Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman


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      »Grüß dich, Baumberger! Schön, daß ich bei euch essen kann. Ich hoffe, daß Meta noch etwas für den Herrn Pfarrer hat.«

      »Grüß Gott, Fellbacher! So knapp bemißt die Meta das Essen net. Kommt rein und setzt euch!«

      *

      Pfarrer Zandler und Bürgermeister Fritz Fellbacher traten ein und setzten sich an den Tisch. Sebastian und Franziska waren schon aus der Schule gekommen und warteten artig, bis Meta das Essen auftrug. Pfarrer und Bürgermeister begrüßten die Kinder herzlich. Sie empfanden sich als Paten der beiden, da sie mitgeholfen hatten, daß die beiden jetzt auf der Berghütte bei Toni und Anna leben konnten.

      Meta Baumberger stellte die Schüsseln auf den Tisch. Xaver zapfte für den Geistlichen, den Bürgermeister und sich je ein Maß Bier. Dann sprach der Pfarrer das Tischgebet. Alle schlugen das Kreuz und sagten laut:

      »Amen!«

      Meta verteilte die Speisen. Es gab Röstkartoffeln, Sauerkraut und Bratwürste. Die Erwachsenen unterhielten sich. Sebastian und Franzi hörten zu. Der Bürgermeister und der Geistliche sprachen von der Schwierigkeit, Willi Bernreither oder seine Angehörigen zu finden, sollte er denn Angehörige, Kinder oder Enkel haben.

      »Ja, da kann ich net weiterhelfen! Ich kenne auch nur die Geschichte, die man sich so in Waldkogel über den Bernreither Hof hinter vorgehaltener Hand erzählt. Aber des liegt ja auch alles schon so lange zurück. Es gibt nimmer viele, die des noch erlebt haben.«

      »Ja, ja! Es müssen jetzt bald sechzig Jahre sein, daß sich die Brüder zerstritten haben«, berichtete Bürgermeister Fellbacher.

      »Ja, du mußt mal überlegen, wer von dem Jahrgang noch lebt, Fritz! Des dürfte doch für dich keine große Sache sein! Du hast doch alle Urkunden auf dem Bürgermeisteramt.«

      »Richtig, Fritz! Der Baumberger hat recht. Auf diesen Gedanken sind wir noch nicht gekommen! Ich kann auch mal in den alten Kirchenbüchern nachsehen. Laßt uns mal gemeinsam überlegen, wer dafür in Frage kommt.«

      Pfarrer Zandler überlegte.

      »Im Grunde sind des alle Leut’, die so ab fünfundsiebzig Jahre sind und älter. Der Bernreither wäre achtzig Jahre geworden, wenn ihn unser lieber Herrgott nicht vorher geholt hätte. Vielleicht weiß einer, wohin sich der Willi aufgemacht hat. Vielleicht hat ja einer mit ihm in Briefverbindung gestanden.«

      »Des glaube ich net, Heiner!« Bürgermeister Fellbacher schüttelte den Kopf.

      Er erinnerte an den Leichenschmaus nach der Beerdigung des Hans Bernreither auf dem Bernrei-ther Hof.

      »Wenn jemand etwas gewußt hätte von dem Willi, dann hätte er etwas verlauten lassen.«

      Dann fingen Xaver Baumberger, Bürgermeister Fritz Fellbacher und Pfarrer Heiner Zandler an, alle Namen aufzuzählen, die vom Alter her in Frage kämen. Meta holte nach dem Essen Papier und Bleistift. Der Bürgermeister legte eine Liste an. Die wollte er später an Hand der Unterlagen im Rathaus noch einmal überprüfen.

      »Es kann ja sein, daß dem einen oder anderen etwas eingefallen ist seit der Beerdigung. Der eine weiß etwas und der andere vielleicht auch. Jeder Anhaltspunkt bringt uns weiter, Heiner.«

      »Ja, das finde ich auch!« stimmte der Geistliche zu. »Mir liegt so viel daran, dem Willi zu sagen, daß sein Bruder Hans die Tat bereut hat, ein Leben lang. Vielleicht findet dann Willi auch seinen Frieden – oder seine Angehörigen, so er denn welche hat.«

      Darauf tranken sie.

      *

      Dann las Bürgermeister Fritz Fellbacher die Namen aller vor und sagte das Alter der Personen dazu. Alle hörten zu. Die kleine Franziska neigte ihren Kopf zu ihrem Bruder und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

      »Ich weiß net, Franzi!« Sebastian zuckte mit den Schultern.

      Franziska war damit zufrieden. Sie zupfte Meta Baumberger, die neben ihr saß, an der Schürze.

