Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 24 – Kriminalroman


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      Leseprobe:

      Butler Parker Gold Edition

      5 unveröffentlichte Titel:

      Parker legt die "Römer" rein

      Parker handelt mit Zitronen

      Parker holt die Reiter aus dem Sattel

      Parker lässt die "Blitzer" stolpern

      Parker löscht den heißen Abriss

Der exzellente Butler Parker – 24 –

      »Und jetzt zeigen wir Ihnen die Top-Kreation unseres verehrten Meisters Pierre Lebrun«, kündigte der Conférencier, ein schlanker Mittdreißiger mit messerscharfem Menjou-Bärtchen, an und breitete dazu theatralisch die Arme aus. »Voilà, hier sehen Sie das Modell ›Minouche‹, einen Traum aus Samt und Seide, der auch Sie begeistern wird.«

      Auf dem Laufsteg erschien ein hochgewachsenes, blondes Modell, das sich immer wieder drehte, um ein in aufdringlichem Rot gehaltenes und mit weit schwingendem Glockenrock im Stil der fünfziger Jahre ausgestattetes Kleid mit engem Oberteil und tiefem Rückenausschnitt zu präsentieren.

      »So was habe ich als junges Mädchen schon getragen, Mister Parker«, teilte Agatha Simpson Ihrem hinter ihr stehenden Butler mit und schüttelte mißbilligend den Kopf. Sie war der Ansicht, ihren Kommentar geflüstert zu haben und wunderte sich ein wenig, als sie die indignierten Blicke der übrigen Besucherinnen trafen, die ihre Meinung zum Höhepunkt des Abends mitbekommen hatten. Myladys baritonal gefärbte Stimme trug bis in den letzten Winkel.

      Plötzlich machte eine der anwesenden Ladys auf sich aufmerksam. Sie sprang keuchend auf den Laufsteg, griff wütend nach dem Modell »Minouche« und riß es in kleine Fetzen. Das Mannequin versuchte verzweifelt, sich der flinken Hände der aufgebrachten Frau zu erwehren und die allmählich entstehenden Blößen zu bedecken ...

      »Ich will doch hoffen, daß Sie nicht genauer hinsehen, Mister Parker«, bemerkte Lady Agatha, die aufstand und an den Ort des Geschehens trat, damit ihr nichts entging. »Die Kleine ist zwar etwas mager, aber der Anblick könnte trotzdem zuviel für Sie sein.«

      »Meine bescheidene Wenigkeit wird die Augen schamerfüllt abwenden«, versprach der Butler, der das seltsame Geschehen äußerlich ungerührt, aber dennoch sehr aufmerksam verfolgte.

      Die Überschlanke trug jetzt nur noch die Andeutung von hauchdünner Unterwäsche sowie einige ihr verbliebene Fragmente des ehemaligen Modellkleides, drehte sich schreiend um und flüchtete in die Kulissen. Die angreifende Frau setzte ihr umgehend nach und stieß schrille Schreie aus, die den übrigen Besucherinnen durch Mark und Bein gingen.

      Schließlich waren beide Damen hinter dem Vorhang verschwunden. Eine fast andächtige Stille senkte sich über den Raum. Der Conférencier erschien wieder auf der Bühne und wischte sich mit zitternden Händen über die schweißnasse Stirn. Er bat um eine kleine Unterbrechung, in der das Publikum sich dem Büffet widmen möge, wie er mit fast stotternder Stimme empfahl.

      *

      »Ich wittere einen interessanten neuen Fall, Mister Parker«, freute sich Lady Agatha. »Mein Instinkt hat mich wieder mal nicht im Stich gelassen, ich wußte, warum ich hierher wollte.«

      Die Detektivin stürmte förmlich durch die erregt debattierenden Besucher und genierte sich nicht, herzhafte Rippenstöße auszuteilen.

      Sie erreichte über eine schmale Treppe die Bühne und eilte zielstrebig in die dahinterliegenden Räume, aus denen lautstarkes Geschrei ertönte. Mylady pflügte durch einen engen Umkleideraum, in dem sich leicht bekleidete Mannequins drängten und Berge von Kleidern türmten, und steuerte eine als Büro gekennzeichnete Tür an, hinter der die Auseinandersetzung offensichtlich stattfand.

      »Mister Parker, lassen Sie sich nicht ablenken«, rief sie, während die Mannequins auseinanderspritzten und der Lady eilig Platz machten.

      »Was geht hier vor?« begehrte sie zu wissen und sah sich animiert in dem kleinen Büro um. Parker schloß diskret die Tür und nahm schweigend hinter seiner Herrin Aufstellung.

      »Zum Teufel! Wer sind Sie denn?« Ein grauhaariger, hochgewachsener Mann in einem erstklassig sitzenden Smoking drehte sich überrascht um und musterte Agatha Simpson stirnrunzelnd.

