Herbert George Wells

Die Zeitmaschine


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      Herbert George Wells

      Die Zeitmaschine

      Covergestaltung: Olga Repp

      Übersetzer: Felix Paul Grewe

      Digitalisierung: Gunter Pirntke

      BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke

      2017 andersseitig.de

      ISBN

      9783961184057 (ePub)

      9783961184064 (mobi)

      andersseitig Verlag

      Dresden

      www.andersseitig.de

      [email protected]

      (mehr unter Impressum-Kontakt)

      Inhalt

       Impressum

       Einführung

       Die Maschine

       Der Zeitreisende kehrt zurück

       Das Reisen in der Zeit

       In der goldenen Zeit

       Der Sonnenuntergang der Menschheit

       Ein plötzlicher Schlag

       Erklärung

       Die Morlocken

       Als die Nacht kam

       Der grüne Porzellanpalast

       Im Dunkel

       Die Falle der weißen Sphinx

       Die weitere Vision

       Die Rückkehr des Zeitreisenden

       Nach der Erzählung

       Epilog

      Der Zeitreisende (denn so werde ich am besten von ihm reden) setzte uns eine geheimnisvolle Sache auseinander. Seine grauen Augen leuchteten und zwinkerten, und sein meist blasses Gesicht war gerötet und belebt. Das Feuer brannte hell, und die weichen Strahlen des Glühlichts in den Silberlilien trafen die Bläschen, die in unseren Gläsern aufblitzten und vergingen. Unsere Stühle – von ihm erfundene Patente – umarmten und liebkosten sich eher, als daß sie auf sich sitzen ließen, und es herrschte jene üppige Nach-Tisch-Atmosphäre, da die Gedanken anmutig und frei von den Fesseln der Präzision hinlaufen. Und er stellte es folgendermaßen dar – indem er einzelnen Punkten mit einem hageren Zeigefinger Nachdruck verlieh – während wir dasaßen und träge seinen Ernst bei diesem neuen Paradoxon (wofür wir es hielten) und seine Fruchtbarkeit bewunderten.

      »Sie müssen mir aufmerksam folgen. Ich werde die eine oder andere Vorstellung bekämpfen müssen, die fast allgemein angenommen ist. Die Geometrie zum Beispiel, die man Sie auf der Schule gelehrt hat, gründet sich auf einen Irrtum.«

      »Ist damit anzufangen nicht etwas zuviel von uns erwartet?« sagte Filby, ein streitliebender Mann mit rotem Haar.

      »Ich will von Ihnen nicht verlangen, daß Sie irgend etwas ohne vernünftigen Grund annehmen, Sie werden bald soviel zugeben, wie ich von Ihnen nötig habe. Sie wissen natürlich, daß eine mathematische Linie, eine Linie von einer Dickenil, in Wirklichkeit nicht existiert. Das hat man Sie gelehrt? Ebensowenig eine mathematische Fläche. Das sind bloße Abstraktionen.«

      »Das stimmt«, sagte der Psychologe.

      »Auch ein Würfel kann, da er nur Länge, Breite und Tiefe besitzt, in Wirklichkeit nicht existieren.«

      »Da erhebe ich Einspruch«, sagte Filby. »Natürlich kann ein fester Körper existieren. Alle wirklichen Dinge – –«

      »Das glauben die meisten Menschen. Aber warten Sie einen Augenblick. Kann ein momentaner Würfel existieren?«

      »Verstehe Sie nicht«, sagte Filby.

      »Kann ein Würfel, der überhaupt keine Zeit dauert, existieren?«

      Filby wurde nachdenklich. »Offenbar«, fuhr der Zeitreisende fort, »muß jeder wirkliche Körper in vier Dimensionen Ausdehnung haben: er muß Länge, Breite, Tiefe und – Dauer haben. Aber infolge einer natürlichen Schwachheit des Fleisches, die ich Ihnen im Moment erklären will, neigen wir dazu, diese Tatsache zu übersehen. Es gibt wirklich vier Dimensionen; wir nennen sie die drei Ebenen des Raumes, und eine vierte, die Zeit. Es herrscht jedoch die Neigung, zwischen den ersten drei Dimensionen und der vierten einen unwirklichen Unterschied zu machen, weil sich zufälligerweise unser Bewußtsein intermittierend vom Anfang unseres Lebens bis zum Ende der vierten Dimension entlang bewegt.«

      »Das«, sagte ein sehr junger Mann, der krampfhafte Anstrengungen machte, seine Zigarre über der Lampe anzuzünden, »das ... ist wahrhaftig ganz klar.«

      »Nun ist es sehr merkwürdig, daß dies in so ausgedehntem Maße übersehen wird«, fuhr der Zeitreisende mit einem leichten Anfall von Heiterkeit fort. »In Wirklichkeit meint man dies mit der vierten Dimension, obgleich manche, die von der vierten Dimension reden, nicht wissen, daß sie es meinen. Es ist nur eine andere Art, die Zeit anzusehen. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Zeit und einer der drei Dimensionen des Raumes, außer daß sich unser Bewußtsein auf ihrer Linie bewegt. Aber einige Narren haben diese Idee auf der verkehrten Seite zu fassen bekommen. Sie haben alle gehört, was sie über diese vierte Dimension zu sagen haben?«

      » Ich nicht«, sagte der Bürgermeister aus der Provinz.

      »Es liegt einfach so. Vom Raum im Sinne unserer Mathematiker spricht man als von etwas, was drei Dimensionen hat, die man Länge, Breite, Tiefe nennen kann, und was stets mit Hilfe dreier Ebenen, deren jede im rechten Winkel zu den beiden anderen steht, definierbar ist. Aber einige philosophische Leute haben gefragt, warum gerade drei Dimensionen? – warum nicht noch eine Richtung, die im rechten Winkel zu den drei anderen steht? – und sie haben sogar versucht, eine vierdimensionale Geometrie zu konstruieren. Professor Simon Newcomb hat das erst vor einem Monat oder so der New-Yorker Mathematischen Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie wissen, daß man auf einer Fläche, die nur zwei Dimensionen hat, die Figur eines dreidimensionalen Körpers darstellen kann, und ebenso, meinen Sie, könne man durch Modelle von drei Dimensionen einen von vier darstellen – wenn man nur der Perspektive der Sache Herr werden könnte. Sehen Sie?«

      »Ich glaube«, murmelte der Bürgermeister aus der Provinz; und indem er die Brauen zusammenzog, versank er in sich, und seine Lippen bewegten sich wie bei einem, der mystische Worte wiederholt. »Ja, ich glaube,