Peter Terrid

Atlan 711: BASTION-V


Скачать книгу

      Nr. 711

      BASTION-V

      In den Händen der Ligriden

      von Peter Terrid

      Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide sich nach einer plötzlichen Ortsversetzung in einer unbekannten Umgebung wiederfindet, wo unseren Helden alsbald ebenso gefährliche Abenteuer erwarten wie etwa in Alkordoom.

      Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wieder aufzunehmen, ist ein hochwertiges Raumschiff, das Atlan auf den Namen STERNSCHNUPPE tauft. Das Schiff sorgt für manche Überraschung – ebenso wie Chipol, der junge Daila, der zum treuen Gefährten des Arkoniden wird.

      In den drei Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben Atlan und der Daila schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren.

      Der Handlungsspielraum Atlans und seines Gefährten ist gegenwärtig jedoch sehr beschnitten. Die beiden haben den Planeten Zyrph als Gefangene der Naldrynnen verlassen. Die STERNSCHNUPPE ist unerreichbar für sie, denn sie befinden sich an Bord der ZYRPH'O'SATH – und dieses große Raumschiff bringt sie nach BASTION-V ...

      Die Hauptpersonen des Romans

      Atlan und Chipol – Der Arkonide und der junge Daila in Gefangenschaft.

      Halphar – Kommandant von BASTION-V.

      Gashdal – Ein Naldrynne auf der ZYRPH'O'SATH.

      Sspordon – Anführer eines Kommandounternehmens von »Händlern«.

      1.

      Abrupt geweckt zu werden, war mir im Lauf von zwölf Jahrtausenden schon des Öfteren passiert. Ich war von Erdbeben geweckt worden, und mehr als einmal hatten mich Alarmsirenen aus dem Schlaf gerissen. Aber noch nie in all der Zeit war ich in einem Albtraum erwacht. Niemals zuvor war ich dadurch geweckt worden, dass sich jemand die Frechheit erlaubte, meinen Magen gleichsam als Trampolin zu benutzen. Das erste, was ich beim Erwachen sah, war ein olivfarbener Schemen, der sich auf und ab bewegte und bei jedem Ab mit einem heftigen Ruck auf meiner Magengrube landete. Dem fröhlichen Krähen nach zu schließen, musste es sich um einen jungen Naldrynnen handeln. Das Krähen verwandelte sich in ein empörtes Quieken, als ich mich schnell aufrichtete und nach dem kleinen Plagegeist griff und ihn auch zu fassen bekam. Bei dieser Gelegenheit stellte ich auch fest, dass mir ein weiteres kleines Ungeheuer auf dem Schädel zu sitzen schien.

      »Sag ihm, er soll mich loslassen, Großvater«, quietschte der kleine Naldrynne, den ich zwischen meinen Händen hielt.

      Rücksichtslos aus dem Schlaf gerissen, brauchte ich einige Zeit, bis ich wirklich begriff, was sich um mich herum abspielte. Unser griesgrämiger Gefangenenwärter aus dem Volk der Naldrynnen hatte sich offenkundig den Spaß erlaubt, eine Horde seiner Kinder oder Enkel mit auf seinen Inspektionsrundgang zu nehmen. Während vier dieser kleinen Naldrynnen sich mit mir beschäftigten, kümmerten sich drei andere darum, den schlaftrunkenen Chipol zu ärgern.

      Auch er richtete sich auf und schüttelte den Kopf, um das kleine Pelzungeheuer loszuwerden, das auf seinen Haaren hockte. Unwillkürlich griff ich an meinen Kopf, als ich Chipols Schädel sah. Tatsächlich, auch bei mir waren die Naldrynnen am Werk gewesen. Noch während wir schliefen, mussten sie sich damit beschäftigt haben, unsere Haare zu verknoten, und das hatten sie recht gründlich besorgt. Unter meinen Fingerspitzen fühlte ich einige hundert winziger Knoten, die ich wahrscheinlich erst in tagelanger Arbeit wieder herausbekommen konnte.

      »Was soll der Unfug«, schnauzte ich den älteren Naldrynnen an, der sich um uns Gefangene zu kümmern hatte.

      Gashdal stieß ein hohes Kichern aus.

      »Lass die Kleinen nur«, prustete er. »Was sie mit euch machen, ist nichts im Vergleich zu dem, was euch noch bevorsteht.«

      Ich wurde sofort hellhörig.

