Tommi Tunker

Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz


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      Tommi Tunker

      Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz

      Eine gar wüste Groteske in vier Akten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       1. Akt

       2. Akt

       3. Akt

       4. Akt

       Epilog

       Impressum neobooks

      Prolog

       Prolog

      Kann es sein, dass drei Menschen, allesamt mit einem kleinen, fast liebenswerten Tick behaftet, den Mainzer Weihnachtsmarkt in ein flammendes Inferno verwandeln können?

      Es kann sein, wenn diese Menschen aufeinander treffen; nicht ganz zufällig, sondern wie vom Schicksal geführt. Und wie es sein kann!

      Wie es zu diesem Inferno kam, erzählt diese Geschichte. Und zwar von Anfang an, nicht wie die Bildzeitung vom Montag, dem Tag, der auf den Tag des furchtbaren Infernos folgte, die titelte, wie eine Bildzeitung eben titelt:

       Das Inferno vom Mainzer Weihnachtsmarkt!

      Leider hat die Bildzeitung gegenüber diesem Schriftstück hier einen entscheidenden Nachteil: Sie kennt die Geschichte erst ab dem Inferno.

      Hier jedoch wird die ganze Geschichte erzählt lange vor dem Inferno. Und man versteht so besser, wie das ganze Inferno sich so brutal hatte abspielen können, es musste sich geradezu so abspielen!

      1. Akt

      Ein ganz besonderer Tag im Leben des Pfarrers Gustav

      Kapitel 1.1.

      Pfarrer Gustav stand wieder auf. "Verdammt" murmelte er innerlich, immerhin war es nach eins am Samstag abend, nein eigentlich Sonntag morgen, und demzufolge musste er heute früh um sechs Uhr die erste Morgenandacht feierlich feiern. Um fünf Uhr morgens kam seine Haushälterin zum Wecken, bis um vier musste er spätestens die Predigt fertig geschrieben haben. Er fröstelte bei dieser Vorstellung, immerhin hatte gerade der Dezember begonnen mit seiner kalten und dunklen Witterung, allerdings war eben der Dezember auch so etwas wie die Saison für Pfarrer Gustav und alle anderen Pfarrer dieser Welt. Schon mehrfach hatte er sich gewünscht, dass "Big Junior" vielleicht auch im Sommer hätte auf die Welt kommen können, aber gut - es war eben nicht so.

      Im Dezember war Saison. Es war und es ist einfach so!

      Bis um vier musste er fertig sein, um fünf kam die Haushälterin. Die Stunde dazwischen hoffte er, wieder einigermaßen normal zu werden.

      Eigentlich wollte er die Predigt schon am Samstag abend fertig haben - aber wie so oft, oder - eigentlich wie immer - war sie es nicht. Richtig fertig war sie sogar noch lange nicht.

      Er hatte wie immer während dem Schreiben - auch das war seine pfarrerische Aufgabe - den Messwein für morgen probiert; fand ihn auch gut, war sich allerdings nicht so ganz sicher. Er schraubte die Flasche auf und goss sein Glas noch einmal voll.

      Korkte der? Gibt’s das? Ein Messwein aus dem offiziellen Laden "Heiligen Sankt Blasius"? Er wusste von vielen Pfarrerkollegen, die den Messwein über dunkle gedungene Strohkäufer von Aldi bezogen, anschließend in die leere Sankt Blasius Flasche umfüllten und mit der Pfarrei den teureren "Heiligen-Sankt-Blasius-Wein" über Scheinrechnungen abrechneten, aber von der Sorte war Pfarrer Gustav nicht. Er bezog den "Heiligen-Sankt-Blasius" von der einzigen päpstlich autorisierten Vertriebszentrale "St-Blasius-ltd" auf den Bermudas, die den offiziellen römisch-katholisch-geweihten guten und amtlich blutroten Messwein auch offiziell vertrieb.

      Von dort kam jedenfalls immer die Rechnung.

      Der Wein kam über die Bermudas aus Hofheim. Aber das wussten die Wenigsten.

      Übrigens genau in der amtlichen Farbe HKS 13, das wurde von original-römischen-Blutrotkennern genau geprüft und dies an die gesegneten römischen Werbeagenturen weitergegeben. Die wussten nämlich genau die damalige Blutfarbe Christi in das moderne Farbsystem der heutigen internationalen Werbeszene umzusetzen. Großartige sakriphele und medienwirksame Forschung, was die Jungs da geleistet haben, und deshalb war der Wein auch den Mehrpreis für den päpstlich-zertifizierten St-Blasius aus Hofheim wert - das alles schoß Pfarrer Gustav durch den Kopf, als er nachdenklich das Etikett des 98ers St. Blasius studierte...

      Dennoch: Korkte der? Das musste er wissen, er wollte sich doch nicht blamieren im traditionellen Weinland Rheinland-Pfalz, wo er seit einiger Zeit eine kleine Gemeinde in Mainz-Gonsenheim mit ihrem kleinen, aber schmucken Kirchlein seelsorgerisch betreute.

      Er hatte schon vor einigen Jahren eingeführt, dass zur Liturgie nicht nur die obligatorische Oblate gereicht wird, sondern auch ein Schluck Wein in kleinen Einweg-Schnapsgläschen. Für die Antialkoholiker und die Kinder gab es Johannisbeersaft. Aber der blieb meist übrig, während der Messdiener vom Wein oft nachreichen musste. Er hatte schon öfter aus dem Augenwinkel beobachtet, dass der Agott Ludwig fast immer zwei Schnapsgläschen nahm. Und nicht nur der! Pfarrer Gustav hatte sich von dieser Neuerung einen größeren Zulauf der Kirchbesucher erwartet, immerhin kamen jetzt fast zehn Gläubige zur Messe am Sonntag.

      Kapitel 1.2.

      Seine Familie und er waren ja nicht unbedingt geborene Weinkenner, kamen sie doch aus einer Güllefabrik in Fallingbostel aus Niedersachsen in der Nähe der Großstadt Hannover, die ebenso krampfhaft wie erfolgreich versuchten, das Abfallprodukt "lebendes Schweinefleisch" über Spanienimporte und Frankreichsubventionen in Sizilien günstig zu entsorgen. Man munkelte scherzhaft, es werde mit EG-Subventionen im Ätna verbrannt, deshalb rauche der so und stinke so nach...

      "Na ja, ist ja egal... ist ja auch kein Wunder, bei dem was wir den Viechern alles verfüttert haben!" dachte Pfarrer Gustav bei der Gelegenheit schmunzelnd.

      Immerhin hatte Pfarrer Gustav bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr am Hof der Eltern gelebt und natürlich auch im Stall mitgeholfen, wie es bei ländlichen Betrieben üblich war. Allerdings war er unter seinen drei Brüdern immer der schmächtigste und auch irgendwie immer der ungeschickteste; wenn einer der Jungs einen Zinken der Heugabel im Fuß hatte, dann war mit Sicherheit er es. Seine Eltern konnten da unzählige Geschichten dieser Art erzählen. Sie beschlossen schließlich, dass er derjenige unter den vier Söhnen sein sollte, der der heiligen Kirche zur Verfügung gestellt wird. Das Mönchstum war ja nicht mehr so modern, also musste Gustav Pfarrer werden. Auch in Fallingbostel war man diesbezüglich ähnlich konservativ wie in Sizilien: Eines der Kinder musste Pfarrer werden oder ins Kloster gehen, um für die Sünden der Restfamilie geradezustehen.

      Das ist der alte Brauch, den die Italiener schlauerweise eingeführt haben: Solange einer aus der