Klaus Ulaszewski

Wünsche in Papier gehüllt


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      Klaus Ulaszewski

      Wünsche in Papier gehüllt

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       Impressum neobooks

      1

      Auf diesen besonderen Tag freute Emil sich schon lange. Putzmunter hüpfte er aus dem Bett. Noch im Nachtpolter setzte er sich an den Küchentisch, aß die von der Mutter mit Rübensirup bestrichene Scheibe Graubrot und trank dazu den in einer Warmhaltekanne bereitstehenden Hagebuttentee. Dann lief er ins Bad, putzte sich eilig die teils wackligen, aber noch komplett erhaltenen Milchzähne und rannte wieder zurück in sein Zimmer. Dort schlüpfte er in die bereitgelegte Kniebundhose, streifte den von der Oma gestrickten Pullover über und zog die schon bedenklich abgelaufenen Sandalen an. Wieder in der Küche verstaute er die Pausenbrote im ledernen Tornister, den er sogleich schulterte, und vergewisserte sich mit einem letzten Blick in die Wohnung, dass er auch nichts vergessen hatte.

      An der Wohnungstür dachte er: ›Gut, dass die Schule wieder geöffnet ist.‹ Wie sonst sollte er den Tag bloß überstehen.

      Er zog die Tür ins Schloss, drehte den Schlüssel zwei Mal herum, so wie es ihm die Eltern für den Fall auftrugen, dass er als Letzter das Haus verlassen würde, und machte sich auf den Weg. Übermütig warf er Arme und Beine von sich, lief über den Marktplatz, vorbei am Rathaus, den Kirchweg hinauf, an der ockerfarbenen Marienkapelle vorbei und dann in den Schulweg hinein bis er, schneller als üblich, vor dem schmiedeeisernen Zugangstor stand.

      Wie jeden Morgen, wenn er den Schulhof betrat, prüfte er auf der Uhr über dem - wie er es empfand - für eine Volksschule viel zu bedeutsam geratenen Eingangsportal seine Ankunftszeit. Meistens war es knapp. Heute blieben ihm noch einige Minuten.

      Er hielt Ausschau nach Konrad und Peggy. Am Ende des Hofes, gleich neben ihrer Lieblingspausenbank, sah er die beiden in der Hocke sitzen.

      Schon während er zu ihnen lief, löste er den Tornister vom Rücken, kramte, kaum angekommen, eine Handvoll bunter Glasmurmeln heraus und ließ sie nacheinander in eine kleine Mulde rollen, in der sie mit einem ›Klick, Klickklick, Klickklick‹ auf die Kugeln der Freunde trafen. Noch einige Male rollten die Kügelchen in die Vertiefung, bis die weit über das Dorf hinaus zu hörende Schulklingel den Unterrichtsbeginn ankündigte.

      Der Unterricht war seltsam an diesem Vormittag. Frau Sutter vergaß ihre übliche Strenge und begann mit den Worten »Der Krieg ...« eine lange Rede, der Emil aber nicht folgen konnte, weil er träumend aus dem Fenster schaute.

      Immer wieder öffnete sich die Tür. Lehrerinnen oder Lehrer anderer Klassen kamen herein und tuschelten mit Frau Sutter. Meistens lächelten sie hinter vorgehaltenen Händen. Der sonst so mürrische Herr Buchholz, der Rechnen gab und wegen seiner Nachsichtigkeit von allen gemocht wurde, lachte sogar lauthals los. Noch lange nachdem er wieder gegangen war, hörte man seinen Bärenbass über den Flur hinweg bis in den Klassenraum hineinbrummen.

      Kurz vor der großen Pause musste Emil dringend auf die Toilette. Er meldete sich, rechnete aber nicht damit, dass er noch gehen dürfe. Aber Frau Sutter schien heute einen besonders gnädigen Tag erwischt zu haben und erlaubte es ihm.

      Er hatte gerade die Klassentür hinter sich geschlossen, da sah er vor der Klasse der 4a, wie Herr von Von und ›Der Pudel‹, wie Herr Pudell genannt wurde, ihre zum Gruß erhobenen Arme herunternahmen. Herr von Von, der immer militärische Dienstkleidung trug und bei allen als ›Die Uniform‹ bekannt war, rief erzürnt: »Schande.«

      Der unbeherrschte Herr Pudell, der einmal während seiner Pausenaufsicht Emils selbst geschnitzte Wünschelrute beschlagnahmte und sogleich in mehrere Stücke zerbrach, schrie: »Nein, nein, nein. Tausend Jahre sollten es sein.«

      In Emils Ohren klang es irgendwie starrsinnig.

      Dann marschierte Der Pudel in die 4a und knallte dermaßen heftig die Tür hinter sich zu, dass die Fensterscheiben am Ende des Flures erzitterten.

      Die Uniform sprach noch ein paar unverständliche Worte und verschwand im Treppenhaus.

      Irgendetwas ging vor sich, das spürte Emil. Vielleicht aber täuschte er sich und alles war wie immer. Nur, dass er die Dinge um ihn herum anders wahrnahm heute. Er war nämlich ziemlich aufgeregt. Denn an diesem Tag, dem Neunten im Mai, hatte er Geburtstag. Jedoch beabsichtigte er, niemandem davon zu erzählen. Selbst Konrad und Peggy nicht, die auch außerhalb der Schule seine besten Freunde waren. Denn der Tag erschien ihm umso bedeutender, je eiserner er das Geheimnis hütete. Und - das war mal klar - je geheimer das Geheimnis, desto größer die Vorfreude. Und nichts erschien ihm kostbarer als die Vorfreude. Am Abend nämlich würde sein Vater, der Feuerwehrmann, von seinem Dienst zurückkehren, ihm das Geschenk überreichen, und er, Emil, schon neun Jahre alt, endlich einen Streifzug mit seinem ersten eigenen Fahrrad unternehmen können.

      Zwar hatte der Vater seinen Sohn vorsichtig versucht, darauf vorzubereiten, dass er kein neues Fahrrad erwarten könne und es nicht gerade leicht sei, überhaupt eines, also auch ein gebrauchtes, aufzutreiben in diesen Zeiten. Aber Emil nahm derart unerfreuliche Hinweise nicht ernst und war überzeugt, dass sein Wunsch in Erfüllung gehen würde. Wer sonst sollte dieses schwierige Unterfangen bewerkstelligen, wenn nicht sein Vater, der Feuerwehrmann.

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