Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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darf er keinen Verdacht schöpfen.“

      „Na schön“, seufzte sie, „kann ich verstehen. Aber darf man mal erfahren, was eigentlich los ist?“

      „Was hat Parker dir erzählt?“

      Sie berichtete von ihrer Unterhaltung mit dem Butler und erwähnte dabei natürlich auch mehrfach den Namen ‚Lister‘, was auch gar nicht zu vermeiden war.

      „Hat Eric mit ihm was angestellt?“ fragte sie abschließend und sah den Killer Herbert an.

      „Was glaubst du?“ wollte der Killer wissen.

      „Nachdem ich weiß, wer Lister ist, könnte ich mir das fast vorstellen“, entgegnete sie nachdenklich. „Dieser Butler deutete das ebenfalls an. Habt ihr Lister die Daumenschrauben angelegt?“

      „Nur ganz leicht.“ Herbert grinste.

      „Woher wußte denn Eric, wie ergiebig Lister ist?“

      „Gewisse Zusammenhänge muß man eben kennen“, sagte Herbert, „Eric macht das fast wissenschaftlich und hat ’n Privatarchiv.“

      „Halt’ doch endlich den Mund“, fuhr Killer Jack dazwischen. „Je weniger sie weiß, desto besser.“

      „Das hätt’ ich Eric niemals zugetraut“, wunderte sich die Gouvernante und schüttelte den Kopf, „ganz schön clever.“

      „Eric … Eric!“ Herbert schien es nicht zu passen, daß Cranford derart gelobt wurde. „Der wird ja auch nur gesteuert.“

      „Halt doch endlich den Rand!“ Jack wurde wütend.

      „Blas dich nur nicht so auf“, knurrte Herbert zurück. „Was wahr ist, muß wahr bleiben, oder?“

      „Von mir erfährt kein Mensch etwas“, versprach Mary Delonge und sah hoffnungsvoll auf ihren Partner Bennie, der sich leicht bewegte. „Endlich kommt er wieder zu sich.“

      „Wie ist der Butler eigentlich an deine Adresse gekommen?“ wollte Herbert dann wissen.

      „Hat er nicht gesagt“, antwortete Mary, „aber eines steht fest, er scheint nach bestimmten Dingen zu suchen, die Lister gehörten. Ich mußte seinen Koffer bringen. Dort – er steht auf dem Bett.“

      „Was ist drin?“ fragte Jack.

      „Bademantel, Pyjama, Toilettenartikel. Er blieb ja meist die ganze Nacht und fuhr erst gegen Morgen wieder zurück nach Bristol. Sagt mal, wonach suchte der Butler eigentlich?“

      „Filme oder so“, meinte Herbert und zuckte die Achseln. „Halt dich da raus, Mary, ist gesünder für dich!“

      „Aber lukrativ für Eric, wie? Wo steckt er? Doch bestimmt nicht mehr im Atelier.“

      „Der ist auf Tauchstation gegangen“, sagte Jack, bevor Herbert antworten konnte.

      „Der hat noch ’ne private Rechnung zu begleichen“, deutete Herbert dennoch an. „Du kennst ihn ja, wenn er sich beleidigt fühlt, dann ist er einfach nicht mehr zu bremsen.“

      „Recht herzlichen Dank für diesen nicht unwichtigen Hinweis“, ließ Parker sich in diesem Augenblick vernehmen. Er stand in der Tür zum großen Raum und hielt im Gegensatz zu seinen sonstigen Gewohnheiten diesmal eine Schußwaffe in der Hand, die aus seinen Beutebeständen stammte.

      Jack und Herbert waren bereits herumgewirbelt, ließen ihre Hände dann aber vorsichtig sinken. Sie deuteten damit an, daß es nicht mehr in ihrer Absicht lag, nach ihren Schußwaffen zu greifen.

      Mary Delonge war sprachlos, was bei ihr wohl einiges bedeutete.

      „Vielen Dank für den Anruf, den Sie für meine bescheidene Person prompt getätigt haben“, sagte Parker zu ihr. „Ich wußte doch, daß Sie das Telefon benutzen würden!“

      Mary Delonge hatte sich erholt und griff sehr tief in die Kiste ihrer Schimpfworte.

      Parker war beeindruckt, welche Wortschöpfungen sie ihm an den Kopf warf. Einige davon hatte er noch nie in seinem Leben gehört.

