Джек Марс

Attentäter Null


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benachbarten Gebäuden drang, bekämpfte.

      Es gab einen Witz unter Anwohnern, dass Kuba der einzige Ort in der Welt war, an dem man Musiker bezahlen musste, damit sie nicht spielten, und das war sicherlich tagsüber wahr. Es schien, als ob jede Person, die eine Gitarre, eine Trompete oder ein paar Bongos hatten, sich an eine Straßenecke setzte. Es gab an jedem Häuserblock Musik, welche den Lärm der Baumaschinen und das Hupen der Autos begleitete. Doch nachts war alles anders, besonders auf dem Malecón. Die Livemusik wurde weniger, verlor den Kampf gegen die elektronische Musik, die durch Computer gespielt wurde - oder noch schlimmer, gegen die neuesten Pop-Hits der USA.

      Doch Alvaro sorgte sich um all das nicht, solange es noch La Piedra gab. Es war eine der wenigen echten kubanischen Kneipen, die es noch an der Uferpromenade gab und ihre Türe standen weit offen. Das galt wortwörtlich, denn sie waren mit Türstoppern ausgerüstet, damit eie die dynamische Salsamusik schon zu Ohren schwebte, bevor man eintrat. Es gab keine Schlange, um in La Piedra einzutreten, ganz im Gegensatz zu den langen Schlangen vor so vielen der europäischen Diskos. Es gab keine Menschenmengen um die Theke, die um die Aufmerksamkeit des Barkeepers buhlten. Die Beleuchtung war nicht gedämpft oder stroboskopisch, sondern es war ziemlich hell, damit man das bunte Dekor richtig genießen konnte. Eine sechsköpfige Band spielte auf einer Bühne, die kaum diesen Namen verdient hatte. Es war nur eine dreißig Zentimeter vom Boden erhöhte Plattform am Ende des Etablissements.

      Alvaro passte perfekt in La Piedra hinein. Er trug ein helles Seidenhemd mit einem weiß-gelben Schmetterlingsblumenmuster, die Nationalblume Kubas. Er war groß und hatte dunkle Haut, jung und glattrasiert und ausreichend gutaussehend für die meisten Standards. Hier, in der kleinen Salsadisko auf dem Malecón war er nicht nur ein Sou Chef mit Fett unter den Fingernägeln und kleinen Verbrennungen an den Händen. Er war ein mysteriöser Fremder, ein aufregender Luxus. Eine verlockende Geschichte, die man mit nach Hause nehmen würde oder ein sinnliches Geheimnis, das man für sich behielt.

      Er setzte sich an die Bar und legte was er für ein verführerisches Lächeln hielt auf. Luisa arbeitete an dieser Nacht, wie an den meisten. Ihre Routine war zu einer Art Tanz geworden, ein gut eingeübter Austausch von Worten, bei dem es keine Überraschungen mehr gab.

      „Alvaro”, sagte sie lustlos und konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen. „Na, wenn da nicht unsere örtliche Touristenfalle vor uns steht.”

      „Luisa”, schnurrte er, „du bist einfach bezaubernd.” Und das war sie auch. Heute trug sie einen hellen langen Rock, der die Kurven ihrer Hüften akzentuierte und einen hohen Schlitz an einer Seite hatte und ein schulterfreies, weißes, bauchfreies Top, das kurz über ihrem perfekten Bauchnabel mit dem Piercing in Rosenform endete. Ihr dunkles Haar fiel wie sanfte Wellen über die goldenen Ringe in ihren Ohren. Alvaro vermutete, dass die Hälfte der Gäste in La Piedra nur kamen, um sie zu sehen. Zumindest wusste er, dass das auf ihn zutraf.

      „Jetzt sei aber vorsichtig. Du willst deine besten Anmachen doch nicht an mir verschwenden”, neckte sie ihn.

      „Ich reserviere all meine besten Anmachen nur für dich.” Alvaro lehnte sich mit den Ellenbogen auf die Holztheke. „Geh mit mir aus. Noch besser, ich koche für dich. Essen ist eine Sprache der Liebe, wie du weißt.”

      Sie lachte leicht. „Frag mich nächste Woche nochmal.”

      „Das mache ich”, versprach er. „Und in der Zwischenzeit einen Mojito, por favor?”

      Luisa wandte sich ab, um sein Getränk zuzubereiten und Alvaro erhaschte einen Blick auf den Schmetterling, der auf ihre linke Schulter tätowiert war. Das waren also die Schritte ihres Tanzes, die Schritte ihres persönlichen Salsa. Kompliment, Annäherungsversuch, Ablehnung, Getränk. Gefolgt von Wiederholung.

