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Nr. 152
Die Raum-Zeit-Ingenieure
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Die Tiefe ist ein gigantisches Gebilde zwischen den Universen, eine flache Scheibe von unfassbaren Ausmaßen. Der Arkonide Atlan und der Terraner Jen Salik kämpfen dort für die Zukunft der Milchstraße. Ihre Gegner sind die mysteriösen Grauen Lords, deren Truppen immer weiter vordringen. Siegen die Grauen, ist das Tiefenland verloren – und die Folgen werden die heimatliche Milchstraße erschüttern.
Atlan braucht dringend Hilfe – er muss die Raum-Zeit-Ingenieure finden. Diese unbegreiflichen Wesen haben vor Jahrmillionen das Tiefenland erschaffen.
Nach vielen Mühen trifft der Arkonide auf die letzten fünf Raum-Zeit-Ingenieure. Doch sind sie bereit, den Menschen zu helfen? Während das Tiefenland zu zerbrechen scheint, geraten Atlan und Jen Salik zudem in die Gewalt der Gegner ...
1. Myzelhinn
Hier am Rand der Welt war der Strom der Zeit ein stehendes Gewässer: dunkel und glatt wie ein erblindeter Spiegel, bleiern erstarrt zu ewiger Gegenwart. Am Rand der Welt war die Zeit besiegt.
Aber vielleicht, sinnierte Myzelhinn, war der Sieg über die Zeit in Wahrheit die größte Niederlage. Vielleicht war die Unsterblichkeit der eigentliche Feind des Lebens, eine Krankheit, die nicht einmal durch den Tod geheilt werden konnte.
Er stand hoch über der endlos erscheinenden Weite der Lichtebene, auf dem einzigen Turm der Letzten Bastion, die in majestätischer Pracht die Ebene und den Abgrund trennte. Unter ihm toste die Brandung eines purpurroten Ozeans.
Auf dem Turm, in halber Höhe zwischen Meer und Wolkendecke, herrschte Stille. Irgendwo landeinwärts wühlte ein Wirbel die Atmosphäre auf, und Wind kam über die Ebene heran. Die frische Brise kühlte Myzelhinns Gesicht, nur nicht seine brennenden Augen.
Wie schon so oft vorher wandte er den Blick in jene Richtung, in der er den Grenzwall wusste. Das Tiefenland war flach, keine Krümmung schuf die Illusion der Endlichkeit in Form eines Horizonts. Auch kein Dunst trübte die Sicht. Dennoch blieben die Berge unsichtbar in der Ferne.
Mehr als eine Milliarde Kilometer lagen zwischen der Letzten Bastion und den Bergen; sogar das Licht brauchte eine Stunde, diese Distanz zu überwinden. Und ein Jahr mehr bis Starsen. In der Ferne verschwand alles im Goldlicht des Schöpfungsbergs.
Myzelhinns Augen waren besonders beschaffen. Nach und nach, in visionärer Deutlichkeit, sah er das zerklüftete Massiv des Grenzwalls. Wie ein grimmiges Ungeheuer, das unter seiner eigenen Last zusammengebrochen war, erstreckte sich der Wall von einem Rand des Tiefenlands zum anderen: eine titanische Mauer zwischen der Lichtebene und der grauen Wildnis von Ni. Die zerklüfteten Hänge reichten hinauf zur Tiefenkonstante und vereinten sich dort mit der lückenlosen Wolkendecke, die vom Berg der Schöpfung bis zur verlorenen Stadt am jenseitigen Ende der Welt den Himmel verhüllte.
Das Goldlicht brach sich an Klippen aus Silber und Chrom, an eisernen Graten und kupfernen Steilwänden, an Simsen aus Stahl und aus Bronzemoränen. Uranflöze teilten mit dunklen Strichen Hänge aus blitzendem Zinn; Gletscher aus schillernder Formenergie kalbten lautlos an Wismutbergen; und weit im Osten ergoss sich ein strudelnder Quecksilberfluss in eine Schlucht aus purem Zirkonium.
Dort lag der Platinpass, der einzige gangbare Weg über den Grenzwall.
Myzelhinns Vision verblasste. Er hatte die drei Kundschafter und das Tabernakel von Holt gesehen ...
Sie haben vollbracht, was keinem vor ihnen gelungen ist, erkannte er. Sie haben die wahnsinnigen Wächter der Grube passiert und sind mit dem Tiefenfahrstuhl nach Starsen gelangt. Sie haben die Mauer um Starsen überwunden und die kosmische Weite des Tiefenlands