Günter Voss

Die Teide-Fibel


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      „Es ist nicht unwahrscheinlich, daß man, vielleicht nach wenigen Jahren, die canarischen Inseln eben so besuchen wird, wie jetzt die Alpen der Schweiz oder den Golf von Neapel… Dann wird auch schnell die physicalische Kenntnis dieser Gegend ausgedehnter und vollständiger werden, und alles, was bis dahin darüber bekannt war, könnte dann leicht, nur noch einen geschichtlichen Wert behalten.“

      Leopold von Buch, Physicalische Beschreibung der canarischen Inseln, 1825

      Einen Ausflug auf den Pico del Teide kann man heutzutage in jedem Hotel als Vormittagsausflug buchen und anschließend in diesem E-Book lesen, wie es damals war, als man nicht mit Seilbahn nach oben kam, sondern auf einem Maultier und mit Führer.

      Man kann lesen, wie Bergführer, die noch nie auf dem Gipfel des Vulkans waren, den von Humboldt gesammelten Obsidian und Bimstein wegwarfen und ihm seinen Malvasier wegtranken.

      Man kann lesen, wie ein Ritter im Jahre 1582 sein Essen und den Wein in Schläuchen noch oben trug und fast 300 Jahre später in Blechkästchen getrüffelte Rebhühner aus Frankreich, in Blechkästchen Butter aus London, die wahrscheinlich ein holsteinisches Bauernmädchen bereitet hatte, in Blechkästchen Sardellen von Finisterre, Biscuits aus Marseille, Brot, gelben Wein, Hühner, Eier, Orangen, Wasser von Orotava, Datteln von der afrikanischen Küste, Kaffee und Zucker mit Jamaica-Rum, eine Flasche spanischen Valdepeñas und Wacholderbranntwein aus Delfshaven in Holland einem Wanderer serviert wurden, der für König Ludwig II. von Bayern ein Asyl auf der Insel zu suchen hatte.

      Man kann neben Ernst Haeckel laufen, der 300 Fuß unter dem Gipfel heftige Brustbeklemmungen und Kongestionen bekam, ohnmächtig in den Schnee fiel und durch einen tüchtigen Blutsturz aus der Nase wieder auf die Füße kam. Oder man wandert mit seinem Kollegen Richard Greeff trotz aller Anstrengung nur bis 1500 Fuß unter der Spitze und genießt dort die nähere und fernere Umgebung.

      Man kann mit dem Frankfurter und Senckenbergianer F. C. Noll in den Cañadas entdecken, welche Vielzahl von Tieren von der Retama leben. Tot sind die Cañadas nicht.

      Man kann auch eine eigene Wanderung mit oder ohne Maultier und Führer planen.

      Impressum

      Die Teide-Fibel

      Günter Voss

      Copyright: © 2012 Günter Voss

      published by: epubli GmbH, Berlin

      www.epubli.de

      ISBN 978-3-8442-6129-5

      Günter Voss

      San Bartolome de Tirajana

       http://www.kanarischefibel.eu

      Teide – Name

      Bevor wir auf den Teide wandern lassen, wollen wir erstmal seinen Namen nehmen und sehen was er an Bedeutung hergibt. Dazu schauen wir in die beiden Arbeiten des Wiener Kanarenforschers Dominik Josef Wölfel, 1888 - 1963:

      1. Leonardo Torriani. Die kanarischen Inseln und seine Urbewohner; Quellen und Forschungen zur Geschichte der Geographie und Völkerkunde, VI, 30 Abb., Leipzig 1940.

      Wölfel hat den Torriani aus einer italienischen Handschrift von etwa 1590 übersetzt und im Vorwort dazu 140 Quellen zum kanarischem Sprachmaterial aufgeführt und in einem der drei Anhänge 223 kanarische Wörter Torrianis analysiert.

      2. Monumenta Linguae Canariae; 928 S., 8 Karten, Graz 1965. Wölfels Hauptwerk, über 6300 kanarische Worter, leider ist er vor dessen Vollendung gestorben.

