Lisa Lippinski

Möppel Räuber


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      Lisa Lippinski

      Möppel Räuber

      1. Teil: Möppel taucht auf

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Möppel taucht auf

       Möppel hilft beim Hundesuchen

       Möppel repariert einen Glücksbringer

       Impressum neobooks

      Möppel taucht auf

      Die Zwillinge Pitt und Pina hatten im Wald schon vieles gefunden.

      Einmal war es ein verletztes Rehkitz. Das hatte Papa aber zu einem Bauernhof gebracht, noch bevor sie ihm einen Namen geben konnten.

      Manchmal durften sie es besuchen, aber Papa erlaubte nicht, dass sie es mit nach Hause nahmen.

      Einmal war es ein alter Zauberhut. So ein schwarzer, wie im Zirkus. Aber sie schafften es nicht, ein Kaninchen herauszuzaubern. Egal, was sie taten.

      Simsalabim?

      Nein, keineswegs.

      Abrakadabra?

      Keine Spur von einem Kaninchen.

      Dreimal schwarzer Kater?

      Immer noch gähnende Leere!

      Also hatten sie den Hut auf den Kopf von Bauer Breuer gestülpt, als der auf einer Bank am Waldrand schlief.

      Und der hatte sich gar nicht gewundert und trug ihn seither jeden Tag. Als wäre das schon immer so gewesen. Auf seinem Traktor und beim Ausmisten und beim Schlafen auf Bänken. Immer hatte er ihn an. Und ein ganz griesgrämiges Gesicht hatte er darunter. Dabei machte der Hut ganz schön was her.

      Einmal hatte Pina im Wald sogar einen sprechenden Zwerg gefunden.

      „Lass mich in Ruhe, du hässliche Riesin“, hatte der Zwerg geschimpft, als sich Pina zu ihm heruntergebeugt hatte. Und dann hatte er eine Eichel nach ihr geworfen.

      Da hatte Pina den Zwerg in ein Marmeladenglas getan, um ihn später ihrem Bruder zu zeigen. Aber irgendwie war er abgehauen.

      „Wahrscheinlich hat er jemanden überredet, ihn herauszulassen“, erklärte Pina Pitt.

      Ihr Bruder war sich da nicht so sicher.

      „Wahrscheinlich hast du das geträumt mit dem Zwerg“, erklärte er Pina.

      „Gar nicht“, sagte Pina trotzig.

      Ihr Bruder schaute sie streng an.

      „Naja, ein kleines bisschen vielleicht.“ Sie schaute zurück, bis sie lachen musste.

      „Gut, ich hab's geträumt. Aber in meinem Traum war der Zwerg ganz echt!“, wehrte sie sich.

      Pitt und Pina hatten also im Wald schon ziemlich viel gefunden. In echt ein Rehkitz und einen Zylinder und noch viel mehr. Und im Traum sogar einen Zwerg.

      Aber heute waren sie ganz wach. Und was sie heute fanden, das war wirklich unerhört.

      Erst knackte es ganz laut.

      Dann rutschte es ganz laut.

      Dann weinte es ganz laut.

      Und als sie dann hinliefen, da lag da etwas großes, braunes.

      Ein Bär?

      „Nein, Bären weinen nicht!“, sagte Pitt bestimmt.

      Bauer Breuer?

      „Ich kann keinen Zauberhut sehen“, rief Pina.

      Ein Erdloch?

      Nein, da waren sie sich einig. Erdlöcher rutschten nicht und knackten nicht und weinten nicht. Erdlöcher waren ganz leise. Und außerdem waren sie auch eher schwarz als braun.

      Dann musste es also ein Räuber sein.

      Und so war es auch.

      Ein Räuber.

      Mit einer großen braunen Jacke.

      Mit einem großen braunen Hut.

      Mit einer Feder dran.

      Mit einem löchrigen kratzigen Bart.

      Mit schwarzem Wuschelpuschelhaar.

      Und dann mit diesen Tränen.

      Pitt tippte ihn an.

      „Was weinst du so?“, schimpfte er.

      Da sah ihn der Räuber an. Aus großen braunen Augen. Braun und rot, weil er ja so weinte.

      Er räusperte sich.

      Und noch einmal.

      Und noch einmal.

      Jetzt hatte er den Hals ein bisschen frei.

      „Wie redest du denn mit mir?“, sagte er nun böse.

      Pitt stemmte die Arme in die Hüfte.

      „Was rutschst du hier so durch unseren Wald?“, fragte er zurück.

      „Oho!“, rief der Räuber da und vergass seine Tränen. „Euer Wald! Euer Wald, was? Dass ich nicht lache! Warum glauben eigentlich immer alle, dass alles irgendwem gehören muss?“

      „Was weinst du so?“, fragte jetzt Pina. Sie fragte aber viel netter als Pitt. Ihr tat der Räuber leid.

      Pina taten alle Menschen leid, die weinten.

      „Hatte ich nicht gerade aufgehört zu weinen?“, fragte der Räuber patzig.

      „Das stimmt“, sagte Pitt.

      „Pff“, sagte Pina. „Bitte. Dann will ich auch gar nicht mehr wissen, warum du geweint hast. Ich geh Bucheckern sammeln.“

      Und sie drehte sich um.

      Aber da fing der Räuber wieder an. Und noch viel lauter als vorher.

      „Jetzt geht ihr einfach wieder weg?“, schluchzte er.

      „Ja,“ sagte Pina, „schon. Es sei denn.“

      „Es sei denn was?“

      „Es sei denn, du hörst auf, auf alle Fragen Fragen zu stellen, statt Antworten zu geben. Und es sei denn, du sagst uns, warum du hier so rumweinst!“

      „In unserem Wald“, ergänzte Pitt schnell. Er wollte klarstellen, dass er nicht auf der Seite des Räubers stand, bloß weil er gesagt hatte, dass es stimmte, dass der mit dem Weinen aufgehört hatte.

      Was ja aber auch gestimmt hatte.

      „Na gut“, sagte der Räuber ganz leise.

      „Aber erst müsst ihr mir ein Taschentuch geben!“

      Pina gab ihm eins. Ein rosanes. Mit einer kleinen pinken Fee drauf.

      Der Räuber putzte sich so doll die Nase, dass ein Strauch in seiner Nähe ein paar Blätter verlor und danach ein bisschen trauriger aussah.

      Dann zog er die Nase noch einmal hoch.

      Dann wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen.

      Und dann sagte er:

      „Ich weine, weil ich ein Räuber bin!“