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HeikeHanna Gathmann
Bonjour Motte!
Fabeln, Lyrik & Aphorismen
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Inhaltsverzeichnis
1. „Als das Wünschen noch geholfen hat“
2. „Wichtig wie ein Scheibe Brot“
3. „Die vier Pfeifen meines Vaters“
7. „Gipfel & Zipfel … ein satirischer, fabelhafter Ausblick“
11. „Vernebelte Sinne … eine friesische Zaubergeschichte“
16. „Zukunftsvision: Non Stop Tokyo“
17. „Die grossen und kleinen Bosheiten“
21. „Begegnung in misstrauischer Zeit“
22. „Prinzipien, Parteien, Punktgewinne“
29. „Kreuzbube oder: Sechs Möglichkeiten, um sich zu lösen“
1. „Als das Wünschen noch geholfen hat“
Eine Freundin verwirrte mich mit einer Aussage. So meinte sie allen Ernstes, dass alles menschliche Handeln und Tun letztendlich auf einem Gefühl gründen könnte. Ich widersprach zunächst heftig und erwiderte: „Nimm‘ zum Beispiel einen OP Arzt! Wenn der operiert, kann Emotionalität eine ernste Gefahr darstellen. Denn der Mediziner muss sich ganz und gar auf sein eigenes rationales Können und Wissen verlassen. Das Schneiden, Nähen und Verbinden einer Wunde verlangen nach einer grossen Konzentration. Von der Narkose, um Schmerzen zu vermeiden, ganz zu schweigen.“ Die Ansicht meiner Freundin, die ich als witzig und intelligent, zugleich als besitzergreifend beschreiben möchte, erschien mir obskur. Nach einer ganzen Weile … es nahte das jährliche Weihnachtsfest … fiel mir ihr Satz angesichts prall gefüllter Einkaufswagen wieder ein. Vielleicht traf es doch zu, dass dieser Doktor alle Strapazen der ärztlichen Kunst auf sich nahm, um einem Kranken aus Mitgefühl zu helfen. Oder er handelte aus seinem persönlichen Bedürfnis nach einer Wertschätzung. Auch das mögliche Ziel, mit seiner Tätigkeit viel Geld zu verdienen, um sich anschliessend einen materiellen Wunsch zu erfüllen, konnte einen Beweggrund sein. Verwirrt blickte ich auf die prall gefüllten Ladenkörbe mit Tierfutter vor mir. Angehäufte Fleischberge, Flacons mit Düften oder einer Badelotion und eine unendliche Auswahl von Süssem. Denn auch hier schien die reinste Emotion im Spiel: Das erwartete Wohlgefühl bei winterlichem Kerzenlicht, die Vorfreude über ein Geschenk, Lust an der im Rotwein brutzelnden Pute, Selbstbestätigung und Akzeptanz in geselliger Runde. Und lachende, vergnügte Kinder vor dem Tannenbaum sind schliesslich der unverwüstliche Beweis, dass alle Schufterei und Anstrengung im Alltag nicht umsonst war. Laut lexikalischer Definition ist der Wunsch nichts anderes, als die Vorstellung von einem begehrten Objekt und dem damit verbundenen Drang nach seiner Erlangung. Aber die Realisierung von Wünschen kann auch schiefgehen. Etwa in Form von wütend oder enttäuscht an die Wand geworfenen Dingen, weil die Chemie zwischen den Schenkenden eh nie gestimmt hatte. Oder in Form von weihnachtlicher Trunkenheit, da sich die Dividende des Investmentfonds wider Erwarten in Luft auflöste. Es handelt sich in jedem Fall dann um ein Trauerspiel, dass der Analytiker Erich Fromm einst als das Dilemma zwischen >Haben und Sein< bezeichnete. Es könnte jedoch ebenso >Das Elend der Habenichtse< heissen. Nur aus welchem Grund definieren wir unser Wohlbefinden weiterhin in einem so hohen Mass durch den Besitz einer Dingwelt? „Ah … da redet jemand, dem es zu gut geht. Luxusgeschwafel!“, könnte die Kritik lauten, „dieser Jemand schreibt vermutlich nur, um sich selbst innerlich aufzubauen. Es handelt sich also um einen Kapitalist, eine Kapitalistin mit geistigen Belangen!“ Die Ursache ist eher in dem Wunsch zu finden, einen persönlichen, vagen Durchblick im irren Tempowandel der Zeiten zu behalten. Um das Glück der Balance zu erlangen. Wenn Neigungen, Erwartungen oder Hoffnungen sich nicht mehr an der objektiven Realität orientieren wollen, könnten wir jedoch den Bereich des Wunschdenkens betreten. Es ist ein wundervoller Garten mit bunten, wilden Blumen. Ein spannendes und anregendes Terrain für denkfreudige Spaziergänger, -innen. Mit der Phantasie als zuverlässigen Wegbegleiter. „Ich habe zwar viele Freunde aufgrund meiner Impulsivität vor den Kopf geschlagen“, erzählte meine Freundin