Matthias Weingarten
Heiliges Blut
Spurensuche zwischen Süddeutschland und Südtirol
Für meine Töchter
Heiliges Blut
Matthias Sprissler (Weingarten)
Text und Gestaltung:
Copyright 2014 Matthias Sprissler
Verlag: Dr. Matthias Sprißler, Tübingen, www.sprissler.org
Druck: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin
ISBN
Umschlagfoto: Schloss Tirol bei Meran (Autor)
S. 1/2 aus 900 Jahre Heilig-Blutverehrung in Weingarten (Rudolf/Kruse): Romanisches Kloster Weingarten 1182, Ortsansicht Wenzel Hollar (um 1630)
S. 3 Nachbildung der Reliquie auf der Fassade der Basilika Weingarten (Autor)
Einer der Soldaten stach
mit seiner Lanze in die Seite,
und heraus kam sofort
Blut und Wasser.
Joh 19, 34
Jagdunfälle
Prolog Salten, Südtirol, 2. November 2013
Des Sommers Wochen standen still, es stieg der Bäume Blut; jetzt fühlst du, dass es fallen will, in den der Alles tut.
Reiner Maria Rilke
Eben noch war Theresa Graf mit ihrem Freund Fabian und ihren Bekannten Giulia und Marco in der milden Herbstsonne den bequemen Höhenweg des Salten hoch über dem Tal der Etsch entlanggewandert. Tief unter ihr fielen bereits wieder die ersten Schatten auf die Gemeinde Lana bei Meran. Auf den Almwiesen neben dem Weg, die bereits das saftige Grün des Sommers verloren hatten, weideten friedlich goldbraune Haflinger mit ihren blonden Mähnen das letzte Gras vor dem Winter ab. Ihre Begleiter, allen voran Fabian, waren dicht hinter ihr, als Theresa das Wandertempo kurz verlangsamte, um zwischen zwei gold-orange gefärbten Lärchen um eine Ecke des Weges zu biegen.
Die nächsten Sekunden ihres Lebens vergingen so schnell, dass sie darüber erst im Nachhinein von anderen erfuhr. Sie sah nur noch, wie sich der entgegenkommende Wanderer, ein kräftiger junger Mann, auf sie warf und zu Boden riss, während fast zeitgleich ein dumpfer Knall die Stille der Bergwelt zerriss. Unmittelbar danach verlor sie beim Aufschlagen auf einer harten Baumwurzel das Bewusstsein. Das letzte was sie noch während des Fallens hörte waren in dichter Folge zwei weitere Donnerschläge. In Kopfhöhe entstand ein kinderfaustgroßes Loch im harzigen Stamm der Lärche, aus dem alsbald einige in der tiefstehenden Sonne des frühen Novembernachmittags blutrot funkelnde Harztropfen herausquollen.
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