Caledonia Fan

GUARDIANS - Das Vermächtnis


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      Caledonia Fan

      GUARDIANS

      Band 1

      - Das Vermächtnis -

      ÜBER DAS BUCH

      Ein englischer Lord mit einem feudalen Anwesen.

      Ein Internat mit außergewöhnlichen Schülern.

      Eine Entführung mit weitreichenden Folgen.

      Als Ahmad schwer verletzt nach einer Rettungsmission heimkehrt, sind die anderen Guardians fassungslos. Wieso sind seine außergewöhnlichen Gaben ver­schwunden? Wer waren die Fremden in dem alten Schloss im Wald? Welches Geheimnis verbirgt der Schulleiter? Und was hat es eigentlich mit dem jüngsten Internatsbewohner auf sich?

      Die Suche nach Antworten befördert ein dunkles Kapitel aus der Vergangenheit ans Licht und setzt eine Kette schicksalhafter Ereignisse in Gang, welche die jungen Leute an ihre Grenzen und in tödliche Gefahr bringt ...

      Für die Kinder

      Für Imara und Tamira.

      Für Tanyel.

      Für Orell.

      Und für Ahmad.

      EPILOG

      23. Juni 2015

      Liebe Mum, lieber Dad,

      zuerst sollt ihr wissen, dass es mir leidtut. Wenn ihr diesen Brief in den Händen haltet und lest, dann habt ihr schon erfahren, dass ich nicht mehr am Leben bin.

      Ich bedaure sehr, euch diesen Schmerz zuzufügen. Aber ich bedaure nicht, was ich getan habe.

      Und ich will, dass ihr versteht, warum ich es getan habe.

      Ihr erinnert euch bestimmt noch gut an den Tag in meiner Grundschulzeit, der alles veränderte. Der Tag, als ihr entdeckt habt, dass ich eine besondere Fähigkeit habe. Ich weiß noch genau, wie entsetzt ihr damals wart. Ihr hattet ernsthaft überlegt, mich nicht mehr zur Schule zu schicken, weil ihr Angst um mich hattet. "Erzähle niemals jemandem davon!", das habt ihr mir eingeschärft. Immer wieder. Dabei war es so toll, was ich bewirken konnte. In meiner Gegenwart hörten andere auf, zu streiten. Einfach weil ich es wollte. Und es war ein großartiges Gefühl, das zu bewirken. Ich war ein Kind und ich verstand eure Sorge nicht. Doch heute weiß ich, dass manchmal Kinder, die irgendetwas Besonderes bewirken konnten, spurlos verschwanden und nie wieder auftauchten.

      Mit diesen Zeilen will ich euch unbedingt nochmal danke sagen, dass ihr Lord Tariq nachgegeben habt, als er damals kurz nach meinem dreizehnten Geburtstag bei uns zu Hause auftauchte mit seinem Angebot, mich mit nach England zu nehmen. Ich weiß, dass euch diese Entscheidung sehr schwergefallen ist.

      Als ich dann mit fünfzehn hierher kam an das Internat, war ich einfach nur total happy. Ja, es war am Anfang schwer, die Weiten der texanischen Prärie gegen das verknöcherte England einzutauschen, doch irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt. Schneller als gedacht sogar.

      Der Unterricht hier ist toll. Nicht der am College in der Stadt, der Unterricht hier an der Schule. Jetzt hat Tamira mich gelehrt, meine Fähigkeit viel effektiver und vor allem schneller anzuwenden und die Hypnose gezielt und bewusst einzusetzen. Inzwischen schaffe ich es in Sekundenschnelle, bei anderen Leuten Aggressionen abzubauen. Lord Tariq ist wirklich zufrieden mit mir und ich finde es einfach nur cool.

      Er beschäftigt da so eine kleine besondere Gruppe, die sich um Angelegenheiten kümmert, bei denen die Polizei keine Handhabe hat. Oder keine Beweise. Oder so, na, ihr wisst schon. Auf jeden Fall eine geheime Organisation. Bisher waren nur zwei Mitglieder dabei, Sadik und sein Bruder Gazanfer. Sie sind Türken und wahrscheinlich waren sie mal Soldaten, vielleicht sogar bei einer Spezialeinheit. Das weiß ich aber nicht genau. Fest steht: Beide sind perfekte Kämpfer, ob mit oder ohne Waffe.

      Naja, jedenfalls wollte ich unbedingt bei ihnen mitmachen. Lord Tariq erlaubte es erst nicht, ehrlich. Ich habe ihn beschwatzt und Senad und Shujaa, meine Mitschüler, haben mir geholfen. Sie wollten nämlich auch.

      Es hat eine Weile gedauert, bis er sich einverstanden erklärt hat, dass Sadik und Gaz uns einiges über Kampfkünste beibringen dürfen. Ohne Waffe am Anfang. Später übten wir mit Holzschlagstöcken. Mann, was haben wir trainiert ...