      Alvaro riss seinen Blick von ihr und blickte sich an der Bar um, wiegte sich sanft zu der schnellen und angeregten Musik. Die Gäste waren eine angenehme Mischung aus ansässigen Musikliebhabern und Touristen, die meisten davon amerikanisch, doch hier und da waren auch einige Europäer und gelegentlich eine Gruppe von Asiaten, die alle ein authentisch kubanisches Erlebnis suchten - und mit ein bisschen Glück würde er zu einem Teil des Erlebnisses einer Person.

      Am Ende der Bar erblickte er feurig rotes Haar, porzellanfarbene Haut, ein hübsches Lächeln. Eine junge Frau, wahrscheinlich aus den USA, höchstens Mitte zwanzig. Sie war mit zwei Freundinnen hier, die auf Barhockern an ihrer Seite saßen. Eine von ihnen sagte etwas, das sie zum Lachen brachte. Sie warf ihren Kopf zurück und ihr Lächeln wurde breiter, es strahlten ihre perfekten Zähne.

      Freunde konnten ein Problem sein. Die rothaarige Frau trug keinen Ring und es schien, als wollte sie anziehend erscheinen, doch letztendlich wären es ihre Freundinnen, die für sie entschieden.

      „Sie ist hübsch”, sagte Luisa, als sie den Mojito vor ihn stellte. Alvaro schüttelte seinen Kopf, er hatte nicht bemerkt, dass er sie anstarrte.

      Er zuckte mit einer Schulter, versuchte, es herunterzuspielen. „Nicht mal annähernd so schön wie du.”

      Luisa lachte erneut, dieses Mal lachte sie ihn aus, während sie mit den Augen rollte. „Du bist genauso töricht wie süß. Mach schon.”

      Alvaro nahm seinen Drink, sein Herz brach jedes Mal ein wenig mehr, wenn Luisa seine Annäherungsversuche ablehnte, und er näherte sich der hübschen, rothaarigen Amerikanerin an, in der Hoffnung, dort Trost zu finden. Er hatte seine Methoden gut eingeübt, doch sie waren nicht ganz narrensicher. Heute Abend spürte Alvaro jedoch das Glück an seiner Seite.

      Er schlenderte die Bar entlang, ging an dem Mädchen und ihren beiden Freundinnen vorbei, ohne sie auch nur anzublicken. Er stellte sich direkt in ihre Blicklinie an einen hohen Tisch und lehnte sich mit den Ellenbogen dagegen. Dabei wippte er rhythmisch mit einem Fuß zur Musik und wartete auf den richtigen Augenblick. Anschließend, nach einer ganzen Minute, blickte er gelassen über seine Schulter.

      Das rothaarige Mädchen schaute zurück und ihre Blicke trafen sich. Alvaro sah weg, lächelte schüchtern. Er wartete erneut, zählte still bis dreißig, bevor er sie wieder anblickte. Sie schaute schnell weg. Sie beobachtete ihn. Das war alles, was er brauchte.

      Als das Lied sich seinem Ende näherte und die Bar in Applaus für die Band ausbrach, nahm Alvaro sich seinen Mojito und näherte sich dem Mädchen an - nicht zu schnell, Schultern zurück, Kopf erhoben und selbstbewusst. Er lächelte sie an und sie lächelte zurück.

      „Hola. ¿Baila conmigo?”

      Das Mädchen blinzelte ihn an. „Es-es tut mir leid”, stotterte sie sanft. „Ich spreche kein spanisch...”

      „Tanz mit mir.” Alvaros Englisch war fehlerfrei, doch er übertrieb etwas mit seinem Akzent, um so exotischer zu erscheinen.

      Das Mädchen lief rot an, ihre Wangen glichen fast ihrem Haar. „Ich, äh... ich weiß nicht wie.”

      „Ich bringe es dir bei. Es ist ganz einfach.”

      Das Mädchen lächelte nervös und - wie schon erwartet - blickte zu ihren Freundinnen. Eine von ihnen zuckte leicht mit den Schultern. Die andere nickte enthusiastisch und Alvaro musste sich beherrschen, damit sein Lächeln nicht zu einem breiten Grinsen wurde.

      „Äh... OK.”

      Er hielt eine Hand aus und sie nahm sie. Ihre Finger lagen warm in seinen, während er sie auf die Tanzfläche führte, die kaum mehr als das vordere Drittel der Disko war, wo man die Tische nach außen gestellt hatte, um etwas Platz für die zwei Dutzend ähnlich gesinnten Gäste zu schaffen, die wegen der Musik hier waren.

      „Beim Salsa geht es nicht darum, die richtigen Schritte zu tun”, erklärte er ihr, „sondern darum, die Musik zu fühlen. Etwa so.” Als die Band das nächste Lied begann, schritt Alvaro im Takt voran, schaukelte mit seinem hinteren Bein und ging wieder zurück. Seine Ellenbogen schwangen lose an seinen Seiten, eine Hand lag weiter in der ihren und seine Hüften bewegten sich mit seinen Schritten. Er war bei Weitem kein Experte, doch ihm war von Natur aus Rhythmus gegeben. Das ließ