Millicent Light

Hotel der Sünde | Erotische Geschichten


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      Hotel der Sünde | Erotische Geschichten

      von Millicent Light

      1972 geboren, hatte Millicent Light schon immer Liebesgeschichten im Kopf. Dass sie irgendwann begann, diese aufzuschreiben, hat sie ihren Kindern zu verdanken, die ihr immer wieder Mut machten und sie darin bestärkten. Später entstanden dann aus einem vergangenen Briefwechsel die ersten erotischen Kurzgeschichten. Zur Teilnahme an einer Ausschreibung gedrängt, kam es tatsächlich zur Veröffentlichung einer ihrer Geschichten in einer Anthologie. Von da an war kein Halten mehr. Sie erzählt locker und leicht von der wohl schönsten Nebensache der Welt. Millicent ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie und mehreren Hunden in Thüringen.

      Lektorat: Daniela Jungmeyer

      Originalausgabe

      © 2019 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: © Galina Tcivina @ shutterstock.com © Makistock @ shutterstock.com

      Umschlaggestaltung: MT Design

      ISBN 9783862779352

      www.blue-panther-books.de

       Der geile Wellnessurlaub

      Sie hatte es sich einfacher vorgestellt.

      Viel einfacher.

      Allein schon die Buchung der Kurzreise war einem Spießrutenlauf gleichgekommen. Ungläubige und tadelnde Blicke von ihrem Mann. In Tränen aufgelöst, schluchzend ihre beiden größeren Mädchen, immer von den wimmernden Sätzen »Du kannst uns doch nicht verlassen!« oder »Wer kümmert sich denn dann um uns?« begleitet. Ganz schlimm waren ihre beiden Jüngsten, die, angestiftet von den zwei Großen, immer schrien: »Du liebst uns nicht mehr!«

      Klasse!

      Ganz toll!

      Sie fühlte sich überhaupt nicht schuldig – nein.

      In diesem Moment zweifelte sie jedes Mal an ihrer Entscheidung. War sie wirklich so wichtig, dass sie ihre über alles geliebten Kinder zweieinhalb Tage lang in der alleinigen Obhut ihres Mannes lassen konnte? Dann kam diese kleine kräftige Stimme in ihr zum Vorschein: ›Ja, bist du! Du bist so wichtig! Ohne dich läuft hier nichts mehr, und wenn du umkippst, ist Schicht im Schacht!‹

      Als sie ihren Mann vor die Wahl gestellt hatte, dass er sich ein Wochenende lang mal um die Kinder kümmern sollte, damit sie endlich wieder zu sich selbst finden könnte oder sie ihn verlassen würde, vielleicht sogar ohne die Kinder gehen würde, bekam er Augen so groß wie Kieselsteine.

      Sie steckte seit neun Jahren nur zwischen Windeln wechseln, Kindergeburtstagen, Fahrdiensten und Hausputzen fest. Sie hatte die Nase voll. Zeit für sich selbst war einfach nie in ihrem vollgepackten Terminplan möglich gewesen. Seit mehreren Monaten schwelte es in ihr.

      Sie brauchte unbedingt einen Tapetenwechsel.

      Ein paar Mal hatte sie versucht, Marc, ihren Mann, darauf anzusprechen. Er wiegelte es mit einer Handbewegung ab und meinte lapidar: »Das bisschen Haushalt!«

      Und: »Hab’ dich doch nicht so«, damit war für ihn alles erledigt, er packte seine Arbeitstasche und verließ das Haus, um erst gegen Abend, ach, manchmal sogar erst weit nach der Abendbrotzeit, wieder nach Hause zu kommen.

      Sie fühlte sich alleingelassen. Absolut ungeheuerlich fand er dann ihre Reaktion, als sie ihm diese Tatsache an den Kopf geknallt hatte. Sollte er doch sehen, dass sie so nicht mehr weitermachen wollte.

      Sie liebte ihre Kinder abgöttisch. Und ja, sie liebte ihn ebenso. Daran gab es keine Zweifel, überhaupt keine. Nur brauchte sie endlich wieder etwas Zeit für sich.

      Sie existierte nur noch als ›Wir‹. ›Wir haben Fieber, wir haben Bauchschmerzen, wenn wir nicht in Mathe weiterkommen …‹ Es reichte ihr. Sie, als Frau, mit eigenem Namen, mit eigenem Wesen, existierte schon lange nicht mehr. Nathalie.

      Ihr Mann nannte sie immer nur ›Schatz‹. Oder ganz schlimm findet sie ja ›Mutti‹ - geht gar nicht. Nicht mal beim Sex sprach er sie mit Nathalie an. Als sie noch frisch verliebt waren, nannte er sie immer ›mein Mäusezähnchen‹.

