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Rockstar | Band 2 | Teil 7 | Erotischer Roman
von Helen Carter
Helen Carter wurde 1965 an der englischen Ostküste geboren.Bereits mit dreizehn Jahren begann sie, erste Geschichten zu schreiben. Es dauerte allerdings noch weitere zehn Jahre, bis sie bei den erotischen Romanen ihre wahre Heimat fand. Ihre Familie war mit diesem Genre nicht besonders glücklich. Besonders ihr Vater hatte Probleme mit den sehr expliziten Texten. Doch Helen wich nicht von ihrem Weg ab. Im Gegenteil: Sie begann damit, immer intensiver eigene Erlebnisse in ihre Romane einfließen zu lassen. Und so entstand ein prickelnder Mix aus Fantasie und Realität. Nach ihrem Studium an der Universität von Oxford arbeitete Helen im PR-Bereich. Irgendwann kam der Moment, wo sie sich zwischen ihrer zeitraubenden Arbeit in der PR-Agentur und ihren immer erfolgreicheren Romanen entscheiden musste. Helen wählte den zeitweise recht steinigen Weg der Autorin.Heute lebt Helen in den ländlichen Cotswolds, wo sie ein ruhiges Cottage bewohnt, das ihr Zeit und Muße für ihre Arbeit lässt und dennoch nahe genug am aufregenden Treiben in London und den Küstenorten liegt. Sie ist nicht verheiratet und hat auch keine Kinder, denn – so betont sie – man müsse eine Sache richtig und ohne Abstriche machen. Zudem vertrage sich ihr Leben nicht mit einer gewöhnlichen Form der Ehe.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2016 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Coka @ Fotolia.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862775828
www.blue-panther-books.de
22. von Helen Carter
Nachdem Ivy erfahren hatte, wann die Hochzeit stattfinden würde, hatte sie Jenny angewiesen, sofort ein Schild zu schreiben, mit der Info, dass an diesem Tag und den beiden folgenden Tagen die Praxis geschlossen bleiben würde.
»Mach ich später«, erwiderte die Sprechstundenhilfe. »Ich muss die Proben fürs Labor fertigstellen.«
Ivy drehte sofort um. »Es war doch ganz klar ... Mach es jetzt!«, herrschte sie Jenny an. Mit dieser harschen Anweisung begab sie sich zurück in ihr Sprechzimmer. Der Schreibtisch lag voller Patientenkarten. Sie nahm die, die als nächste an der Reihe war und rief den Patienten über den Lautsprecher auf.
Es war ein älterer Mann, der Probleme mit seinem Blutdruck hatte. Ivy hielt ihm den üblichen Vortrag über eine gesündere Lebensweise und verschrieb ihm zusätzlich Tabletten, wissend, dass er sich nicht, oder nur höchst nachlässig, an ihre Vorgaben halten würde.
Dankend verließ er das Zimmer.
Zu Ivys großer Überraschung kam nicht etwa Mrs Lindstrom, die nächste Patientin, herein, sondern Gwen!
»Hallo«, sagte diese mit einem etwas verlegenen Lächeln.
»Gwen ... oh ... setz dich doch!«
Die junge Frau kam auf ihren mindestens zehn Zentimeter hohen Plateauschuhen auf sie zugestakst und setzte sich.
»Ich will nicht lange stören ... Ich will dich nur fragen ...«
Ivy fühlte sich mehr als unbehaglich, zumal sie dieses Mädchenhaft-Verhuschte an Gwen gar nicht kannte: Die Stimme, die klang, als hätte man eine Maus in Puderzucker gerollt. Die weit aufgerissenen Augen wie bei einem Reh, das ins Scheinwerfer blickt.
Ivy war auf der Hut. Hatte Jeff es ihr erzählt? Ob Gwen vorhatte, sie zu erpressen, indem sie drohte, Clive zu informieren? Ivy zwang sich zur Ruhe.
»Ich wollte dich fragen, ob du Lust hättest, meine Trauzeugin zu werden ...«, sagte Gwen.
Was für ein Schlag ins Gesicht! Er raubte Ivy erst mal den Atem. Es kostete sie alles, damit Gwen nicht an ihrer Stimme hörte, dass sie keine Luft mehr bekam.
