Ernst Ludwig Becker

Heilige Corona, steh uns bei!


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      Heilige Corona, steh uns bei!

      Humor ist, wenn man trotzdem lacht und Lachen ist gesund. Was mehr könnte uns in einer Krise, wie der Corona Krise weiter helfen. Solange es keinen Impfstoff gibt, ist die Stärkung des Immunsystems einer der wichtigsten, individuellen Möglichkeiten der Krankheit die Stirn zu bieten. Beim Lachen werden rund 300 Muskeln bewegt, allein 17 im Gesicht. Schnellere Atmung, mehr Sauerstoff, mehr Stoffwechsel, mehr Antikörper, mehr Lebensqualität. Lachen schützt und garantiert ein langes Leben. Alternativ könnten Sie auch die Heilige Corona anrufen. Ob Sie da solidere Antworten bekommen, wie von den Politikern, ist noch zu prüfen.

      Der Autor schildert das Leben einer Familie in der schwierigsten Zeit der Menschheitsgeschichte und stellt fest, dass Krisen auch etwas Positives hervorbringen können. Menschlichkeit, die kleinen Freuden des familiären Zusammenseins, neue Geschäftsideen, Weisheiten und was besonders wertvoll ist im Leben. Gesundheit zum Beispiel. Aber das wissen doch alle.

      Ernst Ludwig Becker, geboren 1957, studierte Biologe in Marburg, Darmstadt und in den USA. Er arbeitete in verschiedenen Berufsfeldern und engagierte sich in ökologischen Projekten im Ausland. Heute schreibt er Bücher und unterrichtet in Teilzeit an einer Grundschule. Mit den Kindern erforscht er ihre Umwelt und die Natur. So nebenbei führt er sie auch behutsam in das digitale Zeitalter ein und stellt fest, dass er da noch viel von ihnen lernen kann. Als E-Books sind von E.L. Becker im Buchhandel erhältlich:

      Los Molinos del Rio Aguas

      Wider die menschliche Vernunft

      Papperlapapp

      Ernst Ludwig Becker

      Heilige Corona, steh uns bei!

      Schutzpatronin aller Fleischer und Schatzsucher.

      Und natürlich auch der Seuchen und dem Geld.

      © 2020 Ernst Ludwig Becker

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-347-08274-8
Hardcover:978-3-347-08275-5
e-Book:978-3-347-08276-2

      Coverbild: E.L.Becker

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Inhaltverzeichnis

      1. Kapitel Meine Tochter

      2. Kapitel Der Sohn

      3. Kapitel Meine Frau

      4. Kapitel Meine Mutter

      5. Kapitel Meine Freunde

      6. Kapitel Der Vater meiner Frau

      7. Kapitel Das Virus

      8. Kapitel Onkel Bertram

      9. Kapitel Carola

      10. Kapitel Me, myself und der Rest der Welt

      11. Kapitel Danke

      1. Kapitel

      Meine Tochter

      Meine Tochter Jasmina ist mit ihrem Freund Carlos seit dem Shutdown in ihrem Zimmer in Quarantäne. Das sind jetzt schon mehr als zwei Wochen, aber sie sagen: „Sicher ist sicher, bei dem Virus weiß man ja nie.“ Carlos ist Musiker, Austauschschüler und Spanier und siebzehneinhalb Jahre alt, meine Tochter ist sechszehneinhalb Jahre alt und meine Tochter, weil ich mit meiner antiautoritären Erziehung und dem Sozialgedöns, das ganze Schlamassel erst möglich gemacht hätte, sagt meine Frau, dabei kann ich mich gar nicht erinnern, sie je erzogen zu haben. „Hauptsache Gesund,“ sage ich immer und ich muss das Wissen, den in jeder meiner Klassen sind mehr als einunddreißig Schülerinnen und Schüler, die alle erzogen werden wollen, da ist das Motto überlebenswichtig.

      Brigitte, meine Frau, ist Krankenschwester und sie sagt, sie kann sich das Virus jetzt nicht leisten, weil sie ja auch jeden Tag zur Arbeit muss und auch noch Sonderschichten am Wochenende fährt und das bei der Bezahlung und ich mit meinem Pensionsanspruch und dem Supergehalt noch nicht einmal mehr aus den Hausschuhen raus käme. Sie ist halt Systemrelevant und ich bin nur ein normaler Pädagoge. Ich finde das gewissermaßen ungerecht, denn schließlich bin ich der, der sich jeden Tag in den überfüllten Supermarkt und in den Bio-Laden um die Ecke wagt, um die speziellen Wünsche meiner Tochter zu erfüllen und ganz nebenbei auch für den Rest der Familie einzukaufen. Und das mit dem Fahrrad. Außerdem mache ich mir jeden Tag Gedanken über meine schutzbefohlenen Schülerinnen und Schüler und bereite den ganzen Lehrstoff in digitale Häppchen auf, die leichter zu verdauen sind und bin im Besonderen den verzweifelten Gedanken ausgesetzt, was wohl hinter der verschlossenen Tür meiner Tochter Jasmina geschieht.

