und auch nicht zu frisch. Kurz, ideales Wanderwetter.«
»Ja, das stimmt. Dann werden die Burschen auch eine schöne Zeit oben im ›Paradiesgarten‹ haben«, kicherte Tina.
Anna lachte.
»Die sind nicht bis ganz raufgegangen! Sie sind auf halber Strecke umgekehrt.«
»Wo sind sie jetzt?« fragte Tina erstaunt.
»Sie haben wohl eingesehen, daß sie bei dir keine Chancen haben.«
Anna warf einen Blick auf die Wanduhr.
»Sie sind vielleicht schon auf der Oberländer Alm angekommen, Tina. Du kannst also ganz beruhigt sein. Heute abend wird dich niemand belästigen.«
Anna richtete zwei Stück Apfelkuchen und zwei Becher Milchkaffee auf einem Tablett her. Toni holte es ab und brachte es hinaus auf die Terrasse.
Anna sah Tina nicht an, als sie sagte:
»Wir hatten Besuch! Stell dir vor, der Poldi Roßbacher war hier. Er überbrachte uns und Alois die Einladung seiner Mutter. Die Rosel Roßbacher feiert jetzt doch groß ihren fünfzigsten Geburtstag. Toni hat schon mit Leo telefoniert. Er ist bei der Bergwacht. Er ist ein wirklich guter Freund. Er vertritt uns hier. Die Einladung auf den Roßbacher Hof, die wollen wir uns nicht entgehen lassen. Übrigens, die Roßbacherin hat viel Arbeit mit dem Vorbereitungen. Ich dachte mir, vielleicht willst du ja am Nachmittag bei ihr aushelfen, nach der Arbeit bei den Bollers.«
»Hast du das mit Poldi beredet?« brachte Tina sofort vor.
»Tina, schätzt du mich so ein?« wich Anna Tinas Frage aus. »Das mußt du ganz alleine entscheiden. Du wirst allerdings dann oft in Poldis Nähe sein. Die Roßbacherin hat den Ruf, daß sie weit überdurchschnittlichen Lohn zahlt. Du könntest dir ein gutes Stück Geld dazu verdienen. Überlege es dir. Es ist nur so eine Idee von mir. Du mußt alleine entscheiden, Tina!«
Tina holte tief Luft.
»Anna, was gibt es da noch zu entscheiden. Poldi hin oder her! Verdienst ist Verdienst. Ich gehe! Wann ist die Feier?«
Anna gab Tina die Einladung zu lesen, die sie und Toni erhalten hatten.
»Gut! Hast du eine Idee, wieviel Personen kommen?«
»Wenn in Waldkogel auf einem Hof ein Fest gefeiert wird, dann kommen alle. Alle echten Waldkogeler sind eingeladen.«
»Das wird viel Arbeit geben!«
»Das wird es! Dann sollte ich bald mit der Roßbacherin sprechen. Am besten bald. Hoffentlich empfindet sie es nicht als aufdringlich, wenn ich mich anbiete, Anna. So wie ich dich verstanden habe, war es bisher nur eine Idee, Anna – deine Idee. Aber ich vertraue dir. Die Arbeit bei den Bollers hast du ja auch gut eingefädelt.«
Anna war über Tinas Sinneswandel doch etwas erstaunt. Sie äußerte sich aber nicht dazu.
»Gut, dann werde ich später die Roßbacherin anrufen und mit ihr reden, wenn es dir recht ist, Tina!«
»Ja! Wenn du meinst, daß du sie heute am Sonntag fragen kannst?«
Anna schaute wieder zur Uhr.
»Ich rufe sie nicht gleich an. Heute abend zur Vesperzeit, da ist sie bestimmt daheim. Beim Angelusläuten am Abend wird am Sonntag pünktlich gegessen. Während der Woche kann es schon mal später werden auf den Höfen. Wenn das Wetter schön ist, dann bleiben die Bauern auf den Feldern, bis es fast dunkel ist.«
»Du mußt es wissen, Anna! Wenn sie einverstanden ist – ich meine grundsätzlich –, dann gehe ich vorbei und wir bereden die Einzelheiten.«
Anna schaute Tina nach, wie sie nach draußen auf die Terrasse ging. Anna schüttelte den Kopf. Toni betrat die Küche und sah es.