»Äh ... also, warum nicht ... ich ...«
»Fabelhaft! Was das Kleid angeht, habe ich mir gedacht, gehen wir zusammen shoppen. Ich weiß bald, wie meins aussehen wird und dann können wir zusammen überlegen, welches du tragen wirst.«
Ivy hatte in diesem Moment das Bild von Gwen und sich selbst vor Augen, wie diese, in alptraumhaften Nebel gehüllt, ihr permanent neue Kleider hinhielt, von denen eines erschreckender war als das andere. Entsetzliche Vorstellungen plagten sie, denn wie sollte sie der Frau einen Wunsch abschlagen, mit deren Bräutigam sie geschlafen hatte? Und noch etwas ließ Ivy keine Ruhe, etwas, das tiefer ging als alles andere: Die Erkenntnis, dass sie keine Reue empfand. Denn sie liebte und begehrte Jeff noch immer – mit jeder Faser ihres Körpers!
Vielleicht würden sie sich nach der Hochzeit nie mehr begegnen, vielleicht irgendwann ein paar Worte in Schriftform austauschen, die sich auf irgendwelche Fakten bezogen. Und doch gab es für Ivy nur eine für immer gültige Wahrheit: Jeff und sie gehörten zusammen!
23. von Helen Carter
»Diese Frau macht mich absolut irre mit ihren Planungen ...« Clive wischte über das Display seines Handys und legte es dann auf den gläsernen Couchtisch.
Ivy füllte Obstsalat, den sie selbst zubereitet hatte, in zwei kleine Schalen und hielt eine davon Clive hin. »Was will sie denn von dir?« Es war eine dieser Fragen, die jeden normalen Mann aufhorchen und augenblicklich auf der Hut sein ließen. Nicht so Clive. Er hatte die Selbstsicherheit eines seit Jahren erfolgreichen Unternehmers. Seit dem frühen Morgen hatte er in der Agentur gesessen, mittags mit einem Bandleader, den er in einem Club entdeckt hatte, und nun gern unter Vertrag nehmen wollte. Danach hatte er sich noch zu einem Interview verabredet, von wo aus er direkt zu seinem Fitnessclub gefahren war.
»Denkst du, er wird bei dir unterschreiben?«, fragte sie halb ehrlich interessiert, halb die obligatorische Partnerin gebend.
»Ich mache ihm und der Band ein großartiges Angebot. Solche Konditionen bekommen Newcomer sonst nirgends.«
Ja, das hatte sie bei ihren Überlegungen vergessen: Clive war auch noch ein anständiger Geschäftsmann. Er zog niemanden über den Tisch. Er hatte einmal zu ihr gesagt: »Ich mag keine Verträge. Ist einer anständig, brauche ich keinen Vertrag. Ist einer ein Betrüger, will ich keinen.«
»Hast du mit Gwen gesprochen?«, kam Ivy auf den Ausgangspunkt zurück.
Clive verdrehte die Augen. »Einmal? Ich habe das Gefühl, sie ruft jede halbe Stunde an. Da sie auch noch meine private Handynummer hat, kann ich sie gar nicht mehr abschütteln.« Er schenkte sich einen Scotch ein.
Sie liebte das leise Klirren der Eiswürfel, die er entgegen der Tradition in den Drink gab. Dabei schlenderte er auf und ab und betrachtete den Garten von der großen Fensterfront aus.
»Machst du dir über irgendwas Gedanken?«, fragte sie.
»Was?« Er drehte sich geschmeidig um die eigene Achse und sah sie mit einem Lächeln an. »Mir gehen immer Sachen durch den Kopf. Im Moment ist es – ehrlich gesagt – Jeffs Hochzeit. Ich meine ... Es ist logisch, dass auch die wildesten Rockstars irgendwann mal heiraten, aber du kannst nie voraussehen, was die Fans daraus machen. Bei manchen ändert sich gar nichts und die Fanbase bleibt geschlossen die alte. Bei anderen wiederum geht es vollkommen in die Hose und sie werden mit ihrer Performance und ihrer Musik komplett unglaubwürdig. Und im Moment ...«, er senkte den Kopf, als suchte er die Antwort an seinen Füßen. »... habe ich keinen Schimmer, in welche Richtung es bei Jeff geht.«
Ivy stand auf und ging zu ihm hinüber. Sanft schmiegte sie sich an seinen Rücken und legte die Arme um seine Schultern. »Und eigentlich würdest du ihm am liebsten raten, die Hochzeit abzusagen.«
»Ja und nein«, erwiderte er, wobei er den Kopf zu ihr hindrehte und Ivy einen sachten Kuss gab, bei dem seine Unterlippe sich an der ihren rieb.
»Ja, aus den eben genannten Gründen. Nein, weil – und das bleibt jetzt wirklich unter uns – weil ich nicht glaube, dass das gutgeht. Die Ehe wird sehr schnell scheitern und wir werden die