      Vor der Tür oder an der Tür hängt ein Poster der „Heiligen Corona“. Das ist die Schutzpatronin der Fleischer, Schatzsucher und des Geldes. Ich muss gestehen, ich kann mir alle drei Attribute bei meiner Tochter leider sehr gut vorstellen. Sie kann jeden fachgerecht zerlegen, jetzt mit Worten mein ich, in Schlagabtauschen. Sie dreht dich durch den Fleischwolf und zieht dir dein dünnes Fell über die Ohren oder auch erst andersherum, dass dir hören und sehen vergeht, was dann auch kein Wunder mehr ist, weil sie dir bis dahin den Kopf abgerissen hat. Die Lust auf Fleisch hielt sich bei ihr in Grenzen und ist seit einigen Jahren völlig abgestellt und wie bei den meisten wirklichen Metzgern auch, liebt sie eher die süßen Dinger, wie Marmeladen und das ganze andere Naschwerk. Obst und Gemüse sowieso, aber selbstverständlich nur in Bio-Qualität. Die Schatzsuche ist wohl in jedem Menschen fest verankert, das muss schon in den Genen eingearbeitet worden sein. Sobald Jasmina stehen konnte, zog sie alle erreichbaren Schubladen auf und verteilte die Sachen auf dem Boden, bis sie ihren Schatz gefunden hatte. Manchmal hatten wir Glück und sie fand ihn schon in der ersten Lade, meistens zog sich die Spur von der Küche ins Wohnzimmer und zurück, besonders auch nachdem sie laufen lernte. Das Suchen hängt heute nebenbei schon mal davon ab, was sie so als Schatz erkoren hat. In der Regel soll die Schatzsuche nach den ersten drei bis sieben Ehejahren ja dann abflauen. Und über Geld redet man nicht, das hat man. Meistens hat sie meins.

      Jasmina sagt, die „Heilige Corona“ wäre auch die Schutzpatronin gegen alle Seuchen, Epidemien und viele andere aufdringliche Objekte und deshalb hängt das Poster hier, zum Schutz sozusagen, an der Tür und sie war erst sechszehn Jahre alt, die Heilige Corona, genau wie sie, als sie für ihren Geliebten den entsetzlichen Tod der christlichen Märtyrerin starb. Zwischen zwei straff gespannte Palmen wurde das junge Mädchen angebunden und die Schergen haben diese dann senkrecht hochschnellen lassen. Dabei wurde sie in der Luft zerrissen. Eine ziemlich schreckliche Sache damals und das wäre es auch heute noch. Es würde mich so nebenbei interessieren, ob eine tote Märtyrerin im muslimischen Himmel auch zweiundsiebzig junge Männer bekommt?

      Aber das diskutiere ich jetzt nicht mit meiner Tochter. Sie denkt, die Zeiten wären schon wieder so wie früher, mit Pest und Cholera, das ganze Mittelalter kommt wieder zurück, die Diskriminierung und die Jagd auf Menschen. Es fehle nur noch die Hexenverbrennung. Sie würde für ihren geliebten Carlos ebenfalls sterben, wenn wir ihn in diese gefährliche Welt da nach draußen verweisen würden, wenn wir ihm nicht Schutz und Hilfe angedeihen lassen. Diese ehernen Züge muss sie von ihrer spanischen Großmutter geerbt haben. Das resistente, dramatische Gen. Leider hat sie die Nana Alejandra nicht mehr kennenlernen dürfen.

      Ich habe dann mal interessehalber nachgeschaut, was es alles so für Schutzheilige und Schutzpatrone gibt. Also Junge, Junge, die würden jetzt nicht alle in dieses Büchlein passen. Ich war der Ansicht, dass das alles der liebe Gott macht oder machen würde. Obwohl mir da just einfällt, dass ich einmal mit meiner Brigitte und ihrer ganzen Familie in einer heiligen Messe war, also so ein katholischer Gottesdienst, in welchem wir eine geschlagene Stunde stehen mussten, bis der Diener Gottes so annähernd alle Heiligen aufgerufen und allen gedankt hatte. Mir wurde damals ganz schwindlig, weil ich noch