      Ihr ging die Gesamtsituation furchtbar auf die Nerven.

      Sie ersehnte diese Zeit zurück. Ihre heimlichen oder auch weniger heimlichen Stelldichein. Ihre kleinen Zärtlichkeiten, die sie immer ausgetauscht hatten. Die gemütlichen Abende auf der Couch, zusammengekuschelt und richtig schmusend – hach, wie sie das alles vermisste.

      Und jetzt war die Zeit reif, sie musste ihn mit der Nase darauf stoßen, sonst würden sie sich letztendlich trennen müssen. So sehr sie ihn auch liebte – so ging es nicht weiter.

      Jetzt stand sie also an der Rezeption und die freundliche Dame suchte ihre Reservierung heraus.

      »Hier haben wir sie ja, Frau Schmidt, Nathalie Schmidt, sehr schön. Gebucht für zwei Nächte.«

      Sie drückte schnell auf ein paar Tasten und schaute Nathalie gleich darauf lächelnd an.

      »Frau Schmidt, alles in bester Ordnung, Sie bekommen sofort Ihren Schlüssel und unser Servicemitarbeiter Sam bringt Ihr Gepäck auf das Zimmer.«

      Sie reichte ihr eine kleine Karte über den Tresen und erklärte ihr schnell deren Handhabung. Nathalie nahm sie entgegen und blickte kurz auf das Teil in ihrer Hand. Sehr schön gestaltet mit kleinen verschnörkelten Ranken und einer angenehmen Hintergrundfarbe. Darauf prangte ihre Zimmernummer: 696. Auf ihrem Gesicht erschien ein Schmunzeln. Himmel, ob das ein Omen war?

      Auf dem Zimmer blieb sie erst einmal mitten im Raum stehen. Schaute sich mit großen Augen um. Welch ein Luxus. Die Bilder im Katalog hielten, was sie versprachen. Wenn die gebuchten Wellnessbehandlungen auch so herrlich sein würden, war sie geneigt, darüber nachzudenken, sich das öfter zu gönnen. Sie schmunzelte bei diesem Gedanken. Wie verwegen von ihr.

      Immer noch von einem Hochgefühl begleitet, richtete sie sich in dem Zimmer ein, räumte ihre Kleidung in den Schrank und die restlichen Sachen ins Bad. Dann läutete ihr Telefon und die freundliche Dame von der Rezeption teilte ihr ihre Termine für ihr gebuchtes Wellnessprogramm mit. Mit einem schnellen Blick auf die Uhr musste Nathalie feststellen, dass sie kaum noch Zeit hatte, sich ein paar Minuten auf das Bett zu legen.

      Trotzdem ging sie frisch motiviert zu ihren ersten Behandlungen.

      Endlich hatte sie die Gelegenheit, ihre Seele baumeln zu lassen. Sich wieder ganz auf sich selbst konzentrieren zu können. Sie war entspannt, gelöst und herrlich träge.

      Als sie relaxt auf der Liege in einem der Ruheräume döste, begannen ihre Gedanken wieder um ihre Ehe und ihren Ehemann zu kreisen.

      Hatte er ihren Wink verstanden, als sie ihre Buchung direkt vor ihn auf den Tisch legte? War ihm klar, was sie sich erhoffte?

      Sie wusste, dass er nicht auf den Kopf gefallen war, aber ob er so weit mitdachte? Sie hoffte es wirklich. Es würde ihnen und ihrer Beziehung guttun.

      Bei diesen Überlegungen schlummerte sie erst einmal hinweg.

      Was sie weckte, konnte sie nicht sagen, aber nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte sie in die Realität zurück. Wahrscheinlich hatte sie unbequem dagelegen, denn ihr Nackenbereich zog schmerzhaft.

      Erst da nahm sie die Gespräche im Raum wahr.

      »Du bist zickig!«, hörte sie eine tiefe sonore Männerstimme sagen.

      »Nein, ich bin nicht zickig – ich habe nur keine Lust, mit dir darüber zu diskutieren!«

      Die weibliche Stimme versuchte, ihre Lautstärke unter Kontrolle zu halten.

      »Schatz, wir sind hier, um uns zu entspannen. Ich möchte nicht shoppen gehen. Massagen, Bäder, Nichtstun - das ist das, was ich möchte …«

      Die männliche Stimme klang einschmeichelnd.

      »Das ist so was von öde. Ich möchte etwas Abwechslung!«

      Nein,