      Obwohl unsere Lage als Gefangene an Bord ausgesprochen hoffnungslos wirkte, hatte ich dennoch den Gedanken an Flucht niemals aufgegeben. Es musste einen Weg geben, die ZYRPH'O'SATH zu verlassen. Die einzigen Lebewesen, die wir bis jetzt zu Gesicht bekommen hatten, waren der alte Naldrynne Gashdal und nun seine Enkel oder Kinder. Mit Gashdal zurechtzukommen, war ausgesprochen schwierig. Er war übellaunig, behandelte uns schlecht und erlaubte sich mitunter einige ausgesprochen boshafte Späße auf unsere Kosten. Aber er hatte einen Vorteil: er war überaus geschwätzig.

      Natürlich war ich daran interessiert, wohin die Reise mit der ZYRPH'O'SATH ging, und wenn es jemand gab, der mir weitere Informationen liefern konnte, dann war es Gashdal.

      Ich glaubte einen Weg herausgefunden zu haben, auf dem sich mit dem Alten reden ließ; man musste ihn provozieren.

      »Pah«, machte ich daher und warf ihm einen seiner besonders ungebärdigen Enkel einfach zu. Chipol sah mich von der Seite an. Gashdal fing seinen Nachkömmling auf und machte, soweit das bei seinem dichten Pelz überhaupt zu sehen war, ein griesgrämiges Gesicht.

      »Ihr werdet es erleben«, sagte er trotzig und sah mich dabei herausfordernd an. Ich zuckte mit den Schultern.

      »Was erleben?«, fragte ich knapp. Ich stand auf, dehnte und streckte mich, um die Gelenke wieder geschmeidig zu machen.

      Unsere Zelle war etwa zwanzig Quadratmeter groß, quadratisch und ziemlich sparsam möbliert. Es gab einen Tisch, zwei Stühle und zwei Pritschen, auf denen wir oft gelangweilt herumlagen, weil wir mit unserer Zeit nichts Besseres anzufangen wussten.

      Ich hatte den Verdacht, dass wir in einem Sektor der ZYRPH'O'SATH untergebracht worden waren, der speziell für die Lebensbedürfnisse der Naldrynnen hergerichtet worden war. Das Licht in diesem Raum war ausgesprochen düster, genau passend also für die großen Augen der Naldrynnen, die sehr empfindlich auf Helligkeit reagierten. Auch die Schwerkraft lag ein Stück über dem Wert, den ich gewohnt war, war aber offenkundig erheblich geringer als der Durchschnittswert auf der Heimatwelt der Naldrynnen. Gashdals Enkel jedenfalls hatten einen offenkundigen Spaß an der geringen Schwerkraft. Wie ein Haufen entfesselter Gummibälle turnten sie durch unsere Zelle. Gashdal beobachtete sie mit sichtlichem Vergnügen. Erst als einer seiner Sprösslinge bei einem heftigen Satz gegen seinen Körper prallte und ihn von den Beinen riss, wurde der Naldrynne ärgerlich.

      »Lasst diesen Unfug!«, schnauzte er seine Nachkömmlinge an. »Oder ich werde euch zu Halphar schicken.«

      Die Kleinen hörten mit ihrer Beschäftigung auf. Der Name Halphar schien sie erschreckt zu haben.

      Ich hakte sofort nach.

      »Deine Kinder kannst du vielleicht mit Halphar erschrecken«, sagte ich. »Uns nicht.«

      Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich sehen, wie Chipols Lippen zuckten. Er unterdrückte ein Lächeln. Offenbar hatte er begriffen, welches Spiel ich mit Gashdal zu spielen beabsichtigte.

      Gashdal griff sofort nach dem Köder. Wütend starrte er mich an.

      »Prahle nicht«, sagte er drohend. »Du wirst Halphar auch noch kennen lernen.«

      »Dann führ mich zu ihm«, sagte ich herausfordernd. Gashdal machte eine abwehrende Handbewegung.

      »Wenn wir BASTION-V erreicht haben, wird man euch schon zu Halphar bringen.«

      BASTION-V war also das Ziel des Fluges der ZYRPH'O'SATH. Und wie der Name mir verriet, musste es mindestens vier weitere Stationen dieser Art geben. Halphar war, vermutete ich, der Herrscher dieser Station BASTION-V. Und die Wirkung, die sein Name bei den kleinen Naldrynnen hervorrief, deutete darauf hin, dass er ein gefürchtetes Lebewesen sein musste.

      Ich sah Gashdal herausfordernd an.

      »Wir