Peter Becher

Henriette


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       Peter Becher

      Henriette

      Geheimnisvoll und unvergessen

      Neuauflage des Romans

      „Henriette – Casanovas große Liebe“ von 2019

      © 2020 Peter Becher

      Lektorat, Layout, Cover: Dr. Matthias Feldbaum, Augsburg

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg

      ISBN

Hardcover:978-3-347-10713-7
Paperback:978-3-347-10712-0
E-Book:978-3-347-10714-4

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Es ist unmöglich, dass ein Mensch, selbst wenn er

      keine ausgesprochene Leidenschaft für Musik hat,

      sich nicht dafür begeistert, wenn das Geschöpf,

      das er liebt, sie in vollendeter Weise pflegt.

      Die menschliche Stimme des Cellos, das im Klang

      jedes andere Instrument übertrifft, ging mir zu

      Herzen, wenn Henriette es spielte und sie

      wusste es.

      Sie machte mir jeden Tag diese Freude und ich

      schlug ihr vor Konzerte zu geben; sie war jedoch klug

      genug, niemals einzuwilligen.

      Giacomo Casanova

       Inhalt

       Prolog

       Erstes Kapitel

      Geisterbeschwörung und Seereise + Eine seltsame Begegnung am frühen Morgen + Gemeinsame Reise nach Parma + Glückliche Tage mit Henriette + Eine verhängnisvolle Begegnung im Park + Die Trennung von Henriette

       Zweites Kapitel

      Ein Unfall mit der Kutsche + Gastfreundschaft in einem schönen Haus + Die Hausherrin und Marcolina werden Freundinnen + Henriette gibt sich zu erkennen + Abreise Marcolinas mit den Gesandten der Republik Venedig

       Drittes Kapitel

      Casanova in Aix-en-Provence + Die Suche nach Henriette + Begegnung im Karneval + Eine schwere Erkrankung + Die unbekannte Pflegerin + Henriettes Vorschlag

       Viertes Kapitel

      Die Familien + Heirat und Eheleben + Die Flucht nach Italien + Die Rückkehr in die Provence und die Trennung von Tisch und Bett

       Fünftes Kapitel

      Die geheime Reise Casanovas + Wiedersehen mit Henriette + Château und Garten der Albertas + Schöne Erinnerungen und gemeinsame glückliche Tage + Ausflug nach Bouc-Bel-Air und ein Cello-Konzert + Casanova als Gartenkenner + Abschied

       Epilog

       Lebensdaten Henriette

       Literaturverzeichnis

       Bildnachweis

       Prolog

      Blonde, gelockte Haare, schwer zu bändigen, über einem ebenmäßigen Antlitz, mit braunen, strahlenden Augen und einen sinnlichen Mund, übten eine besondere Anziehungskraft aus. Die geheimnisvolle Dame in einer eleganten, sehr gut sitzenden Fantasieuniform eines Offiziers, ist die Hauptperson in unserer Erzählung. Die Uniform betonte ihre tolle Figur, war aber wenig geeignet ihr Geschlecht zu verschleiern.

      In ihrem Auftreten war sie ganz Dame der adligen Gesellschaft. Taktvoll und höflich, aber auch selbstbewusst, achtete sie darauf, dass ihr die ihrem Rang entsprechend Ehre entgegengebracht und die Etikette eingehalten wurde. Sie war hochgebildet, intelligent, geistreich, schlagfertig aber auch, dem Geist der Zeit entsprechend, frivol und sexuell zügellos. Die Schöne konnte auch eine große Liebe ihrem Verstand unterordnen und besonders wichtig: Sie konnte vergessen. Sie war eine ungewöhnlich emanzipierte Frau für die damalige Zeit.

      Die Schöne war auch ein echtes Kind der Provence. Die Sonne des Südens mit ihrem einzigartigen Licht, die Düfte und Farben, aber auch der stürmische Mistral waren ihr Lebenselixier.

       1 Lenticularis Wolke – Vorbotin eines schweren Mistrals

       2 Uhrenturm aus den 16. Jahrhundert in Aixen-Provence. Die Glocke hängt frei in einem „Glockenkäfig“, genannt Barbarotte

      Sie wusste, wenn am azurblauen Himmel weiße, linsenförmige Wolken erstrahlen, ist der Herrscher der Provence urplötzlich da. Er fegt dann mit brutaler Wucht, das Rhônetal als Düse nutzend, zwischen den Alpen und den Cevennen in einer tagelang anhaltenden Böenwalze in Richtung Mittelmeer.

      Die Menschen in der Provence sind auf den „Himmelsfeger“ eingestellt. Ihre romanischen Kirchen haben auf der Nordseite keine Fenster und anstelle eines ummauerten Glockenturmes, hängen ihre Glocken in einem Metallgestell, der den Wind nur eine geringe Angriffsfläche bietet. Die Schäfer versuchen ihre Herde rechtzeitig vor den Böen in den Stall oder unter den Vor-

      sprung einer Felswand in Sicherheit zu bringen. Die Wochenmärkte werden geschlossen und die sonst so belebten Gassen sind leer gefegt.

      Der Mistral ist aber zu manchen Zeiten auch sehr willkommen. In den Herbstwochen, wenn das Weinlaub durch Regentropfen und den Tau nicht trocken will, warten die Winzer sehnsüchtig auf seinen mächtigen Föhn. Er pustet Schädlinge weg, entzieht dem Ungeziefer mit seinem trockenen Atem den Nährboden, senkt die Temperatur im Sommer und verhindert Fäulnis. Er lüftet die Provence und weht die Ausdünstungen des dicht besiedelten Rhônetals weg. Wenn der Mistral dann drei, sechs oder neun Tage geweht hat, wie die Bauernregel besagt, ist er so plötzlich, wie er gekommen ist, auch wieder verschwunden.

      Die Lebensfreude der traditionsbewussten, geselligen und stolzen Provenzalen erwacht wieder. Unsere weibliche Hauptperson, teilte mit ihnen ihren fröhlichen Sinn und ihre Gelassenheit, abseits der Hektik des Nordens. Im Verlaufe der Erzählung wird sich der Mistral immer wieder in Erinnerung bringen.

      Diese Hinweise auf ihre Heimat, ihre Äußerlichkeiten und die wenigen Eigenschaften sind bereits alles, was wir im Moment über sie wissen. Sie wahrte nämlich ihre Geheimnisse konsequent. Wir kennen weder ihren tatsächlichen Namen noch ihre Herkunft, wissen nicht genau, wo sie lebte und wie sie lebte, können auch nicht mit Gewissheit sagen, warum sie nach Italien geflüchtet ist.

      Ihr bisheriges Leben ist ihrem Liebhaber völlig verschlossen. Sie verpflichtet ihn, nach ihrer Trennung, nicht nach ihr zu forschen. Sollte er ihr zufällig einmal begegnen, hätte er so zu tun, als kenne er sie