      Irgendwann mal reichte uns das aber nicht mehr. Wir wollten dabei sein, wenn Sadik und Gaz einen Auftrag erledigten.

      Ihr müsst mir glauben, dass Lord Tariq nicht begeistert war von der Idee. Er hat uns immer wieder abtreten lassen, wenn wir ihn gefragt haben. Meinte, wir wären zu jung und deshalb wäre Erlaubnis nötig und so andere Sachen.

      Tja, uns war klar, dass ihr das nie erlauben würdet. Wir versuchten es noch einmal, als wir alle drei sechzehn waren.

      Und da hat er nachgegeben. Wir mussten letzte Woche eine Art Prüfung bei Sadik ablegen, in Selbstverteidigung und im Nahkampf. Und als wir bestanden hatten, durften wir dabei sein. Vor unserem allerersten Einsatz musste jeder von uns einen Brief an die Eltern schreiben mit einer Erklärung, falls uns mal was passiert. Die findet ihr ganz am Schluss, das ist der Text in Druckbuchstaben.

      Ich hoffe, die Formulierung ist so okay. Ich will auf keinen Fall, dass Lord Tariq ins Gefängnis muss, wenn mir was passiert. Er sagt zwar, bei einem Einsatz wäre noch nie jemand verletzt oder gar getötet worden, aber man könne nie wissen. Er ist sich auch nicht sicher, ob der Brief überhaupt ausreichen wird, um ihn zu entlasten. Doch ich sage es noch einmal, Mum, Dad, ich wollte das unbedingt. Ich hätte Sadik und Gaz auch ohne seine Erlaubnis begleitet.

      Tja und jetzt sind wir zu fünft und wir nennen uns Guardians. Ich hoffe, mit Shujaa und Senad zusammen die beiden unterstützen zu können. Ihr könnt stolz auf mich sein.

      Da ich nicht weiß, wann ihr diese Zeilen erhalten werdet, will ich euch noch sagen, dass ich mich noch nie auf etwas so sehr gefreut habe wie auf meinen ersten Einsatz. Und ich hoffe, dass ihr diesen Brief nie, nie, nie öffnen müsst. Wenn ich achtzehn sein werde, gibt Lord Tariq ihn mir zurück, das hat er fest versprochen. Denn dann werde ich euch endlich erzählen können, was ich Tolles mache. Ich bin euch so dankbar, dass ich hier sein darf und verspreche, gut auf mich aufzupassen.

      Ich liebe euch.

      Euer Sohn Orell

      ICH ERKLÄRE HIERMIT, DASS MEINE ENTSCHEIDUNG, DEN GUARDIANS BEIZUTRETEN, AUS FREIEM WILLEN GESCHAH.

      TARIQ GENERA LORD HENLEY HAT ZU KEINER ZEIT DRUCK AUF MICH AUSGEÜBT NOCH ANDERE UNLAUTERE MITTEL ANGEWANDT, UM MICH DAHINGEHEND ZU BEEINFLUSSEN.

      ICH WURDE WIEDERHOLT DARAUF HINGEWIESEN, DASS DIE Unternehmungen DER GUARDIANS NICHT IMMER GESETZESKONFORM SIND. MIR IST AUSSERDEM BEKANNT, DASS ICH BIS Zur Vollendung MEINEs 18. LEBENSJAHR KEINE WAFFE TRAGEN DARF UND AUCH DANACH NUR, wenn ich im Besitz eines gültigen WAFFENSCHEINes bin.

      ICH ERKLÄRE, DASS ICH ES BEWUSST unterliess, MEINE ELTERN über dies alles IN KENNTNIS ZU SETZEN UND AUCH niemandem sonst ERLAUBT HABE, DIES ZU TUN.

      HIERMIT ENTBINDE ICH TARIQ GENERA LORD HENLEY FÜR DEN FALL MEINES TODES VON JEDER VERANTWORTUNG FÜR DAS, WAS MIR ZUGESTOSSEN IST.

      ES WAR MEIN EIGENER, FREIER WILLE.

      Orell Banks

      Darach Manor, 23. Juni 2015

      ~~~ TAG 1 ~~~

      Dienstag, 20:00 Uhr

      Er musste das Bewusstsein verloren haben, denn als er verwirrt die Augen aufschlug, fand er sich auf dem Boden liegend. Auf kaltem, nacktem Steinboden.

      Während seine Fingerspitzen tastend über die Steine glitten und eine Fuge nachfuhren, fiel ihm alles wieder ein. Er war in dem alten, verlassenen Schloss. Finsternis umgab ihn, nur am Ende des Korridors schimmerte Tageslicht. Es herrschte völlige Stille.

      Die rechte Schulter