Nr. 2537
Der Handelsstern
Sie erforschen die Rätsel von FATICO – und durchlaufen eine außergewöhnliche Karriere
Leo Lukas
Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.
Vor allem die Liga Freier Terraner (LFT), in der Perry Rhodan das Amt des Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Sogenannte Polyport-Höfe stellen eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, greift die Frequenz-Monarchie über die Polyport-Höfe nach der Milchstraße. Zum Glück kann der Angriff aufgehalten werden.
Perry Rhodan folgt einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Ferne liegende Stardust-System. Dort erhält er eine Botschaft der Superintelligenz ES, deren Existenz von den gegenwärtigen Ereignissen akut bedroht scheint.
Über das Polyport-Netz begibt sich der Unsterbliche samt seiner Begleiterin Mondra Diamond und dem seltsamen Tier Ramoz an Bord von MIKRU-JON nach Andromeda. Er gerät mitten in die Vernichtung des Sicatemo-Systems, die durch die Frequenz-Monarchie ausgelöst wurde. Nun ist sein nächstes Ziel DER HANDELSSTERN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der unsterbliche Terraner ergreift die Initiative.
Atlan – Der Arkonide schmiedet Bündnisse und plant eine Offensive.
Pü S'Karbunc und Satwa – Die Seelenpartner lernen, dass sie zu Höherem bestimmt sind.
Iris Shettle und Ponson Merez – Zwei Hyperphysiker, die aus jedem Flirt eine Wissenschaft machen.
Was ist Erwachsenwerden, wenn nicht das Erlahmen von Zweifel, Zaudern und Zorn?
Genistos Befurisfagis
Prolog
Ohrfeige
Reisende, heißt es, soll man nicht aufhalten. Und schon gar nicht sollte man sich einer Sonne in den Weg stellen, die unversehens Lust auf Tapetenwechsel bekommen hat.
Kaum war Rhodans Schiff MIKRU-JON im Normalraum materialisiert, keine hunderttausend Kilometer entfernt von ihrem Ziel, dem irregulären Roten Zwergstern – da expandierte dieser sprunghaft, wobei er gewaltige Strukturerschütterungen auslöste.
Als fege der aufbrechende Stern MIKRU-JON, dessen Länge nur rund ein Zehnmillionstel seines Durchmessers betrug, achtlos beiseite, traf ein fürchterlicher Schlag das Obeliskenschiff.
Perry Rhodan registrierte noch, dass ein Totalausfall der Systeme drohte, dann verlor er das Bewusstsein.
*
Er kam zu sich und erschrak, weil ihn völlige Dunkelheit umgab und er keinen Boden unter den Füßen spürte. Haltlos, hatte er das Gefühl, ins Nichts zu stürzen, von der Schwärze verschlungen zu werden.
Panik wallte in ihm auf. Er kämpfte sie nieder, indem er sie zu Ärger umwandelte.
Nicht schon wieder!
Die Erinnerung war noch so frisch, dass sie ihm ohnehin in jeder Schlafphase Albträume bescherte. Sein Nahtod-Erlebnis, seine Totenreise durch die metarealen Zonen Andromedas, lag erst elf Tage zurück. Oder waren es inzwischen zwölf?
Egal. Perry Rhodan fand, dass es reichte. Für diesen Monat war er bereits oft genug gestorben.
Er schwitzte. Die Erkenntnis, dass ein Schweißfilm sein Gesicht bedeckte und die Luft, die er atmete, ungewohnt und unangenehm warm war, entlockte ihm ein befreites Stöhnen.
Wenigstens besaß er ein Gesicht und Hände, um es abzuwischen!
Sie steckten in SERUN-Handschuhen. Also trug er seinen Raumanzug. Allerdings hatte sich der Helm nicht geschlossen. Sämtliche Aggregate des Anzugs waren ausgefallen, wohl zugleich mit jenen des Obeliskenschiffs.
Der Strukturschock ... Die rote Zwergsonne, die nach allem, was wir wissen, eine nahezu perfekte Tarnung darstellt für ... Au!
