Rainer Marten
Die Pandemie
Eine philosophische Perspektive
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eISBN (ePub) 978-3-7873-4007-1
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INHALT
Die Ungleichheit der Bedrohten
Gesellschaftliches Leben fundierende Ungleichheiten
Die Ungleichheit der Bedrohung
Leben wird durch den Tod bedroht
Wirtschaftlichen Existenzen droht der Ruin
Karrierehoffnungen werden von Hoffnungslosigkeit, Karrieren von ihrem vorzeitigen Ende bedroht
Wird die freie Entfaltung der Persönlichkeit bedroht?
Die Gesellschaft wird auf die Probe gestellt
Empathiefähigkeit und Empathiebereitschaft
Werden Lebensformen in Frage gestellt?
Ist die Lebensart vor dem Ausbruch der Corona-Krise in Frage gestellt?
Werden geistige Lebensformen in Frage gestellt?
Die Diskriminierung der Lebenswelt
Die Diskriminierung der Wahrheit
Die Diskriminierung des Mit- und Füreinander
Werden geistliche Lebensformen in Frage gestellt?
Naturbeherrschung als Zufallsbeherrschung
Menschliche Allmacht oder Der Mensch ist an allem schuld
Menschliche Allmacht oder Der Mensch kann alles selber machen
Es gibt keinen perfekten Zweck
Es gibt keinen Zweck an sich selbst
Natur und Technik im Spiegel menschlicher Hybridität
SPÄTESTENS IM MÄRZ 2020 ist den Menschen dieser Erde bewusst geworden, dass sie ohne Ausnahme von einer lebensgefährdenden Viruserkrankung bedroht sind, der die Wissenschaft den Namen Covid-19 gegeben hat. Für den altgewordenen Philosophen, der sich vor Jahrzehnten das Leben und Handeln des Menschen zu seinem zentralen Thema gemacht hat, ist das der Anstoß, im Lichte dieses Ereignisses noch einmal neu der Frage nachzugehen, die der Mensch sich selbst ist und die er sich selbst bleibt. Ziel ist es, einen umsichtigen Beitrag zur Aufklärung des Menschen über sich selbst in diesen außerordentlichen Zeiten zu leisten. Das Folgende ist im Juni 2020 geschrieben.
»Alle Völker«
Dem wörtlichen Sinne nach bedroht eine Pandemie das ganze Volk, alles Volk, alle Völker. Das aber heißt, dass das Virus Sars-CoV-2, das die Erkrankung Covid-19 verursacht, »vulgär« (vulgus: das gemeine Volk) ist: Es treibt sich überall herum, macht bei den Menschen keinen Unterschied, sondern verhält sich vulgivagus,