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Alfonso Izquierdo von Paller
Taekwondo –
traditionelle Kampfkunst als Chance für die moderne Gesellschaft
© 2020 Alfonso Izquierdo von Paller
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback: 978-3-7497-3389-7
Hardcover: 978-3-7497-3390-3
e-Book: 978-3-7497-3391-0
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 – Einleitung
Kapitel 2 – Was ist Taekwondo
Kapitel 3 – Historischer Hintergrund
Kapitel 4 – Die Essenz – das Do
4.1 – Mushin
4.2 – Grundprinzipien
4.3 – Abgrenzung vom olympischen Wettkampf
Kapitel 5 – Ausdruck und Manifestation
Kapitel 6 – Traditionelles Taekwondo als Chance für die moderne Gesellschaft
6.1 – Persönlichkeitsentwicklung
6.2 – Taekwondo an Schulen
6.3 – Gewaltprävention
6.4 – Gesundheitliche Aspekte
6.5 – Wahrnehmung und Bereicherung
Kapitel 7 – Fazit
Literaturempfehlungen
Kapitel 1 – Einleitung
Taekwondo steht heute als Kampfsport für Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Fitness, Explosivität, herausragende Körperbeherrschung und natürlich auch für Kampf und Auseinandersetzung, Selbstverteidigung und viele weitere Aspekte, die uns in den Medien, im Film und Fernsehen suggeriert werden. Aber das traditionelle Taekwondo ist viel mehr als das. Es ist eine Kampfkunst mit hohem ideellem Anspruch an sich selbst, mit fundierter zugrunde liegender Philosophie, die ein ursprünglich militärisches Selbstverteidigungs- und Kampfsystem in Jahrhunderten durchdrungen und auf ein Niveau gehoben hat, das weit über die Kampf- und heute vor allem Sportebene hinausgeht.
Die frühesten Wurzeln oder Grundlagen des Taekwondo lassen sich grob gesagt bis in die erste Hälfte des ersten Jahrtausends zurückverfolgen. In verschiedenen Herrscherdynastien, die tendenziell militärisch ausgerichtet waren, wurde die waffenlose Selbstverteidigung zur Gesunderhaltung und natürlich zur Schulung kämpferischer Fähigkeiten praktiziert. Wie in verschiedenen asiatischen Regionen kam es hierbei jedoch schnell zu einer Durchdringung dieser Praktiken mit wesentlichen spirituellen und philosophischen Gedanken und Ideen, was diese im Folgenden auf ein ganz anderes Anspruchsniveau hob. In den Jahrhunderten reicherten sich Ideale und Leitgedanken diverser philosophischer Strömungen an, so etwa aus dem Konfuzianismus und dem Daoismus, ebenso wie buddhistische, neokonfuzianistische Elemente oder auch aus dem vielleicht bedeutendsten Werk der chinesischen Philosophie, dem Yijing.
Einzelne Autoren beschreiben hierbei einen großen Einfluss aus Ländern wie Japan und China. Allen voran wird hierbei die traditionelle koreanische Kampfkunst Taekkyon genannt. Vor allem diese, in Verbindung mit dem japanischen Skotokan-Karate, welches seinerseits stark durch das chinesische Quanfa (Wushu) beeinflusst wurde, machten Taekwondo zu dem, was es heute darstellt.
Diese mannigfaltigen Elemente formten ein Konglomerat und machten das traditionelle Taekwondo zu dem, was es eigentlich ist, eine Kampfkunst, die dazu gedacht ist, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Taekwondo muss heute somit als eine Lebensweise verstanden werden, nicht als bloßer Sport. Es folgt einer profunden Philosophie und sein größtes Ziel ist die Selbstfindung und dessen Vervollkommnung. Dies findet expliziten Ausdruck und manifestiert sich in der Endsilbe Taekwon-Do, was als Essenz der Kampfkunst zu verstehen ist und weit über jeder physischen Schulung steht.
