Sherlock Holmes: Ein Skandal in Böhmen und andere Krimis (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)
Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes: Ein Skandal in Böhmen und andere Krimis (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)
Books
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2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1535-5
Inhaltsverzeichnis - Table of Contents
Die Abenteuer des Sherlock Holmes
THE ADVENTURES OF SHERLOCK HOLMES
Englisch
Die Abenteuer des Sherlock Holmes
Inhalt
Skandalgeschichte im Fürstentum O…
Ein Fall geschickter Täuschung
Die Geschichte des blauen Karfunkels
Die Geschichte des Beryll-Kopfschmuckes
Englisch
Skandalgeschichte im Fürstentum O…
I.
Ich war damals erst kurz verheiratet und hatte darum eine Zeitlang nur wenig von meinem Freunde Sherlock Holmes gesehen. Mein eigenes Glück und meine häuslichen Interessen nahmen mich völlig gefangen, wie es wohl jedem Mann ergehen wird, der sich ein eigenes Heim gegründet hat, während Holmes, seiner Zigeunernatur entsprechend, jeder Art von Geselligkeit aus dem Wege ging. Er wohnte noch immer in unserem alten Logis in der Bakerstraße, begrub sich unter seinen alten Büchern und wechselte zwischen Kokain und Ehrgeiz, zwischen künstlicher Erschlaffung und der aufflammenden Energie seiner scharfsinnigen Natur. Noch immer wandte er dem Verbrecherstudium sein ganzes Interesse zu, und seine bedeutenden Fähigkeiten, sowie seine ungewöhnliche Beobachtungsgabe ließen ihn den Schlüssel zu Geheimnissen finden, welche die Polizei längst als hoffnungslos aufgegeben hatte. Von Zeit zu Zeit drang irgend ein unbestimmtes Gerücht über seine Tätigkeit zu mir. Ich hörte von seiner Berufung nach Odessa wegen der Mordaffäre Trepoff, von seiner Aufklärung der einzig dastehenden Tragödie der Gebrüder Atkinson in Trimonale und schließlich von der Mission, die er im Auftrage des holländischen Herrscherhauses so taktvoll und erfolgreich zu Ende geführt hatte. Sonst wußte ich von meinem alten Freund und Gefährten wenig mehr als alle Leser der täglichen Zeitungen.
Eines Abends, es war im März, führte mich mein Weg durch die Bakerstraße; ich kam gerade von einer Konsultation her, da ich wieder meine Privatpraxis aufgenommen hatte. Als ich mich der wohlbekannten Tür näherte, ergriff mich der unwiderstehliche Drang, Holmes aufzusuchen, um zu erfahren, welcher Angelegenheit er augenblicklich sein außergewöhnliches Talent widmete. Seine Zimmer waren glänzend erleuchtet, und beim Hinaufsehen gewahrte ich den Schatten seiner großen, mageren Gestalt. Den Kopf auf die Brust gesenkt und die Hände auf dem Rücken, durchmaß er schnell und eifrig das Zimmer. Ich kannte seine Stimmungen und Angewohnheiten viel zu genau, um nicht sofort zu wissen, daß er wieder in voller Tätigkeit war. Er hatte sich aus seinen künstlich erzeugten Träumen emporgerafft und war nun einem neuen Rätsel auf der Spur. Ich läutete sofort und wurde in das Zimmer geführt, das ich früher mit ihm geteilt hatte.
Sein Benehmen war nicht übermäßig herzlich zu nennen. Das war bei ihm überhaupt selten der Fall, und doch hatte ich das Gefühl, daß er sich freute, mich zu sehen. Er sprach kaum ein Wort, aber nötigte mich mit freundlichem Gesicht in einen Lehnstuhl, reichte mir seinen Zigarrenkasten herüber und zeigte auf ein Likörschränkchen in der Ecke. Dann stellte er sich vor das Feuer und betrachtete mich in seiner sonderbar forschenden Manier.
»Die Ehe bekommt dir, Watson«, bemerkte er. »Ich glaube, du hast siebeneinhalb Pfund zugenommen, seit ich dich zuletzt sah.«
»Sieben«, antwortete ich.
»Wirklich? Ich hätte es für etwas mehr gehalten. Nur eine Kleinigkeit mehr, Watson. Und du praktizierst wieder, wie ich bemerke; du erzähltest mir nichts von deiner Absicht, wieder ins Joch gehen zu wollen.«
»Woher weißt du es denn?«
»Ich sehe es, ich folgere es eben. Ich weiß auch, daß du kürzlich in einem tüchtigen Unwetter draußen gewesen bist, und daß du ein sehr ungeschicktes, nachlässiges Dienstmädchen haben mußt.«
»Mein lieber Holmes,« sagte ich, »nun hör’ auf; vor einigen Jahrhunderten würden sie dich wahrscheinlich verbrannt haben. Ich habe allerdings am vorigen Donnerstag eine Landtour gemacht und kam furchtbar durchnäßt und beschmutzt nach Hause, aber woraus du das schließen willst, weiß ich doch nicht, da ich ja sofort meine Kleider wechselte. Und unser Mädchen ist wirklich unverbesserlich, meine Frau hat ihr schon den Dienst gekündigt, aber um alles in der Welt, wie kannst du das wissen?«
Er lachte in sich hinein und rieb seine schmalen, nervösen