»Du schaust sehr verwundert aus, Anna! Gab’s was mit der Tina? Die schaut auch so seltsam aus. Die ist eben an mir vorbeigegangen und hat durch mich hindurchgesehen. Die war gar net wirklich hier in der Wirklichkeit mit ihren Gedanken. Des Madl ist wie in Trance gewesen.«
»Toni, ich habe mit Tina über die Hilfe auf dem Roßbacher Hof geredet, wie ich es vorhatte. Sie war sofort einverstanden. Toni, das ging mir fast zu schnell. Da machen wir uns Gedanken, wie wir die Tina auf den Roßbacher Hof bringen und sie stimmt meinem Vorschlag einfach zu.«
»Hast du ihr erzählt, daß sie auch eingeladen ist?«
»Toni! Liebster Toni! Wo denkst du hin? Kein Wort davon kam über meine Lippen. Ich muß die Roßbacherin später anrufen.«
Toni nahm seine Anna in den Arm.
»Mich wundert es nicht. Die Tina ist doch in den Poldi verliebt. Also, was liegt näher, als die Gelegenheit wahrzunehmen, etwas zu tun, um in seiner Nähe zu sein.«
Toni hielt seine Anna ganz fest und küßte sie.
»Liebste Anna, darf ich dich daran erinnern, daß du gleich die ganze Berghütte finanziert hast – heimlich – um in meiner Nähe zu sein!«
Toni küßte Anna innig.
»Anna! Liebste Anna! Dem alten Alois kam des damals wie ein Wunder vor, daß er über den guten Pfarrer Zandler des Geld bekommen hat, um seine Berghütte von der Gemeinde wieder zu erhalten. Nur so konnte er sie an uns weitergeben, weiterverkaufen – weiterverpachten. Der alte Alois hat sie uns letztlich einfach überlassen, aus Dankbarkeit, daß er hier bei uns seinen Lebensabend verbringen kann.«
»Gebe der Himmel, daß ihm noch viele Jahre bleiben!«
»Ja, Anna! Gebe der Herrgott dem Alois noch viele schöne und glücklich Jahre auf der Berghütte.«
Anna schmiegte sich an Toni.
»Vielleicht hatte die Tina auch einen Plan und mein Vorschlag paßte gut. Was meinst du, Toni?«
»Ist doch net wichtig! Wichtig ist, daß die Tina auf den Roßbacher Hof kommt. Alles andere wird sich dann fügen – so oder so!«
Toni und Anna wurden vom alten Alois unterbrochen.
»Na, ihr Verliebten! Tut schmusen wie ein junges Liebespaar.«
»Alois, wir sind ein glückliches Liebespaar, auch wenn wir verheiratet sind. Wir verlieben uns jeden Tag neu ineinander.«
»Des ist gut! So muß des auch sein! Leider müßt ihr die Schmuserei jetzt unterbrechen. Da kommt eine große Wandergruppe den Berg herauf. Des sind schätzungsweise dreißig Personen.«
»Mei, dann müssen wir ran! Aufi geht’s, geliebte Hüttenwirtin!«
Bevor Toni hinausging und die ankommenden Hüttengäste begrüßte, gab er seiner Anna noch einen Kuß.
*
Als der Klang des Angelusläutens aus dem Tal heraufschallte, nahm Anna das Handy und verschwand im Schlafzimmer. Von dort aus telefonierte sie ungestört mit dem Roßbacher Hof. Zuerst hatte sie Poldi am Hörer. Sie redeten lange. Jetzt verstand Anna, warum Tina so schnell zugesagt hatte.
Dann gab Poldi den Hörer an seine Mutter weiter, die neben ihm gestanden hatte. Es bedurfte nur einer kurzen Absprache. Dann war alles geklärt.
Anna ging zurück in die Küche. Dort unterstützte Tina Toni tatkräftig beim Kochen.
»Tina, ich habe eben mit der Rosel Roßbacher geredet. Sie ist einverstanden, daß du kommst. Sie findet es auch eine gute Idee. Allerdings ist ein Haken dabei.«
»Welcher?« fragte Tina sofort.
»Sie will alles mit dir bereden. Sie fragt, ob es dir möglich ist, noch heute abend auf den Roßbacher Hof zu kommen? Wenn du willst, könntest du auch dort übernachten.«
»Hört sich gut an!« murmelte Tina.
Sie schaute auf die Uhr.
»Wenn ich gleich losgehe, dann schaffe ist es noch bis zur Dunkelheit, auf dem Roßbacher Hof zu sein.«
»Mußt