      Das Wort teide mit Varianten teida, teyde, teyda, kommt in Schriften des 16. Jahrhunderts vor. Bei Torriani heißt es in Wölfels Übersetzung: „Die alten Inselbewohner nannten ihn Eheide (Cheide), was Hölle heißt, nach dem schrecklichen Feuer, Lärm und Erittern, das er hervorzubringen pflegte, weshalb sie ihn für den Aufenthaltsort von Dämonen hielten.“ Mit der „Hölle“ wurde dem Teide etwas aus der Schatzkiste der christlichen Glaubenslehre, die seit 1642 das Naturwissen der Eingeborenen verdrängte, übergestülpt. Wölfel schreibt: „Das lautliche, örtliche und semantische Zusammenfallen des angeblichen Namens der ‚Hölle’ mit dem Namen des Berges ist vollkommen sicher.“ „Die Bedeutung … dürfte etwas mit ‚Vulkan’ oder ‚vulkanische Erscheinung irgenwelcher Art’ zu tun haben.“

      Edmund Scory – 1582; Bericht von Sprat – 1650; J. Edens – 1715

      Johann Joachim Schwabe (1714 - 1784), zwei Jahre jünger als König Friedrich II. von Preußen, lebte in Leipzig und arbeitete als Professor für Philosophie, als Schriftsteller, Bibliothekar, Sprachwissenschaftler in der Zeit, die man Frühaufklärung nennt. Er übersetzte die vier Bände der englischen „New general collection of voyages and travels“ von 1745 - 47 und die 20 Bände der französischen „Histoire générale des voyages“ (1746 - 1791) ins Deutsche und gab sie in 21 Bänden als „Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande“ heraus. Er übersetzte nicht alles allein, sondern mit einigen N. N. und gab auch eigenes Wissen dazu. So kann man in dem deutschen Text nicht mehr zwischen ursprünglichem Stand des Wissen und Schwabeschen Zusätzen unterscheiden.

      Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande… 1748

      Das IV Buch. Reisen nach verschiedenen Theilen von Africa und den angränzenden Eylanden …

      Das I Kapitel. Beschreibung der canarischen Eylande und Madera, nebst ihren merkwürdigen Früchten und Waaren, von Thomas Nicols. Welcher eine weitere Nachricht von jedem, als ein Zusatz aus jüngern Schriftstellern, beygefüget ist.

      Der III Abschnitt. 2. Das Eyland Teneriffa.

      … In der Mitte desselbensteht ein runder Hügel, Pico de Teithe genannt (De Teyde oder de Tayda. So nennen ihn Varenius und Beeckman in seiner Historia orbis terrarum, und daß ihn die Einwohner Pico de Teraria heißen. Dapper sagt dasselbe in seiner Beschreibung von Africa.) Dieser Berg ist gerade hinauf 15 Meilen hoch, und an der Spitze eine halbe Meile im Unfange. Er sieht wie ein Kessel aus, und es gehen oftmals Flammen und Schwefel heraus. zwo Meilen von der Spitze ist nichts als Asche und Pimsenstein; und hinter diesen zwo Meilen ist die kalte Gegend, welche das ganze Jahr mit Schnee bedecket ist.

      … Die vorerwähnte berühmte Pike, oder der Pico von Teneriffa, ist nach der gemeinen Meynung der Schriftsteller der höchste bekannte Berg in der Welt. Linschoten saget, man könne ihn auf 60 kleine Meilen in der See sehen. (Le Maire saget 40, Beeckman 50, Durret 60 Meilen. Herbert saget, er werde bey hellen Wetter 120, und zuweilen 300 Meilen weit gesehen. Purchas saget, Thomas Biam, einer von seinen Freunden, habe ihm erzählet, er hätte ihn bey hellem Wetter 48 große Meilen weit in der See gesehen. Eben der Verfasser setzet auf dem Rande hinzu: einige sagen, er könne 150 Meilen weit gesehen werden. Siehe dessen Pilgr. auf der 783sten Seite.) Er könne nur im Heu- und Augustmonate bestiegen werden; indem er alle andere Monate über voller Schnee sey, obgleich an andern Orten daherum kein Schnee ist. (Le Maire saget, er sey beständig mit Schnee bedecket, welcher nicht herabfalle, noch schmelze.

      Die Schriftsteller sind wegen der Höhe des Pico (Herbert saget, er werde 15 Meilen hoch gerechnet; Dellon und Durret 47812 Fuß, welches über 9 Meilen ist. Varenius machet ihn 4 Meilen und 5 Feldweges lang.) eben so uneinig, als wegen der Weite, in der man ihn auf der See sehen kann. Durch eine mit dem Barometer angestellte Wahrnehmung aber habe man gefunden, daß auf der Spitze des ganzen Berges das Quecksilber eilf Zoll breit, nämlich von 29 bis 18, gefallen: welches nach Doctor Halleys Tafeln ungefähr zwo und eine Viertelmeile ausmacht. Diese Rechnung stimmt mit Beeckman sehr wohl überein, welcher die Perpendicularhöhe drittehalb Meilen machet.

      Der V Abschnitt. Drey Reisen nach der Spitze des Pico de Teneriffa …

      …