Hannelore Deinert

Anika und die Quallenprinzessin


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      Hannelore Deinert

      Anika und die Quallenprinzessin

      Nicht alles ist planbar auf einer Reise, schon gar nicht die Begegnung mit der Vergangenheit.

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Die phantastische Reise durch Holland

       Dünen, Pferde, Meer und Quallen.

       . Der blanke Hans

       Eine stürmische Fahrt.

       Der Zufluchtsturm.

       Pieter van Goyen.

       M i r i a m

       Circes Rache.

       Der verhexte Zug.

       Impressum neobooks

      Die phantastische Reise durch Holland

       Eine unzureichend geplante Tour.

      „Die längste Brücke ist locker acht Kilometer lang“, behauptete Papa Steinert und zeigte seinem zwölfjährigen Sohn Max auf der Landkarte das Rhein-Maas-Delta, über das sie bei ihrer Nordsee- Küstentour fahren werden. Max fand die Strecke bis Amsterdam eigentlich überschaubar.

      Er hatte blonde Locken und blaue Augen, war ein wenig bequem und leicht mollig, für die geplante Fahrradtour war er nicht leicht zu begeistern gewesen, er meinte, die tägliche Fahrradfahrt in den Nachbarort zur Schule und wieder zurück reiche ihm vollkommen. Diese Brücke aber entlockten selbst ihm ein bewunderndes: „Gigantisch.“

      „Von der uns ein mörderischer Wind herunter wehen wird“, meinte seine Mutter skeptisch, gutmeinende Freunde hatten sie vor der unentwegt steifen Pries an der Nordseeküste gewarnt, dass sei allenfalls was für Freizeitsportler, nichts für Erholungssuchende, meinten sie. Nun, das war das Manko, ihr Mann und Anika, sie hatte noch ein Kinderfahrrad, wollten sich körperlich betätigen und dabei etwas erleben und für Max und sie waren ein Strand, Meeresrauschen, Sonne, Faulenzen und sich verwöhnen lassen der Inbegriff eines Urlaubs. Aber gut, für dieses Mal eben eine Fahrradtour entlang der Nordseeküste.

      Max neunjährige Schwester Anika konnte sich indessen in ihrem Zimmer nicht entscheiden, welches ihrer Kuscheltiere mitsollte. „Höchstens drei“, hatte sie Mama gemahnt, „und nur kleine. Bei den Dünen und dem kontinuierlichen Gegenwind wirst du jedes Milligramm spüren.“

      Aber dann waren es doch sieben Kuscheltiere, ganz kleine und schmiegsame nur, die in ihren Satteltaschen zwischen Badehosen, Shorts, T-Shirts und Regencape verschwanden. „Schließlich“, dachte sich Anika, „ hat das Fahrrad zwei Räder, die rollen, ob es nun ein wenig mehr oder weniger sind.“ Sie kaute an der Spitze ihres blonden Pferdeschwanzes herum und ließ ihre braunen Augen prüfend durchs Zimmer schweifen, hatte sie auch nicht vergessen? Dann schnallte sie die vollgestopften Satteltaschen mühsam zu, schleppte sie in den Flur hinunter und stellte sie zu den anderen schon gepackten Fahrradtaschen. Ein mit einem Regenschutz versehener Hundekorb stand auch dabei, für Flocki, den jungen, weißflockigen Zwergspitz, der natürlich mitkam. Die Fahrräder hatten Papa und Max letzte Woche startklar gemacht.

      Auch wenn Papa Steinert an der ganzen Küste entlang kein einziges Nachtquartier mehr gefunden hatte, auch in Holland war Ferienzeit, war ihm nicht bang, denn sein Handy verfügte über einen Navigator und einen Unterkunft-Guider, damit konnte man vor Ort bequem ein Nachtquartier suchen. „Keine Sorge, Liebling“, hatte er seine Frau beruhigt, „wir finden schon was. Die Wetterprognosen sind jedenfalls ganz passabel!“ Sehr überzeugend klang das nicht, zumal wenn man wusste, dass Papa Steinert Probleme gerne auf sich zukommen ließ, dann sei seiner Meinung nach immer noch genug Zeit, um sie anzupacken.