      »Machen Sie, daß Sie hier rauskommen, Sie haben hier nichts zu suchen!« knurrte die energische, nicht mehr ganz taufrische Dame, die vor wenigen Augenblicken auf der Bühne für Unruhe gesorgt hatte. Sie hob die Hände und spreizte die Finger, als wollte sie mit ihren blutrot gefärbten Fingernägeln auf Lady Agatha losgehen.

      »Mäßigen Sie sich, meine Liebe, sonst muß ich Ihnen Manieren beibringen«, empfahl Agatha Simpson lächelnd und blickte die aufgebrachte Frau nahezu wohlwollend an.

      »Sie hören wohl schlecht, Sie komische Alte! Raus, habe ich gesagt!«

      Die Temperamentvolle mit den langen Fingernägeln war so unvorsichtig, einige Schritte auf die Detektivin zuzugehen und mit den Fingern nach ihr zu schlagen. Lady Agatha nahm diesen Angriff erfreut zur Kenntnis, wich etwas zurück und klopfte mit einem Fächer, den sie ihrem Handbeutel entnommen hatte, auf die vorgestreckten Fingerspitzen.

      Dieser an sich recht oberflächliche Kontakt hatte Folgen. Die reizbare Frau mit dem ungezügelten Temperament stöhnte plötzlich verhalten, schwenkte ihre Finger durch die Luft und wurde unter ihrer verschwenderisch aufgetragenen Schminke blaß. Sie wich umgehend zurück, stolperte über einen Sessel, der ihr im Weg stand, und wäre gefallen, wenn sie nicht der Smokingträger im letzten Augenblick aufgefangen und wieder auf die Füße gestellt hätte.

      Sie war jetzt nicht mehr streitlustig, massierte ihre Finger und musterte die Detektivin mit scheuen Blicken.

      »Sie haben mich verstümmelt, ich bin für den Rest meines Lebens gezeichnet.«

      »Übertreiben Sie nicht so schamlos, junge Frau«, grollte die ältere Dame und sah ihre Gegnerin kopfschüttelnd an. »So ein Klaps ist kaum der Rede wert. Haben Sie sich nicht so!«

      Lady Simpson öffnete ihren Handbeutel und ließ den Fächer – eine Spezialanfertigung Parkers – wieder verschwinden. Der Butler hatte den zierlichen Fächer mit einigen von außen nicht zu sehenden Bleistreifen verstärkt und ihn zu einer durchaus ernst zu nehmenden Abwehrwaffe gemacht.

      »Ich möchte endlich wissen, was hier vorgeht«, grollte Lady Agatha und näherte sich dem Smokingträger, der vorsichtshalber zurückwich und sich hinter einem Schreibtisch in Sicherheit brachte.

      »Wer... wer sind Sie überhaupt, ich kenne Sie nicht!« stellte er fest und versuchte, einen energischen Eindruck zu machen.

      »Sie lernen mich gleich kennen, wenn Sie mir nicht antworten«, versprach die energische Lady und schwang ihren Pompadour mit dem darin befindlichen sogenannten Glücksbringer, einem Hufeisen, das mal einem stämmigen Brauereipferd gute Dienste geleistet hatte.

      Der Handbeutel entglitt versehentlich ihren Händen und landete auf dem zierlichen Schreibtisch. Holzsplitter sirrten durch die Luft und bohrten sich in Möbelstücke und Wand. Einer davon nahm sogar Kontakt zur Hemdbrust des Smokingträgers auf und setzte sich dort fest. Rings um die Einschlagstelle zeigten sich tiefe Risse, die spinnwebartig nach allen Seiten strebten und die auf Hochglanz polierte Schreibtischplatte verunzierten.

      Lady Agatha zog ihren Handbeutel zurück und verursachte dabei ein weiteres Malheur. Eine Vase mit einem bunten Strauß stand dem Pompadour im Weg und wurde zur Seite gefegt. Der Blumengruß löste sich und fiel dem wie versteinert stehenden Smokingträger vor die Füße. Das in der Vase befindliche Wasser ergoß sich über seine Hose, was ihm offensichtlich nicht gefiel. Der Mann schrie auf und sprang entsetzt zurück, bis er mit dem Rücken an die Wand stieß und dabei ein Bild zum Absturz brachte.

      »Wie kann man nur so ungeschickt sein«, tadelte Lady Agatha und schüttelte den Kopf.

      *

      »Und wer war nun diese temperamentvolle Dame?« fragte Mike Rander zwei Stunden später. Der Anwalt und Vermögensverwalter Lady Agathas war mit Kathy Porter auf einen Sprung aus der nahen Kanzlei