Das 20. Jahrhundert brachte grundlegende Veränderungen für das Taekwondo. Nach dem 2. Weltkrieg und dem Ende der japanischen Besatzung Koreas kam es zur Vereinigung verschiedener Stile, Schulen und Spielarten des Taekwondo. Dies spielte in Korea selbst eine prägende Rolle im Hinblick auf die Herausbildung eines nationalen Bewusstseins. Als „Vater des modernen Taekwondo“ gilt General Choi, Hong-Hi, der einem Gremium der verschiedenen Großmeister vorstand. Die Verbreitung des Taekwondo in die Welt begann. Mitte und Ende der 1960er Jahre nahm Taekwondo unter Großmeister Kwon, Jae-Hwa, schließlich auch Einzug in Deutschland.
Mittlerweile bestehen zwei große Weltverbände, die World Taekwondo Federation (WT, bis 2017 als WTF bekannt) einerseits und die International Taekwondo Federation (ITF) andererseits. Die 1981 gegründete Deutsche Taekwondo Union (DTU) ist Mitgliedsverband der WT.
Die vorliegende inhaltliche Auseinandersetzung macht sich zur Aufgabe, nach einer kurzen allgemeinen Einführung und Vorstellung der Kampfkunst sowie einer knappen Darstellung des historischen Hintergrundes dem interessierten Leser insbesondere den geistigen Wert des Taekwondo näherzubringen. Hierbei soll jedoch nicht dezidiert auf die grundlegenden philosophischen Strömungen eingegangen werden, die auf das Taekwondo nachhaltig eingewirkt und es geprägt haben [hierzu z.B. Riegel]. Es soll vielmehr um das hieraus erwachsene Wesen des Taekwondo gehen, wonach es um Persönlichkeitsentwicklung und Charakterschulung geht. Es gilt auch zu veranschaulichen, wo und in welcher Form einzelne Aspekte des Do in der Ausübung der Kampfkunst Ausprägung erfahren und sich dort manifestieren. Darauf aufbauend soll versucht werden, die Chancen und den potenziellen Nutzen der traditionellen Kampfkunst für unsere moderne Gesellschaft exemplarisch zu veranschaulichen. Hierzu soll aus dem persönlichen Kontext des Autors vor allem auf junge Menschen und die Institution Schule, auf Gewaltprävention sowie weitere grundlegende gesundheitliche Aspekte eingegangen werden. Was der Leser in dieser Arbeit nicht vorfindet, sind etwa eine detaillierte Technik- und Formenschule [hierzu z.B. Um, Lee oder Gatzweiler], eine trainings- oder strategiebasierte Auseinandersetzung mit dem Wettkampf [hierzu z.B. Nam] oder eine Darstellung von Selbstverteidigungstechniken [hierzu z.B. Höller/Maluschka, Um].
Es geht also folglich um eine einführende Darstellung in die Ziele und Werte, den Geist des traditionellen Taekwondo und die hieraus resultierenden Chancen und Möglichkeiten für die moderne Gesellschaft, die weit über den rein sportlichen Wert hinausgehen. Hierbei geht es nicht um eine romantisierende, überhöhende oder esoterische Darstellung eines Gedankenkonstruktes. Es soll ein konkreter Nutzen für eine Gesellschaft dargestellt werden, die sich in der Breite immer stärker durch Eigenschaften wie einen allgemeinen Werteverlust, zweifelhafte Ideale, Respektlosigkeit, Egoismus und/oder Intoleranz auszeichnet. Eine Gesellschaft, die sich zunehmend dem Materialismus, dem Konsum und Kommerz verschreibt und verstärkt durch Oberflächlichkeit und Strukturlosigkeit zu charakterisieren ist. Dieser Gesellschaft kann die Kampfkunst Taekwondo ein Instrumentarium bieten, das diesen negativen Tendenzen entgegenstehen kann. In Abhängigkeit von einer produktiven Lehrer-Schüler- beziehungsweise Trainer-Sportler-Beziehung und mit der entsprechenden Fokussierung auf die Wertschätzung des Do kann die Kampfkunst dem Einzelnen und folglich auch der Gesellschaft als solcher einen wertvollen Gegenpol bieten und wichtigen Beitrag leisten.
Insofern versteht sich diese Auseinandersetzung auch als eine Art Plädoyer für das traditionelle Taekwondo beziehungsweise die Kampfkunst gegenüber dem olympischen Wettkampsport, der natürlich für sich einen ganz eigenen Reiz und eine Berechtigung hat und auch eine spezielle Herausforderung darstellt. Somit muss es zumindest grundlegend auch um die Frage gehen, welchen Weg das Taekwondo