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Andrea Lieder-Hein
BÖSE im Bett
Rufmord am eigenen Vater
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Inhaltsverzeichnis
005 Polizeiinspektion Aurich/Wittmund
006 Okkultismus-Party in der Leichenhalle
007 Zwei Leichen im Wittmunder Wald
013 Letzter Schultag vor den Sommerferien
017 Schulbeginn mit Angst und Schrecken
Leseprobe: Aya und die Leiche am Priwall
Leseprobe: Die dreizehn Fenster
PROLOG
Sie kamen immer wieder, diese Gedanken. Immer wieder, ganz plötzlich und unverhofft. Nie wusste sie, wann. Sie kamen aus dem Nichts, einfach so.
An jenem späten Vormittag gingen sie von der Beerdigung ihrer geliebten Mutter heim, sie und ihr Vater. Mama war vor ein paar Tagen an Krebs gestorben. An einer sehr aggressiven Art von Leukämie, wie ihr Vater ihr erklärt hatte.
Ihr Vater war furchtbar traurig, damals. Noch auf dem Heimweg konnte sie die Spuren seiner Tränen sehen, wenn sie von der Seite auf sein Gesicht schaute. Er war so verzweifelt am Grab gewesen, dass sie fast fürchtete, er fiele gleich mit hinein, in die grün ausgeschlagene Grube.
Später, im Wohnzimmer, hatte ihr Vater noch lange nur so da gesessen, einfach vor sich hin gestiert. Kaum geredet. Und dann hatte er sich plötzlich drei Flaschen Bier geholt. Aus dem Kühlschrank.
Sie sah diesen Film immer in der gleichen Reihenfolge, immer wieder so, als ob alles gerade erst passierte. Und immer hatte sie diesen Kloß im Hals und das Ziehen in der Magengegend. Am Ende würde sie sich übergeben müssen oder mit der Rasierklinge ihre Arme ritzen. Sonst würde die Übelkeit bleiben.
Vater trank keinen Alkohol, weil er ihm nicht schmeckte, und aus Prinzip nicht. Er wollte nüchtern bleiben, sein Gehirn nicht lahm legen, seine Handlungen kontrollieren. Bier gab es nur für Gäste. Und nun standen diese drei Flaschen Bier auf dem Tisch. Er trank sie langsam, eine nach der anderen, und weinte dabei.
Als sie an jenem Abend gegen 20:00 Uhr im Bett lag, dachte sie noch lange über die schrecklichen Ereignisse nach. Mitten in der Nacht wachte sie auf. Ihr Vater legte sich langsam neben sie und deckte sich mit ihrer Decke zu. Er roch nach Bier.
„Ich bin so traurig, Jana, so traurig. Mama kommt nie wieder zu uns. Was soll ich bloß machen? Was sollen wir bloß machen?“ Er rückte näher an sie heran. Sie roch das Bier. Ganz intensiv. Und sie spürte seine Traurigkeit. Vorsichtig streichelte sie ihm über das nass geweinte Gesicht und flüsterte: „Du bist nicht alleine. Ich bin doch bei dir, Papa.“
Bei diesen Worten zog er sie näher an sich heran, presste sie richtig fest an seinen von Schmerz geschüttelten Leib. Ihr wurde allmählich etwas mulmig zumute und sie versuchte, ihn ein wenig weiter wegzuschieben. Aber er rückte immer dichter an sie heran, fuhr über ihren Oberkörper, wischte ihr Shirt über die Schultern und schnaufte plötzlich ganz fremd. Ihr wurde richtig angst und bange.
Was ihr Vater wohl hatte? Ob er krank war? War diese Leukämie vielleicht ansteckend? Dann plötzlich durchfuhr sie ein heftiger Schmerz. Irgendetwas fuhr in ihren Unterleib und ihr Vater zuckte rhythmisch auf ihrem schmalen Körper. Nach wenigen Minuten schnaufte er noch einmal wie der alte Hund ihrer Freundin bei großer Anstrengung, und dann rutschte er von ihr runter und nahm das Ding unten mit aus ihrem Leib.
Kurz darauf war er eingeschlafen.