich nicht mal gerne ein kühles Getränk kaufen würde oder ein Eis, und als ob man Sonntags nicht mal auf´s Klo müsste!!!

      Mit so etwas rechnen wir nicht… auch bei uns gibt es Land. Auch bei uns gibt es den „Landfrauenverein.“ Aber der ist nur 6 Kilometer zur nächsten 20.000 Einwohner-Stadt entfernt oder 24