      *

      „Natürlich bin ich froh, daß Mr. Parker dieses Nest ausgehoben hat“, sagte der Agent Ihrer Majestät. „Nur bringt uns das leider nicht weiter!“

      „Was wollen Sie denn noch, junger Mann?“ grollte Lady Simpson, in deren Salon die Unterhaltung stattfand.

      „Cranford werden Sie nicht mehr erwischen“, schaltete sich Chefinspektor Sounders ein. „Der weiß längst, was die Glocke geschlagen hat, und wird nicht mehr in London sein.“

      Butler Parker, der Erfrischungen servierte, war erheblich anderer Meinung, sagte zu diesem Thema jedoch nichts. Detektiv-Sergeant Morrison befand sich wieder mal auf der Grenze zwischen Tag und Traum, er beteiligte sich nicht weiter an dem Gespräch. Kathy Porter hörte nur aufmerksam zu, wobei sie den Agenten der Krone immer wieder höflich lächelnd und gespielt neutral anschaute.

      „Sind Sie zu den Trappisten übergewechselt?“ raunzte Lady Simpson ihren Butler unvermittelt an. „Vielleicht hört man endlich auch mal Ihre Meinung.“

      „Sehr wohl, Mylady“, schickte Parker gemessen voraus. „Ich möchte darauf verweisen, daß ich mir das leichte Unbehagen von Mr. McDonald erklären kann. Mr. McDonald vermißt schließlich nicht nur Mr. Cranford, sondern auch dessen wirklichen Auftraggeber und schließlich und endlich das Geheimmaterial, das der verblichene Mr. Lister von Bristol nach London bringen wollte.“

      „Das trifft genau den Punkt, Mr. Parker“, sagte der Topagent. „Übrigens mein Kompliment, wie Sie meinen Mann außer Gefecht gesetzt haben! Ich mußte ihm ein paar Tage Urlaub geben …“

      „Sir?“ Parker tat ahnungslos.

      „Ich meine den Schatten, den Sie gewissen Frauen zum Fraß vorwarfen“, präzisierte McDonald. „Er kam erfreulicherweise nur mit einigen leichten Prellungen davon, doch er leidet noch unter einem gewissen Schock.“

      „Vielleicht bin ich verwechselt worden“, stellte Parker gemessen fest. „Wurde ich von einem Ihrer Leute tatsächlich beschattet?“

      „Lassen wir das!“ McDonald grinste wie ein großer Schuljunge. „Schade, daß Sie auf unseren Schulen nicht als Ausbilder tätig sind, die jungen Männer würden wahrscheinlich eine Menge lernen.“

      „Mr. Parker ist unabkömmlich“, schaltete Lady Simpson sich eifersüchtig ein. „Betreiben Sie hier keine Abwerbung, junger Mann!“

      „Darf ich noch mal auf Mr. Cranford zurückommen“, wechselte der Butler das Thema. „Ich nehme an, Sie haben eine ausgiebige Fahndung nach ihm eingeleitet, nicht wahr?“

      „Er ist der einzige, der uns sagen kann, für welchen fremden Geheimdienst er Lister unter Druck gesetzt hat.“

      „Aber er weiß nicht, wo das Geheimmaterial ist“, trumpfte Lady Simpson auf.

      „Das dürfte so richtig sein, Mylady.“

      „Und um das geht es doch, oder?“

      „Dieses Material darf nicht in falsche Hände geraten, es wäre ein uner…“

      „…setzlicher Verlust für die Krone, ich weiß.“ Mylady hatte ihn ungnädig unterbrochen. „Mr. Parker, lassen Sie sich gefälligst etwas einfallen!“

      „Ich hoffe, Mylady nicht enttäuschen zu müssen“, antwortete Parker, dem aber plötzlich die Andeutung einer mehr als vagen Idee gekommen war. Er hütete sich, laut und offen darüber zu reden. Er mußte diese Idee erst noch reifen lassen.

      „Welche Aussagen liegen denn bereits vor?“ nahm die Detektivin wieder das Grundthema auf und blickte McDonald und Sounders an.

      „Die drei Männer der Im- und Exportfirma aus Hongkong sind echte Konkurrenten von Cranford gewesen“, berichtete Sounders, nachdem McDonald ihm aufmunternd zugenickt hatte. „Nach ihrer Aussage hat Lister sich von