      Es dunkelte schon, als die Fahrradtaschen und der Hundekorb im geräumigen Kofferraum des Renault- Kombis verstaut waren.

      „Hoffentlich bringen Oma und Opa nicht allzu viel Gepäck mit“, hoffte Papa Steinert, als er die Heckklappe zufallen ließ. „Da passt nicht mehr viel rein.“

      Während die Kinder in ihre Betten krochen, befestigten die Eltern die vier Räder am Dach- Fahrradständer des Renaults. Morgen früh sollten die Räder der Großeltern noch dazukommen.

      Die Familie Steinert wohnte an den Ausläufern des nördlichen Odenwaldes, in einer kleinen Dorfgemeinde, wo sie ein Einfamilienhaus besaßen.

      Als die Großeltern im ersten Morgengrauen dort eintrafen, war die Familie schon startklar, die Männer mussten nur noch ihre Räder auf dem Dach des Renaults neben den anderen festmachen und ihre Fahrradtaschen in den schon gut gefüllten Kofferraum zwängen, dann setzte sich Oma zwischen Max und Anika auf den Rücksitz und schnallte sich fest. Auch Max und Anika, sie brauchte noch einen Kindersitz, hatten sich schon angeschnallt und warteten. Es war immer das gleiche mit den Erwachsenen, nie bekamen sie die Kurve, immer gab es kurz vor einer Abfahrt noch was zu besprechen oder einer hatte was vergessen, dieses Mal waren es Flockis unverzichtbaren Augentropfen, sie hatte ein entzündetes, tränendes Auge. Also rannte Mama, während sich Papa schon mal hinters Steuer und Opa neben ihm auf den Beifahrersitz setzte, noch mal ins Haus, um sie zu holen. Endlich kam sie und setzte sich mit Flocki neben den aufgehäuften Satteltaschen auf den Notsitz und schnallte sich fest, dann konnte es endlich losgehen. Zuerst auf der Autobahn nach Darmstadt, dann Richtung Wiesbaden. Der volle Tank würde locker bis zur Küste reichen.

      Bei Köln legten sie auf einem Rastplatz eine kurze Pause ein und vertraten sich die steif gewordenen Beine, dann ging es mit Opa am Steuer weiter. Irgendwann wurden die Kinder auf ein Wappen am Autobahnrand aufmerksam gemacht, aber es huschte so schnell vorbei, dass sie kaum die Krone mit den zu beiden Seiten aufgerichteten Löwen sehen konnten. „Wir sind bereits im Königreich Niederlanden“, erklärte Papa. „Hier gibt es noch ein Königshaus mit einer königlichen Familie.“

      Dem Land war das nicht anzusehen, es war grün und flach wie zuvor. Bald überquerten sie einen Fluss, die Maas, wie Papa meinte.

      „Wann sind wir endlich da?“, wollte Anika zum wievielten Male maulend wissen.

      „In ungefähr zwei Stunden“, gab Papa Bescheid. Inzwischen saß er mit Flocki auf dem Notsitz und Mama hinterm Steuer. Max war eingeschlummert, seine Hand mit dem Nintendo war auf seinem Schoß gesunken, auch Oma hatte der Schlaf fest im Griff und Anika war die Lust auf Micky-Mausheftchen vergangen und studierte die inzwischen vorrangig gelben Autonummern.

      Am späten Nachmittag kamen sie endlich in Middelburg, der Hauptstadt der westlich gelegenen, niederländischen Provinz Zeeland an. Vom Meer allerdings war hier noch nichts zu sehen, aber die frische Luft verriet dessen Nähe. Sie fuhren an einem Kanal entlang, dann auf einer Steinbrücke über eine Gracht und bestaunten die blumengeschmückten Wohnboote darauf.

      Vor einem mehrstöckigen Hotel, das mit den blauweißgestreiften Markisen vor den schmalen Fenstern hübsch und einladend aussah, parkte Mama das Auto.

      Papa stieg mit Opa aus. „Drückt die Daumen“,