4ec7983c-3354-5bd9-a3b7-8a68bd7cad1f"> Jan Morris Rätsel Betrachtung einer Wandlung Aus dem Englischen von Frieda Ellman DÖRLEMANN Die englische Originalausgabe »Conundrum« erschien 1974 bei Faber and Faber Limited, London. Neuübersetzung Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten © 2020 Dörlemann Verlag AG, Zürich Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf unter Verwendung eines Fotos von Michal Durinik/Shutterstock Satz: Dörlemann Satz, Lemförde Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck ISBN 978-3-908778-77-6 Inhalt
1 Unter dem Klavier – über dem Meer – Transsexualität – das Rätsel in mir
3 Sex und das Rätsel in mir – auf dem Heuboden – Bolsover d. Ä. und das Geschlecht
4 Vom Colonel begrüßt – Soldatenleben – inkognito im Kasino – Otto – Unpersonen
5 Identität – etwas wie Präzedenzfälle – Dr. Benjamin – »den Körper ändern«!
7 Gerettet – eine große Liebe – Kunstwerke – die Nachtigall
8 Drei Arbeitgeber – »Jeder, der vom Guardian kommt« – eine halbe Spalte – unter Ägyptern – zuwider
9 Zum Everest – männliche Pracht – männlicher Rhythmus – ein Heiliger
10 Eine Spur Paranoia? – die Welt ist schlecht – kein Ort für mich
11 Mein sinnliches Vergnügen – die Lust an Venedig – der Trost von Afrika – sublimieren
12 Das Geschlecht verwandeln – Wirkungen der Hormone – eine heikle Lage – Zuflucht – Regeln
13 Zurück nach Oxford – Logistisches – Jan – »Rein mit euch!«
15 Trefan – der letzte Sommer – über das Walisische – zum Zauberer
17 Alles zum Spaß? – ihrem Kleid gemäß – Einstellungen zum Leben – Frauengefühle – Vergessen
18 Bemerkungen – wer dumm fragt – »man kann nur staunen« – bereue ich es?
19 Conditio humana – Spekulationen – immer noch unter dem Klavier
Zur Autorin und zu ihrer Übersetzerin
Jan Morris Einleitung Dieses Buch ist schon historisch, ein Zeitdokument. Es ist in den 1970er Jahren entstanden, und es gehört eindeutig in die Siebziger. Die Welt hat sich seitdem sehr verändert, und mehr als alles andere haben sich Vorstellungen von sexueller Identität verändert, und um die geht es ja zumindest vordergründig in diesem Buch. Frauen haben heute ein anderes Bild von sich, Männer haben ein anderes Bild von Frauen, und jener gar nicht so kleine Prozentsatz der Population, der sich damals von den gängigen Kategorien des Sexuellen ausgeschlossen fühlte, kann heute um vieles unbefangener leben. Besonders das, was man gemeinhin unter dem Begriff Geschlechtsumwandlung kennt und was jahrzehntelang der Regenbogenpresse Material für schlüpfrige Geschichten lieferte, ist heute beinahe alltäglich geworden. Inzwischen haben Tausende von Männern und Frauen die Möglichkeit gehabt, das jeweils andere Geschlecht anzunehmen, aus den verschiedensten Gründen. Einige sind in ihrem Beruf zu Ansehen gekommen, einige haben sich zum Narren gemacht, einige sind hässlich, einige schön, einige führen ein ausschweifendes Liebesleben, einige sind keusch, einige haben das Licht der Öffentlichkeit gesucht, einige sind bescheiden für sich geblieben – kurz, die Menschen, die man heute Transsexuelle nennt, haben sich in den meisten Dingen des Alltags als nicht anders erwiesen als alle anderen auch. Hinzu kommt, dass die Wissenschaft ein wenig Licht ins Dunkel ihrer Verfassung gebracht hat. Holländische Wissenschaftler konnten an den Gehirnen von sechs transsexuellen Männern Autopsien vornehmen und stellten fest, dass in allen Fällen ein bestimmter Bereich des Hypothalamus, am unteren Gehirnende, abnorm klein für einen Mann war, ja kleiner als bei den meisten Frauen. Dies könnte ein erstes Indiz dafür sein, dass es tatsächlich körperliche, nicht nur psychologische Ursachen für dieses Phänomen gibt. Es ist also doch nicht nur eine Sache der Psyche, und das dürfte erklären, warum es in so vielen Jahren nie gelungen ist, auch nur einen einzigen Transsexuellen mit psychiatrischen Mitteln zu »heilen«. Außerdem setzt sich die Vorstellung