Er knallte hart auf den Boden, weil abrupt die künstliche Schwerkraft wieder einsetzte. Teile der Wände erglühten, tauchten die Zentrale des Museumsraumers in dämmriges Licht.
Einige wenige Anzeigen glommen trüb. Das bedeutete, dass die Lebenserhaltungssysteme arbeiteten; im Notbetrieb, aber sie arbeiteten. Auch die SERUN-Komponenten fuhren wieder hoch und begannen mit den üblichen Selbsttests.
Rhodan rappelte sich auf. Nun, da der Schock abklang, tat ihm jeder Knochen im Leib weh. Seine Muskulatur schien nur aus Verkrampfungen zu bestehen. Die erst vor Kurzem verheilten Hautstellen kribbelten.
Aber Hurra!, er lebte noch.
Mondra Diamond und Ramoz lagen wenige Meter weiter, bewusstlos. Perry untersuchte seine Gefährtin; sie atmete gleichmäßig und wirkte unverletzt. Nachdem ihr SERUN volle Funktionsbereitschaft gemeldet hatte, bestätigte die Medo-Einheit, dass Mondra keinen bleibenden physischen Schaden davongetragen hatte.
Er fand Ras Tschubais schlaffen Körper, ebenfalls ohnmächtig, in einem der Kontursitze. Perry rief nach Mikru, der Inkarnation des Schiffes, jedoch ohne Erfolg. Keine Projektion erschien. Der Bordrechner reagierte überhaupt nicht auf akustische Anfragen.
Dafür erwachte Mondra Diamond ächzend. »Puh. – Das war eine ordentliche Ohrfeige.« Sie setzte sich auf. »Bist du okay?«
»Denke schon. Und selbst?«
»Gerädert, als hätte ich einen Triathlon hinter mir, aber davon abgesehen ... Außerdem nerven die Sauna-Temperaturen.«
Bei allem Mitleid empfand Rhodan auch eine gewisse Erleichterung, dass seine Partnerin unter ähnlichen Symptomen litt wie er. Die Beschwerden waren keine Spätfolgen seiner Verbrennungen; die Hitze kam nicht von innen.
»Das Schiff hat Probleme.«
Mehr humpelnd als gehend, schleppte er sich zu einer der Armaturenflächen. »Kannst du dich um Ras kümmern? Ich sehe nach den Maahks.«
Es gelang ihm, eine Verbindung zu jenen Räumlichkeiten zu schalten, die MIKRU-JON den Wasserstoffatmern zur Verfügung gestellt und nach deren Bedürfnissen gestaltet hatte. Grek 11 und seine fünf Begleiter waren wohlauf. Stoisch wie immer erklärte der Abgesandte der »Dezentralen Überwachungsinstanz«, ihre Sicherheit und Grundversorgung seien einstweilen gewährleistet.
Pral hingegen gab keine Antwort. Der Schattenmaahk, der Rhodan das Leben gerettet und ihm als Führer durchs »mentale Transterritorium« seines Volkes beigestanden hatte, war offenbar noch immer nicht bei Bewusstsein.
»Vielleicht wegen seiner Parapsi-Fähigkeiten?«, mutmaßte Mondra. »Lloyd und Tschubai scheinen gleichfalls etwas länger zu brauchen.«
Rhodan ertappte sich dabei, dass er wieder einmal an der Narbe auf seinem Nasenflügel rieb. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie sehr das Mutanten-Konzept gegenüber hyperphysikalischen Phänomenen anfällig war, nicht einmal Fellmer und Ras selbst. Sie teilten sich einen feststofflichen, durchaus athletischen, allem Anschein nach dauerhaft soliden Körper, der Tschubais früherem aufs Haar glich.
Ob diese Existenzform jedoch befristet war ...
Irgendwie, dachte Rhodan, wimmelt es hier allmählich vor Wiedergeborenen.
*
Ein Blinksignal der Kommunikationskonsole erregte seine Aufmerksamkeit.
Traf