      »Großmutter Meta, da fehlt der Alois. Der Alois ist auch alt. Muß der net auch aufgeschrieben werden?«

      »Mei, Franzi! Was bist du für ein kluges Madl! Freilich! Der Alois! Der war net bei der Beerdigung!«

      »Richtig!« stimmte ihr Mann Xaver zu. »Außerdem hat der Toni neulich erzählt, daß dem Alois der Tod von dem Hans Bernreither immer noch nahgeht. Er war ja damals mit dem Willi befreundet. Ja, der Alois denkt oft an den Willi Bernreither. Vielleicht kann euch der Alois etwas sagen, was weiterhelfen kann. Der alte Alois hat ein gutes Gedächtnis!«

      Sebastian nickte eifrig. Alle schauten den Buben an.

      »Der Alois hat mir Briefmarken geschenkt, ganz alte. Die sind aus Australien, sagt der Alois. So genau weiß ich des net. Aber zum Namenstag hat mir der Toni doch ein Buch über Briefmarken versprochen, darin kann ich dann nachsehen und weiß dann, woher die Marken sind. Der Alois hat mir viel erzählt vom Willi Bernreither. Mei, was haben die Buben angestellt! ›Wir waren richtige Lausbuben‹, des hat der Alois gesagt!«

      Der Bürgermeister und der Pfarrer sagten wie aus einem Mund:

      »Dann müssen wir mit dem Alois reden!«

      »Bringt doch die Kinder rauf auf die Berghütte!« schlug Xaver vor.

      Ein Blick genügte und ein Kopfnicken. Der Bürgermeister und der Pfarrer tranken ihre Bierseidel aus. Während die Kinder sich anzogen und ihre Schulsachen packten, holte der Pfarrer sein altes Auto. Damit fuhren die vier hinauf auf die Oberländer Alm.

      *

      Wenzel Oberländer und seine Frau Hilda saßen vor der Almhütte. Als der Geistliche auf der Wiese bei der Almhütte hielt, kamen sie zum Auto gelaufen.

      »Grüß Gott, Herr Pfarrer! Des ist aber eine Freud’, daß sie uns besuchen. Mei, und der Herr Bürgermeister ist auch dabei! Des ist ja dann ein hochoffizieller Besuch, oder? Da sollte ich mir vielleicht gleich mal meinen Sonntagsanzug anziehen!« sagte Xaver.

      »Rede keinen solchen Schmarrn, Xaver!« schalt ihn seine Frau. »Des ist ganz mein Xaver, immer muß er übertreiben. Es paßt wie verabredet, euer Besuch. Ich habe einen Strudel gebacken. Er ist noch warm. Da schmeckt er am besten.«

      »Des ist lieb, Hilda! Aber leider haben wir keine Zeit. Jetzt nicht. Wir wollen rauf auf die Berghütte. Wenn uns später noch Zeit bleibt, dann legen wir gern auf dem Rückweg eine Rast bei euch ein!« tröstete Pfarrer Zandler Hilda.

      »Ja, dann ist wohl jede weitere Überredungskunst sinnlos. Wenn ihr rauf auf die Berghütte müßt, dann wollen wir euch net aufhalten. Wird wohl etwas ganz Wichtiges sein, wenn gleich zwei Amtspersonen zusammen aufsteigen«, bemerkte Wenzel mit einem Seitenblick auf die Kinder.

      »Geht’s um die beiden?«

      »Nein! Wir wollen mit dem alten Alois reden. Wir hoffen, daß er uns vielleicht etwas sagen kann, was den Willi Bernreither betrifft.«

      »Oh, über den Bruder vom Hans!«

      »Ja, genauer gesagt geht es um dessen Zwillingsbruder«, sagte der Pfarrer.

      »Richtig, des sind Zwillinge gewesen«, erinnerte sich Wenzel.

      Bürgermeister Fritz Fellbacher und Pfarrer Zandler verabschiedeten sich von den beiden. Sie versprachen, auf dem Rückweg eine Rast bei ihnen auf der Oberländer Alm einzulegen. Wenzel Oberländer schaute ihnen nach, wie sie den Bergpfad hinaufwanderten.

      Franziska und Sebastian gingen schnell voraus. Die beiden Männer hatten Mühe, mit den Kindern mitzuhalten.

      Schließlich erreichten sie die Berghütte.

      »Toni! Anna!« riefen die Kinder, sobald sie das Geröllfeld erreicht hatten und rannten davon. »Toni! Anna! Wir sind da! Und wir haben Besuch mitgebracht für den Alois!«

      Toni und Anna kamen sofort auf die Terrasse der Berghütte. Einen Augenblick später trat auch der alte Alois hinzu.

      »Des